Logbook 12

Rio Dulce - Belize - Prosit Neujahr!

geschrieben von Cornelia.

 

wieder von unten nach oben zu lesen ;-)

 

In dieser dritten Reiseetappe wollen wir alles ruhiger angehen. Der Umbau des kleinen Häuschens im Sommer hat uns einiges an Kraft gekostet und wir brauchen erstmal Urlaub ;-) Weniger Crews und damit weniger Termine sollen uns mehr Zeit für unsere eigenen Projekte ermöglichen und somit gibt es keinen bis ins Detail geplanten Törnplan - wir lassen die Dinge auf uns zukommen und möchten einen Rhythmus finden, der uns trotz Segeln und Bordarbeit unsere Vorträge und Bücher schreiben lässt... mal sehen ;-)

31.12. 

 

4.30

es ist noch dunkel. irgendetwas hat mich geweckt. uh... schon wieder... oh nein! wieder nonos in der koje! ich ziehe wie Harald das leintuch über den kopf und versuche noch zu schlafen bis es hell wird... dann allerdings gehts wieder los mit nonos-jagd :(

die beiden anderen boote haben ebenfalls welche an bord... nichts wie weg aus dem mangroven-ankerplatz!

 

9.30

wir segeln weiter nordwärts zum Tobacco Cay, ebenfalls ein schöner schnorchelplatz am riff. 

die vier deutschen segler wollen mit uns Sylvester feiern und schlagen vor, mit langusten, sekt und wein zu uns zu kommen. Harald kocht penne mit conch und thuna und ich sorge für musik und service...  

 

 

Sylvester

 

Uli und Kurt bringen ihre Signalpistolen mit, die sie bei dieser gelegenheit testen wollen. sie haben sich zusatzeinsätze fertigen lassen, um im notfall auch schrot abfeuern zu können... und pünktlich um mitternacht knallen die korken und die pistolen... der donauwalzer tönt aus dem lautsprecher und einige leuchtfeuer erscheinen am himmel. schließlich feuert Kurt die dritte ladung ab und wird plötzlich ganz still... es dauert einige sekunden, bis wir merken, was los ist - tatsächlich ist seine pistole in zwei teile gebrochen!!!!!! - und er hat sich auf zwei fingern verletzt. just an dem finger, den er in einer kreissäge zur hälfte eingebüßt hatte - und das alte trauma kommt hoch - sein kreislauf bricht zusammen... wir verarzten, trösten ihn und lassen ihn und Brigitte, die ihm beisteht, bei uns im salon schlafen... 

 

so findet die party ein jähes ende, das gottseidank noch glimpflich ausgeht. nicht auszudenken, was alles hätte passieren können... diese signalpistolen sind wohl auch mit vorsicht zu genießen! er hatte sie gebraucht von einem anderen segler gekauft... in den USA sei es gang und gäbe, diese schroteinsätze in die leuchtpistolen einzusetzen...  

 

 

1.1.2018  Prosit Neujahr!  - ein start mit hindernissen... 

 

es ist 3.15 morgens als ich in die koje sinke...ich schlafe nicht viel... bin immer wieder munter. um 6.30 geht es Kurt so gut, dass Brigitte mit ihm zurück zur Elena fährt. einige stunden später - nach einem neuerlichen schlafversuch und einigen aufräumarbeiten helfen wir Elena den anker zu lichten und verabschieden uns... sie gehen mit der Momo gemeinsam zurück nach Placencia... wir wollen weiter nordwärts zu dem Turneffe Islands Atoll außerhalb des Riffs im Atlantik...

 

13.00

der wind dreht von NW auf NO - nicht gut für uns und wir müssen den motor zu hilfe nehmen, um noch rechtzeitig im riff ankommen zu können, denn nach 16.00 ist die sicht nicht mehr gut. 

ich nütze den motor, um 120 l wasser für unseren duschtank zu machen - es ist wieder mal wäsche waschen angesagt. 

 

16.00 

ebbe. das riff ist gut sichtbar. ohne probleme fahren wir zwischen den scharfkantigen korallen ins innere des atolls. eine exquisite clubanlage ist zu sehen...nur 5 leute am strand, der von großen betonwellbrechern geschützt ist. 

da! da ist etwas im wasser! ...eine bottlenose-delphin-familie begrüßt uns neugierig - mit dem kleinsten baby, das ich je gesehen habe ;-)

 

wir bringen zwei anker aus, um ruhig schlafen zu können und genießen es, das einzige boot hier zu sein.

 

 

...so hat das Neue Jahr turbulent begonnen...

30. dezember

 

...gemütlich tuckern wir richtung Twin Cays. 

es ist wenig wind und ruhiges wasser. ein motor läuft mit... unsere Nono-bisse beginnen nun so richtig zu jucken... bei 93 höre ich auf zu zählen und da ist mein rücken noch nicht dabei, der mich, übersät mit roten tupfen, an meine feuchtblattern-kindheit erinnert. ich versuche, den juckreiz mit wasserstoffperoxid und insecticum-salbe einzudämmen... aber es hilft nur bedingt. auch Gerhard leidet... nur Harald hat kein problem damit.

