hoch hinauf

Ohne eigenes Erleben erwirbt man keine Erweiterung des Horizonts. (China)

Dabei heißt es doch, dass Wissen allein den Horizont erweitert! Aber ich denke wir sind uns einig, dass Wissen nicht alles ist, um ein Leben lebenswert zu machen. Ein wesentlicher Faktor sind nunmal unsere Erfahrungen. Auch wenn die wahren Abenteuer in unseren Köpfen sind, so müssen sie doch irgendwann durchbrechen in diese unsere Welt, um sie mit all unseren Sinnen wahrnehmen zu können, um sie erlebbar zu machen.

Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden;
es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.
(Johann Wolfgang v. Goethe)

Wir kennen den Unterschied zwischen dem Ansehen einer Dokumentation und dem eigenen Erleben. Der Eindruck in unser Wesen ist ein anderer. Bei letzterem sind all unsere Sinne beteiligt und es wirkt weit tiefer und nachhaltiger auf uns ein – doch wenn ich keine Wahl habe, dann ist ein Kopf-Abenteuer besser als keines ;-) Und manchmal kann uns das mentale Vorstellungsvermögen aus einem sinnlichen Erleben erretten bzw. es noch vertiefen. Somit landen wir wiederum bei unserem Bewusstsein, das uns - je nach seinem Vorhandensein - unser (Er)Leben flacher oder intensiver wahrnehmen lässt. Bewusstsein als Wissen über das was jetzt gerade geschieht. Und damit unsere Wahl, wie wir die Dinge erleben möchten.

Unser Horizont ist unsere Wahl, ein Leben zu leben. (CSH)

Die Wahl unserer Abenteuer können jedoch unterschiedlicher nicht sein. Was des einen Mut erfordert, ist des anderen Routine. Da wie dort tut es Not, zu verändern und Neues zu wagen. Die Wahl am 29. September mag ein Schritt zu Neuem sein - hoffen wir dass es erlebbar wird und nicht nur im Kopf, in der Vorstellung bleibt ;-)

Nehmen wir doch die Wahl des Nationalrats auch gleich als Gelegenheit, unsere eigene Wahl zu treffen: 
Wie soll das Jahr zu Ende gehen?
Wie soll das eigene Leben weiter gehen?
Was soll aus unserem jeweiligen Leben verschwinden?
Was soll im Neuen Jahr entstehen und wachsen?
etc.

Man kann sich nicht früh und oft genug Gedanken darüber machen. Und oft ist es bei diesen Fragen schwer, eine (neue) Antwort zu finden - weil wir unseren (alten) Horizont nicht verlassen.

Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. 
Und das nennen sie ihren Standpunkt.
(Albert Einstein)

Ich wollte schon immer über den Tellerrand schauen, und sogar über den nächsten Horizont. Beim Segeln, aber auch in Lebensfragen erfahren, was dahinter liegt...

Wer seinen Horizont erweitern will, muss zur See fahren, heißt es in alten Überlieferungen. Nach Jahren auf See, Möwen und Seeadler beobachtend, flog ich in Gedanken oft mit ihnen der Sonne entgegen. Welch eine Freude, als ich vor ca. einem Jahr einen Mann entdeckte, der diesen Gedanken wahr macht! Ohne zu zögern kontaktierte ich Christian Moullec, der es Konrad Lorenz in der Aufzucht von Wildgänsen und anderen Vögeln gleich tat und seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt in ihren Formationen mitfliegt. Wie? - mit einem Ultralight oder Drachenflieger! 

Diesen Sommer war es soweit. Ich fuhr mit Tochter und gleichaltrigem Auto nach Lyon und weiter nach Saint Flour. Um 6 Uhr morgens bei Sonnenaufgang hoben wir ab - und 12 Wildgänse mit uns! Schnatternd freuten sie sich auf den Flug und nahmen es als Herausforderung die Bewegungen des Ultra Lights mitzumachen. Sie überholten es immer wieder und flogen voran - direkt vor meiner Nase, die mit mir als ihrem Besitzer am Vordersitz des Ultralights angeschnallt war. Ich streckte die Hand aus und konnte Gänsefüße und Schwanzfedern halten... und durfte mich wie eine von ihnen fühlen. 

Über eine Stunde zogen wir unsere Kreise in kalter Höhe, wobei mein Blick kaum auf den Boden mit den rustikalen Steinhäusern, Dolmen und Burgen gerichtet war. Auch hier war es für mich faszinierend, den eisigen Wind der Fluggeschwindigkeit direkt in meinem Gesicht zu fühlen, die Thermik wahrzunehmen, die Wildgänse zu hören und neben mir zu spüren...
Ich liebe es mit dem Wind zu segeln... nur fliegen ist schöner. Mit den Gänsen fliegen.