 

auf dem weg durch die Blue Ground Range Cays treffen wir einen uns aus Venezuela bekannten Segler... ein Südafrikaner aus Namibia. wir winken und grüßen uns zu... schauen nach hinten und sehen gerade, wie die Elena über eine sandbarre „stolpert“ kurz hängen bleibt und mit vollgas rückwärts wieder frei kommt. über funk kam auch gleich die bestätigung „wir sind soeben aufgelaufen!“ ruft Brigitte in den funk - „in der karte war nichts eingezeichnet“ (wie so häufig). sie fahren weiter, während wir ankern und mittagessen (gemüsesuppe mit gurkensalat) ...und während dessen, kommt ein chartercat mit vollgas in die bucht und fährt mit 5-6 kn ebenfalls auf die sandbarre auf... er hatte etwas zu tun, um wieder frei zu kommen, schaffte es aber mit seinen starken motoren doch auch mit vollgas rückwärts. 

kurze zeit später hören wir über funk, dass die Momo ebenfalls bei der einfahrt in die Twin Cays auf grund gelaufen und stecken geblieben ist. „ich komm nicht frei!“ ruft Uli über kanal 68. Kurt von der Elena war auch schon dort und will ihm helfen... doch dann schafft es die Momo doch aus eigener Kraft... mit vollgas durch den sandschlamm ins tiefere wasser. 

das ist der grund, warum sich viele segler vor Belize fürchten oder nur bestätigte wasserstraßen befahren. das gute daran: es begegnen uns kaum boote. 

 

wir nähern uns mit „augapfelnavigation“ (= ich stehe am oberdeck und halte ausschau nach flachstellen) ebenfalls und sehen beide boote bereits in den cays ankern... wir haben einmal 0,70 unterm kiel...keine probleme mit 1,30 m tiefgang und vor allem genauer beobachtung. Harald fährt hier mit drei bis vier seekarten, die er vergleicht und das wiederum mit den örtlichen gegebenheiten abgleicht. die sicht ist immer noch die beste navigation.  

 

innerhalb der mangroven liegen wir völlig ruhig. die nachbarinsel - Southwatercays - ist eines der schönsten schnorchelplätze. sogar eine außenstelle der universität für meeresbiologie ist hier. 

 

das gesamte belize-barrier-reef steht unter naturschutz und als wir an der Atlantik-außenkante des riffs schnorcheln, dürfen wir uns an den bunten fischen und korallen erfreuen... es ist wunderschön... seit langem wieder ein buntes, intaktes korallenriff mit fischen :-)

 

29. dezember

 

wir wollen weiter. das wetter ist zwar nicht besser geworden, aber dableiben ist keine alternative. wir machen uns auf zu den Twin Cays. Groß und Fock sind gesetzt. ...und da vernehmen wir ein geräusch, nach dem sich Harald und Gerhard schon mit jeder faser gesehnt haben... grrrrrrrrrrrr....ein biss! ein kleiner Thuna! zur freude der männer. und gleich darauf wieder grrrrrr..... ein weiterer Thuna. anscheinend ist hier ein schwarm unterwegs. das gibt herrliches sashimi und filets ;-)

 

wir haben eine gute überfahrt hart am wind - 30° ! - und 6,5 kn fahrt. fock und groß mit 1. reff bei 20-25 kn wind aus NNW. wäre der regen nicht, hätten wir ein herrliches segeln. so ist es ziemlich nass.

die Elena segelt mit vollzeug an uns vorbei und die Momo segelt mit der Genua ebenso schnell wie wir. sie haben höhere masten und daher mehr segelfläche. und - ein einrumpfboot hat niemals eine so harte belastung am rick wie ein catamaran. 

 

die Sapodilla Lagoon entpuppt sich als gekennzeichnete einfahrt mit einer riesigen, von allen seiten geschützten bucht. das wasser ist schön und keine welle, sodass ich gleich nach dem mittagessen hineinspringe und schwimmend die anderen boote besuche... offenbar bin ich so animierend, dass alle anderen auch schwimmen gehen... es ist herrlich - der erste entspannte „schwumm“ seit ewig. 

 

danach fahren wir mit dem dinghy in die neu gebaute marina und staunen nicht schlecht, was da entsteht! luxuriöseste stege, bäder, bars, parks etc. etc. - eine mehrere hektar große anlage mit 300 grundstücken, die mit bootshäusern verkauft werden. einige sind schon bebaut und wir plaudern mit ein paar Amis, die hier ihren alterssitz errichten. 

auf unserem spaziergang ernten wir Papayas und Bananen. Und zu meiner großen freude sehen wir wilde grüne Papageien, Agutis und einen Falken! er sitzt auf einer Pinie und sendet immer wieder denselben ruf aus... ich versuche zu antworten mit einem ähnlichen pfiff... und schließlich überfliegt er uns ganz tief, beäugt uns und stößt noch weitere schreie aus... ich sehe seine wunderschönen zeichnungen und seine dunklen augen... ein wunderschönes tier!

 

 

die anlage wird streng bewacht - von bis an die zähne bewaffneten wachleuten. wir dürfen uns auf eine bank am steg setzen und nehmen dort zu siebent unseren sundowner... einer der wachleute kommt her und plaudert mit uns... erzählt uns einiges aus seinem privatleben, freundin, job, eltern etc. und Uli fragt, ob es hier krokodile gibt... „Yeah, very big ones!“ ... „No!“ ...rufe ich, „we were swimming in the lagoon! how big?“ ... „the biggest one, I saw, was 17 feet. I would never swimm here!“ ...ächz... wir sehen uns an und schlucken. zum glück wussten wir es nicht und konnten das Schwimmen genießen ... 

28. dezember

 

wir liegen in den Pelicane Cays vor dem Hideaway-Island, auf dem eine amerikanische familie mit einer kleinen tochter wohnt. es regnet. wieder und wieder. zwei fenster bekommen wir einfach nicht dicht, weil wir nicht erkennen können, woher das wasser kommt. zum leidwesen aller segler sucht sich wasser die kleinsten ritzen oder risse, um dann ganz woanders wieder rauszukommen. das wird unser kreuzworträtsel des wasser sein diese saison...

 

letzte nacht kamen squalls mit über 30 knoten... der wind riss an allem, was nicht fest war, wild entschlossen, es loszufetzen. unser anker rutschte...aber wir konnten bleiben. mussten wir ja zuvor schon 2 x umankern. zuerst wegen einer Nono-invasion an bord, (diese kleinstfliegen, die beissen wie verrückt und juckende, rote tupfen, ähnlich von flohbissen, hinterlassen) und dann als ein chartercat reinkam und planlos war, sodass wir ihm die mooring überließen. 

 

ein kleines boot mit einem italospanier drauf rutschte in den böen hoffnungslos dahin und wäre fast auf die Elena draufgeslippt... die boote standen nahe beisammen und alle skipper waren in ihren cockpiten mit laufenden motoren, bereit zu reagieren, wenn es sein müsste. unser neues saling-licht beleuchtete die szene... und mit dem großen scheinwerfer holten wir uns die anderen boote durch den waagrechten regen ins blickfeld. Larry, ein Ami, der schon seit 2 wochen hier liegt und gut verankert ist, fuhr mit seinem dinghy von boot zu boot und bot hilfe an. Paolo brauchte seine hilfe, um an eine freie mooring zu kommen, denn er hatte keinen ankergrund mehr. zuwenig kette für 20 meter tiefe. aber alles ging gut und wir wetterten im cockpit ab, bis das schlimmste vorbei war. 

24. dezember WEIHNACHTEN

 

weihnachten. segler unter sich. die „lieben“ sind zu hause und so feiert man weihnachten mit menschen die man erst kurz oder gar nicht kennt. unsere 10-köpfige wahlweihnachts-familie bestand aus Kurt und Brigitte von der Elena, die wir vor einem halben jahr im Rio kennen gelernt haben, Ulli und Gerda von der Momo, die wir ebenso lang kennen, Andreas und Trixxi von der Afrika, erst zwei mal getroffen... und Karl ein einhandsegler, den wir gar nicht kennen. Und natürlich Gerhard, den wir schon einige Jahre kennen. Er ließ seine backkünste spielen und zauberte kipferl und stritzel für die gäste. Elena bringt langustenschwänze mit zum grillen... momo steaks und salat... Karl ein conch-service... und wir steuern nasi-goreng, wiener erdäpfelsalat und Gerhard‘s bäckereien bei. der tisch ist voll... die bäuche auch bald - und im cockpit sitzen wir noch bis mitternacht bei weihnachtsmusik, drinks, unserer mini-lichterkette und lustigen gesprächen...

 

der heilige abend ist auf see ein spontanes feiern, wie es sich ergibt. mit menschen, die nicht zur familie gehören. es ist ein offenes kommunizieren und in beziehung gehen. ein herzlicher austausch zum nächsten über die famliären grenzen hinweg. ein teilen von dem was da ist. und ich denke, das ist ganz im sinne der bedeutung dieses festes. 

 

am strand wird ein feuerwerk abgeschossen... und zwei schiffe mit aufwändigen lichterschmuck fahren auf und ab... wir feuern eine leuchtrakete ab - Harald hat schon länger eine kugel im lauf stecken, die nicht mehr rausgeht und Kurt fasst sich ein herz und schießt sie ab - tatsächlich ging dabei der lauf auf... denn die stecken gebliebene patrone zerlegte sich... aber Kurt hat schon seinen zeigefinger bei einer kreissäge verloren und meinte: „ich hab eh keinen finger mehr, also kann nichts mehr passieren...“ zum glück wurde es auch als weihnachtsgruß und nicht als seenotsignal interpretiert ;-)

 

 

22. dezember

 

wir nehmen kurs auf den riffkanal richtung Placencia. 22 knoten wind aus NO. endlich geht die post ab ;-) ich setze mich ganz vorne an den spitz des backbordbugs und genieße es, wie die wellen Florimell aus dem wasser katapultieren und wieder eintauchen lassen...

Der NO kommt genau auf die Nase, wir müssen also bis Placencia hart am Wind kreuzen. Dank der Selbstwendefock ist es kein Problem. 

 

16.00

 

wir nähern uns unserer zielbucht... und wie zur begrüßung tauchen vor uns eine delphinfamilie auf! sie umrunden unser schiff und schwimmen ebenso in die bucht. ein paar schiffe ankern dort und wir erkennen schon die Momo und die Elena... kurt steigt ins dinghy, holt Ulli ab und sie kommen uns entgegen. „Hey - rechtzeitig vor Weihnachten! schön, euch wieder zu sehen!“ wir ankern und begrüßen alle an bord zu einer wiedersehensumtrunk... die delphine sind weiterhin in der bucht und zeigen uns herrliche sprünge... „willkommen!“

21.12.

 

wir ankern in New Haven. Da wo Harald vor 18 Jahren das verlassene haus von Bad Luck Charly entdeckte. es war aus korallenstöcken gebaut, mit bunten glasflaschen die fenster verziert, ein schöner holzboden darinnen. im ersten stock gab es noch die bibliothek, schriftstücke etc. hinterm haus fand er zwei gräber. eines hatte eine sonnenbrille am holzkreuz. man hatte Bad Luck Charly in seinem holzkanu mit eingeschlagenen hinterkopf gefunden..., sein hund Coco war ebenso neben ihm begraben...

 

wir schlugen uns durchs dickicht und fanden noch die grundmauern des hauses und ein paar eisenteile, die herumlagen. der jungle hatte es zurückerobert. und vieles wurde sicher von menschen abmontiert im laufe der jahre.

 

im seichten wasser schwimmt ein rochen vor meine füße... ich habe ihn aufgescheucht. ein seestern ist zu sehen...

 

harald und gerhard holen palmenherzen und kokosnüsse - das wird unser mitagessen ;-)

20.12.

 

7.00 tagwache. anker hoch und auf nach Livingstone. der Rio ist nebelverhangen und manchmal ist der nebel so dicht, dass wir gar nichts sehen können. ich blase in das nebelhorn...die fischer weichen uns aus. 

an beiden ufern des Rio gehen steile, dicht bewachsene felswände hoch. es ist still, nur das krächzen der reiher ist ab und zu zu hören. wir tasten uns durch den nebel... und je näher wir der mündung kommen, desto heller wird er... bis wir dahinter schon die sonne sehen... und genau mit dem ende der berge endet auch der nebel... wir tauchen in gleissendes sonnenlicht ein und erblicken das hell angstrahlte Livingstone mit hunderten von pelikanen, reihern, möven, schwalben, fregattevögel etc., die die ankernden boote mit beschlag belegen. 

 

9.30

Harald und Gerhard gehen an Land zu Roul ausklarieren, ich bleibe an bord und beobachte die Vögel. Endlich lässt sich auch ein Pelikan auf unserem boot nieder! entzückt begrüße ich ihn und mache ein paar fotos...

 

alles geht wie geschmiert und endlich richtet Florimell ihren Bug ins meer hinaus. als catamaran mit nur 130 cm tiefgang kommen wir problemlos über die barre und schon schmecken wir wieder salzwasser. Harald nimmt kurs NW 350° auf Punta Gorda. wenig wind, wir müssen motorsegeln. 

 

13.15

Punta Gorda. wir hissen die gelbe quarantäne-flagge und Harald geht an land, um einzuklarieren. bei der imigration sind wieder einige zettel auszufüllen...beim custom müssen auch 6 zettel ausgefüllt werden...  und er avisierte seinen besuch an bord. normalerweise müssen die zöllner an bord kommen, denn es ist verboten, gemüse und obst einzuführen. In Belize ist es jedoch weit teurer als in Guatemala, weshalb wir natürlich - wie alle segler - einiges in den kielen gebunkert hatten. 

der harbourmaster klärte den captain auf und fragte, was er an bord und im kühlschrank habe... „butter...beer...kraut...some bananas, one orange...“ - und er antwortete: „ok, you have to eat the butter, the bananas, the orange...everything. than you put it in a closed container and than you can put down the yellow flag.“ 

Harald kam erst um 14.45 zurück an bord... inzwischen war ich endlich wieder im salzwasser baden... locker 29 grad! 

er ordert: „flagge runter!“ und startete die motoren. der wind ist nicht günstig - wir müssen wieder motorsegeln. 

wir schaffen es nicht mehr bis New Haven. also ankern wir hinter der ersten insel - Cayo Moho - ein verlassenes feriendorf. ein boot ist am steg festgebunden. wir gehen an land und rufen „helo“ is anybody here?“ ...“yeah... here man!“... er liegt in einer hängematte im ehemaligen speisesaal. wir plaudern mit einem 20-jährigen jungen, der hier mit ein paar anderen abwechselnd aufpasst, dass nichts gestohlen wird. dafür bekommt er 500,- dollar im monat. 

die besitzer - eine europäische company - haben drei ressorts. warum sie dieses hier verfallen lassen, weiß er nicht. vielleicht spekulation? 

 

 

wir dürfen uns umsehen... wenn wir wollen auch in die häuser gehen... Harald fragt, ob es kokosnüsse gibt... „sure! do you want me get one for you?“ - „that would be very nice!“ aus 1 wurden 4 nüsse, die er uns von einem dach aus pflückt und runterwirft... er öffnet sie uns auch noch mit der machete bzw. bereitet sie vor. als dankeschön bekommt er zwei dosen bier von uns. nach einer netten plauderei über dies und das fahren wir schließlich im sonnenuntergang zurück an bord.

19. dezember

 

unser freund Gerhard ist gestern nach einer 2-tägigen reisezeit gut angekomen. leider zeigte sich der Rio von seiner regnerischen seite... alle paar minuten kam ein überläufer. aber so ist das tropenfeeling in der regenzeit nun mal und es störte uns nicht im mindesten.

 

heute ist bunkern angesagt. großeinkauf. denn hier in Guatemala ist alles viel günstiger als in Belize. wir pilgern mit drei großen rucksäcken und zwei einkaufstaschen zum supermarkt, zu zwei weiteren läden... ich habe mühe, den schweren lastwägen auszuweichen, die ganz knapp an den verkaufsständen vorbei fahren. von dem vielen regen ist alles überschwemmt und riesige pfützen spritzen am straßenrand, wenn ein „Tuc-Tuc“ durchfährt. während ich mit all den sachen im „Sundog“ warte, holen die männer noch zwei paletten bier, einen karton wein und jede menge gemüse. schwer beladen kommen wir retour an bord, ich brauche eine geschlagene stunde, bis ich alles verstaut habe. 

 

„anker hoch!“ heißt es und ab die post. endlich geht es flußabwärts richtung meer...ca. 30 seemeilen. der wind bläst aus Ost...direkt auf unsere nase mit 10 knoten. wir müssen motoren und machen 5 - 6 kn fahrt. Wir wollen bis zur Texan Bay, wo es einen guten halbwegs sicheren ankerplatz gibt und dort die nacht verbringen.

 

regen. mit einigen pausen.

in der Texan Bay angekommen, ankern wir und wenige minuten später kommt schon ein einbaum des weges und macht bei uns halt. ein vater mit seinem sohn. er möchte uns geschnitzte boote verkaufen... und wir nehmen ihm eines ab, das aus madeiraholz eine schöne schale abgibt, im tausch gegen taue, essen, armbänder und ein paar quetzales.  der regen hat pause und wir machen mit dem dinghy eine rundfahrt durch die creeks. verwunschene wasserpfade durch den regenwald. vereinzelte armselige häuser auf stelzen gebaut, einbäume vor der tür, die obligate wäsche auf der leine und brennholz zum trocknen aufgeschichtet. wir schenken einer frau ein altes tau, das sie gerne annimmt. bei Mike kehren wir ein und er macht sofort auf gastgeber - country-music, speisekarten und bier. er setzt sich zu uns an den tisch und dreht sich ungeniert einen riesenjoint. am massiven sofa aus baumstämmen liegt sein 3-jähriger sohn und schläft. er erzählt uns, dass er aus Texas stammt - daher der name der bucht - und vor vielen jahren mit dem segelboot und seiner frau hier ankam. sie blieben und eröffneten eine marina. seine frau jedoch wurde immer trübsinniger „She hate the boat, she hate the Rio, she hate Guatemala... and so I gave her money to go home.“ sagte er und sie trennten sich. und siehe da - sie lebt noch heute im fluss - allerdings an einem anderen ort. „So, I think, she hate me...“ lachte er. 

inzwischen hat er eine neue frau aus der gegend, einen stiefsohn und „Little Mike“, der schlafend am sofa liegt. 

Mike sen. schätze ich auf ca. 65 jahre. immer wieder frage ich mich, wieso menschen an orten wie diesen hängen bleiben...

 

 

wieder an bord der Florimell wurde es dunkel. das wasser spiegelglatt. kein laut zu hören. ich fühle mich wie im sumpf von New Orleans oder im Indian River... mystisch... magisch. immer wieder kommt ein regenschauer durch und nachts schüttet es wie aus kübeln. doch schlief ich so gut wie lange nicht mehr...ohne motorbremsen der lastwägen oder lauten außenbordmotoren.

15. dezember

 

die tage im Rio sind gezählt... montag kommt unser freund Gerhard an und dann geht es endlich raus aufs meer und rauf nach Belize, Placencia... wo schon ein paar segelfreunde warten um mit uns weihnachten zu feiern... 

wir testen immer wieder segel und motoren und verbessern einige kleinigkeiten da und dort...

die kaltfront ist durch und ich war sogar im Rio baden - ca. 30 sekunden lang ... kneippkur! 

 

mit dem baldigen aufbruch kommen die lebensgeister wieder ;-))

in einer jungle-bar & restaurant nehmen wir einen drink - Dreamcatcher ist ihr name - ein traumhafter ort...

8 Dezember

 

das parfum der Segler hier ist immer das gleiche: „Off active“ mückenschutz. es gibt hier mehrere arten von moskitos... normale (wie wir sie kennen), ganz winzig kleine (die durch jedes Netz kommen) und extrem große, die enorme dippeln verursachen. daneben gibt es wohl noch ameisen und anderes getier... wie fliegen etc. und die von vielen gefürchteten Nonos, eine art sandfly, deren bisse wie flohbisse jucken. (die liebe ich besonders... denn die beginnen erst einen tag später zu jucken - dann aber wie verrückt, meistens in der nacht, wenn ich versuche zu schlafen...) in dieser saison bekamen wir von Kurt und Brigitte (Elena) den tipp, die bisse mit wasserstoffperoxid abzutupfen... und das hilft tatsächlich! der juckreiz geht weg. (mehr als bei allen salben aus der apotheke). 

ein biss hat mir allerdings rätsel aufgegeben: mitten am dekoleté juckte auf übliche art und weise ein mückestich. seltsam war, dass er nicht kleiner wurde, sondern verhärtete und blieb. nach zwei wochen kam mir das spanisch vor und bei genauerer inspektion im spiegel sah ich, dass der dippel mit flüssigkeit gefüllt ist und einen gelben punkt hatte, wie ein einstich... kurzer hand begann ich zu drücken... das ging gar nicht so einfach... doch mit papier gab der dippel schließlich nach und es kam ein ca. 4 mm großes, gelbweißes, längliches gebilde heraus. der rest ging weg wie eine brandblase... und die haut war darunter rot und offen und brannte... sofort desinfiszierte ich die stelle und gab eine heilcreme rauf. erst jetzt begann ich nachzudenken...

und mir fiel die geschichte von harald ein, der in afrika einen riesendippel am oberarm hatte, der einfach nicht aufging. erst nach intensiven einsatz von zugsalbe gab auch der nach und ein mehrere zentimeter großer wurm kam raus!!! - nach auskunft eines missionars zwar harmlos, aber dennoch grauslich :((

ab jetzt inspiziere ich alle meine bisse mit akribischer genauigkeit ;-) schießlich sind wir zur regenzeit in den tropen... ,-0

 

das witzige ist, mir hat immer entsätzlich vor dieser vorstellung gegraust. und jetzt ist es ganz normal... offenbar nimmt der mensch situationen tatsächlich viel gelassener hin, wenn sie real werden als zuvor in der vorstellung ;-)

 

tiefdruckgebiet mit einem sonderbaren NW-wind. temperatursturz auf 20 grad. kalt. dicke wolken bedecken den himmel zur gänze. 

wir gehen an bord der Pink Panther - Harald hilft bei der ersten probefahrt mit reparierten motoren und ersatzsegeln... alles läuft nach plan... am lago Izabél hat es stolze 20 knoten wind ;-)

 

sie müssen in zwei tagen rauf nach Cuba, um dort gäste zu empfangen... wir grüßen sie in ihrem Kaperbuch :)

4. dezember

 

black monday

 

die Elena mit Kurt und Brigitte lichtet den anker und bricht nach Belize auf. wir wollen uns auch mal bewegen und sie als eskorte ein stück begleiten... doch dazu kommt es nicht.

wir holen die ankerkette ein stück hoch... und starten die motoren... es gilt noch, wasser bei der tankstelle zu tanken. also fender raus, leinen richten etc. - da sehe ich weiße rauchschwaden vom backbordmotor aufsteigen... „harald! schnell motor aus! er raucht und stinkt!...“ - wir schalten aus... im motorraum ist alles ok. also versuchen wir wieder zu starten... nichts. 

SHIT! ...es kann doch nicht schon wieder wasser im tank sein!! erst vor 2 wochen haben wir alles ausgepumpt und durchgeputzt... !! 

 

aber was hilft alles schimpfen und fluchen... wir müssen den tank kontrollieren. 

  • und tatsächlich! wieder jede menge wasser drin! das gibts doch nicht! wieso????

wir pumpen ca. 3 liter wasser aus dem tank... der restliche diesel sieht auch nicht gut aus, ist aber ok. kann das vom pilz kommen?  kondenswasser in so kurzer zeit? - alles unwahrscheinlich.

 

2 stunden, 2 geputzte filter und einige tiefe seufzer später läuft der motor wieder... aber er raucht noch auf standgas. 

wir gehen an die tankstelle - entsorgen den kaputten diesel, tanken wasser und kaufen ein dieselmittel gegen pilz etc. 

 

jetzt aber los! eine runde durch den Rio... unter die brücke durch... ein kurzer besuch beim Pink Panther... und wieder retour... 

 

plötzlich ein rumpler! das schiff macht einen hopser!

aufgesessen? wir bewegen uns weiter... wieder frei! - aber NEIN! harald kann nicht mehr steuern! - das ruder weg? ... ich sause in den rumpf und schau, ob wassereinbruch ist... nein. gottseidank. (uff) - also manövriert harald das schiff nur mit den beiden motoren ein stück weiter und ich lasse den anker runter. tauchgang.

 

und ja - das ruder ist verbogen und ein wenig in den rumpf hinein gedrückt. offenbar sind wir irgendwo hängen geblieben... :-O

also heißt es - ruder abmontieren. im wasser. erst schlagen wir den schaft von oben raus... dann geht harald mit schnorchel runter und holt das ruder raus. da es auftrieb hat, ist das alleine machbar. es wieder reinzubekommen ist allerdings weniger einfach.

 

wir holen es an deck und schauen uns die bescherung an... das dicke stahlrohr ist verbogen. 

 

Ulli von der Momo hat uns gesehen und kommt vorbei um zu sehen, was los ist und ob wir hilfe brauchen. wir erzählen im alles - und er meint, er habe dort an der stelle, wo uns das passiert ist, schon mal stangen im wasser gesehen. na toll. da hilft kein tiefenmesser. 

 

als wir ihm vom tank erzählen, meint er... „ das kann nur beim einfüllstutzen reinkommen, schau doch mal nach, ob er dicht ist...!“ harald ist skeptisch und meint, das kann nicht sein... sieht alles dicht aus... aber wir schrauben ihn dennoch auf... die dichtung ist bröselig... nicht gut. aber davon kann es nicht sein.... aber als wir den verschluss anheben - siehe da! - ein loch!! klein aber fein! im schlüsselloch selbst! durchgewetzt! - und nachdem wir gerade 3 tage nieselregen hinter uns haben, kein wunder!!

 

somit ist also die herkunft des rätselhaften wassers im tank geklärt! :)

jetzt gilt es das ruder wieder gerade zu biegen und auch wieder an seinen platz zu bekommen... der captain geht damit auf suche nach einem geeigneten biegeplatz und mechaniker...

 

mit einem betonklotz, in dem ein metallrohr einbetoniert war, in das zufällig der ruderschaft hineinpasste - und einem 3 m langen, schweren baumstamm biegen harald und zwei starke männer das stahlrohr wieder ziemlich gerade... das ruder selbst hat ein paar macken abbekommen, aber die sind nicht schlimm, das steht beim nächsten trockendock am programm.

 

jetzt der einbau. 

da das ruder innen hohl ist (polyester) hat es enormen auftrieb - es geht also nicht unter. der nachteil - es braucht kraft, es unter wasser zu drücken UND in das loch vom ruder einzufädeln. wir befestigen ein dünnes seil mit einer schraube im gewinde am ende des rohrschafts, das harald zuvor durch das ruderloch gefädelt hat. damit kann ich nun von oben ziehen, während harald es runterdrückt und einfädelt... zwei versuche - und es klappt! ...ich sehe den schaft durchs loch auftauchen... allerdings gehen alle dichtungen mit rauf... werden wir mit fett versuchen wieder halbwegs dicht zu bekommen. 

 

ok -nächster schritt - die ruderseile wieder installieren... danach einstellen. ich drehe am steuerrad...hin und her... damit hartald im ruderkasten sieht, wie es läuft... und - 

 

DU GLAUBST ES NICHT! - jetzt bricht wieder der autopilot und die kugeln rollen raus!!! - 

jetzt frag ich mich, ob es den klabautermann gibt!

 

fliegender wechsel zum steuerrad... wieder abgebaut... es beginnt schon zu dämmern...aufgemacht - und es ist wieder dieselbe Sch...... wie zuvor. auch dieses ersatzteil ist an derselben stelle gebrochen - ein kleiner kunststoffzapfen in dem ein metallgewinde sitzt. dadurch gehen die beiden kusntstoffrahmen ein wenig auseinander und zack... die kugeln aus dem kugellager fallen raus.

(im vertrauen - alle segler sind sich einig - der AC 100 ist der besch....iss...dste autopilot, den Raymarine je erzeugt hat. nur die händler freuen sich - so viel haben die noch nie an ersatzteilen verdient!)

 

harald saust zum raymarine-händler, der ein gebrauchstes teil liegen hat - holt es... und es beginnt ein zweistündiges geduldsspiel, alle kugeln wieder an ihren platz zu bekommen... (wenn es da einen trick geben sollte - wir haben ihn leider nicht finden können!) - noch dazu auf einem leicht schaukelnden schiff raufst du dir bald mal die haare! 

aber mit der letzten verzweiflung schaffen wir es irgendwie - alle kugeln drin! aus allen noch vorhandenen ersatzteilen die besten zusammengebaut und wieder am rad montiert!

wenn wir nicht so fertig gewesen wären, hätten wir gejubelt.

 

ruder will harald morgen einstellen, es ist schon finster. wir haben gute fischfilets und er geht in die kombüse. ich gehe an den sicherungskasten um einen innenlichtschalter einzuschalten. 

 

wup. aus. finster. alles. was ist jetzt wieder??????

harald hängt kurz die starterbatterie dazu...die stromanzeige geht wieder rauf... alles geht wieder. 

wir probeiren alles durch, auch dieselbe schaltung wie zuvor... jetzt geht wieder alles! 

also jetzt kann mir erzählen wer will... JA! es GIBT einen KLABAUTERMANN!

 

...vorallem an vollmonden, wie heute!

 

 

...leider haben wir aufgrund der schockzustände nicht ans fotografieren gedacht :((

1. dezember

 

Advent im Rio Dulce

 

...das wetter ist kühl. meist sonnig, aber auch noch ab und zu regnerisch. nachts schläft man herrlich soferne die Jeck-Brakes der riesigen LKWs auf der brücke nicht zu häufig schnarren...

harald entschloss sich nunendlich ein 3. reff machen zu lassen und so liegt unser Großsegel beim segelmacher. 

 

beim Yamaha-mechaniker lernen wir Cito kennen. eine gans. aber eine, die ihrem herrl aufs wort folgt. „Cito!“ ruft er... und man hört im hinteren bereich des areals schon ihr geschnatter... „Cito!“... und sie kommt mit kerzengrad erhobenen hals und schnatternden schnabel zwischen den motoren hervor... „Cito!“ ...sie senkt den kopf vor ihm...demütig... und lässt sich streicheln. aber nur von ihm. uns würde sie am liebsten zwicken... aber das herrl durchschaut ihre absichten schon im ansatz uns mahnt „Cito! No!...Ci-too! NO!“... was sie widerwillig zur kenntnis nimmt. so lassen wir sie wieder alleine, denn wir wollen uns nicht mit ihr anlegen...

 

 

ein ausflug zum nahen thermal-wasserfall bringt genussvolle abwechslung in den bootsalltag. 

El Paraiso heißt der ort... und es ist ein kleines paradies. türkises glasklares wasser... noch dazu warm... heilqualität... ein mystischer wasserfall, der die naturausgabe von André Heller‘s Swarovsky-Installation sein könnte... alte, verwurzelte bäume... tropfsteinhöhlen... grotten... quellen...heilschlamm... einfach paradiesisch! ...eine reinigung für körper, geist und seele.

 

im landesinneren herrscht landwirtschaft und viehzucht vor. die kühe sind hier glücklich, keine milchkühe. sie laufen frei herum, mit pferden oder schweinen... die ebenso glücklich durch den wald streifen...wenn sie die gauchos nicht zusammenholen. 

einige kinder sind schon geschäftstüchtig und wollen uns cocosnüsse oder brotfrucht als proviant verkaufen. 5 Quetzal die nuss, 2 Quetzal ein stück fertig zubereitete brotfrucht. natürlich kaufen wir ihnen einige ab...

die menschen hier leben in einfachen hütten, nur bambusstäbe als wände...hängematten als betten... die frauen tragen noch die trditionellen gewänder, die männer jeans, stiefel, gürtel, hemd und hut. 

 

 

mit zunahme der segelbekanntschaften erhalten wir auch einblick in die gerüchteküche und geschichten rund um den fluss...

die vielen marinas kämpfen ein wenig untereinander, aber jeder hat zuwachs. auch hier werden die boote langsam mehr. nicht wenige segler haben hier den ort für ihren lebensabend gefunden. das klima ist angenehm, man kann hier alles kaufen, es ist günstig und sicher.

 

von der gefährlichkeit des landes bekommen wir nichts mit. es soll auch eher im norden an der grenze zu mexiko zunehmen, wo es um drogen und menschenhandel geht. dennoch passiert auch hier so einiges...

so wurde ein mädchen von der brücke geworfen, weil man sich an ihrem vater rächen wollte... frauen gelten hier nicht viel und dienen oft als sündenböcke. auch in einem straffall einer marina hier, deren inländischer chef sich subventionen zur algenvernichtung im Atitlan-See verschaffte... dann einfach tonnen von salz hineinkippte (super für die süßwasserfische!) und das geld einsteckte. als man ihn anzeigte und es zur verhandlung kam - wurde seine sekretärin zu 23 jahren gefängnis verurteilt, er bekam eine fußfessel und sein kompagnion - der vater der verurteilten - ging straffrei aus. (!)

 

vor ein paar tagen fand man ein abgestürztes ultra-light im Rio... die millitaries beschlagnahmten es... an bord 18 millionen ! ... der Rio hat einen seitenarm, der uch "Narcotraffico" genannt wird... dort werden die drogen umgeladen... tja.

 

andererseits gibt es auch gute beispiele des unternehmertums hier... Tom, ein Schweizer, wurde von seinem Partner bei einem projekt betrogen und sitzen gelassen. ohne einem pfennig (oder Quetzal) in der tasche begann er den seglern verschiedene services anzubieten... einkauf... lieferung etc. dann begann er brot zu backen - aber es blieb kaum etwas übrig zum leben. schließlich setzte er sich zum ziel 500 Quetzales gewinn zu machen. das sind 60,- euro! als er das nach ca. 1 jahr erreichte, gönnte er sich einen ordentlichen rausch ;-) - und dann hatte er die idee, eine seglerkneipe aufzumachen mit guten essen, gut sortierter bar und selbstgebackenem brot. 

heute - zwei jahre später - ist das „SunDog-Café“ die bestgehendste kneipe im Rio und er steht selbst nicht mehr hinter der theke!

...durchhalten heißt es. und seine visionen nicht aufgeben. wir kennen das ja. 

apropos: welche visionen haben Sie für 2018?

 

...das werde ich für  mich gleich mal konkretisieren ;-)

denn es ist 1. advent - und der beginnt hier mit einem Christmas-Umzug, wie sonst! - und leitet das nahe ende des jahres ein...

 

PS:

 

...der weihnachtsmann ist übrigens echt - also... seine haare sind echt. es ist Jim von der DreamAway... schon lange hier gestrandet, helfen er und seine frau tatkräftigst im hiesigen waisenhaus mit.

25. November

 

Ein wenig Kulinarik


wir lernen derzeit Fronteras mit all seinen specials immer besser kennen... segelmacher... ersatzteile... wo bekommt man spezielle schrauben, schalter, olivenöl, ameisengift etc. etc.

trotzdem es hier eines der gefährlichsten länder der welt sein soll, ist es weit sicherer als in Nordbrasilien... (siehe logbook dort)

In Guatemala gibt es so ziemlich alles zu kaufen. obst und gemüse sind günstig. kennt ihr eigentlich das typisch guatemaltekische frühstück? ich hab euch nachfolgend ein rezept rausgesucht ;-)

 

Zutaten & Zubereitung 

Bohnenmus
Schwarze, kleine Bohnen, Salz, Knoblauch, Wasser 
Man gibt in einen Topf etwa bis zur Hälfte Bohnen und füllt ihn dann bis zum Maximum mit Wasser auf. Dazu gibt man etwa 2 Esslöffel Salz und eine Zehe Knoblauch und lässt das ganze Kochen bis das ganze Wasser von den Bohnen aufgesaugt wurde. Danach sollten die Bohnen weich sein, wenn nicht, noch mehr Wasser hinzugeben und weiter kochen. Nach dem Pürieren sollte man sie noch weiter erhitzen und umrühren, bis das ganze zu einem guten Brei geworden ist. 

Tortillas
Maismehl, etwas Öl, Wasser 
Tortillas sind ebenfalls ein Grundnahrungsmittel und ein Markenzeichen für Mittelamerika. Zu dem Maismehl gibt man so viel Wasser und vermischt es, bis das ganze zu einer zähen Masse geworden ist. Sie darf nicht klebrig sein, aber auch nicht mehr sehr trocken. Danach macht man daraus etwa 3 cm große Kugeln und klatscht dann die Hände darauf zusammen und formt so die Tortillas...braucht etwas Übung.Die Tortillas werden dann auf einer heißen Eisen- oder Stein-Platte (Plancha) aufgelegt. Man kann etwas Öl auf die Platte geben, damit sie nicht ankleben. Wenn man keine so eine Platte hat, kann man sie auch mit ganz wenig Öl in der Pfanne backen. Man muss sie etwa 4-mal umdrehen und dann sollten sie auf beiden Seiten angebräunt sein. 


Eier (1-2 pro Person) 
Die Eier werden meistens wie bei uns wie eine Eierspeise verrührt und rausgebraten. Manchmal gibt man auch klein geschnittene Tomaten hinzu. 

Platanitos
Kochbananen, Öl 
Gebratene Platanos dürfen bei einem Chapin-Frühstück auch nicht fehlen. Dazu werden die Platanos geschält, einmal der Länge nach und ein- bis zweimal geteilt, sodass man 3-5 cm große Stücke hat. In einer Pfanne werden sie in heißem Öl gebraten, bis sie braun sind. 

Die Bohnen, Eier und Platanos werden dann auf einem Teller zusammen serviert. Meist gibt es noch „Crema“ (so etwas wie Sauerrahm) und weichen Käse dazu. Die Tortillas werden separat in einer Stoff-Serviette eingewickelt dazu gegeben. Natürlich darf bei dem guatemaltekischen Frühstück der Kaffee nicht fehlen, der allerdings ganz leicht durchscheinend zubereitet wird und schwarz eventuell mit Zucker getrunken wird.

Rellenitos 
Rellenitos sind kleine, süße Nachspeisen aus einer Bananenmasse (Platanos) gefüllt mit Bohnen. Sie sind relativ einfach zu machen und werden zu allen möglichen Gelegenheiten gegessen – nach dem Essen oder einfach so zwischendurch. 

Für 25 Rellenitos:
10 Platanos
1⁄2 libra schwarze Bohnen (püriert) 1 Tasse (Sonnenblumen-)Öl
Salz
Zucker 

Kochen der Platanos mit Schale in einem Topf, Schälen und daraus eine Masse herstellen. Bohnen wie oben weich kochen und pürieren. Danach in einem Topf oder Pfanne weiter erhitzen und rühren bis das ganze eine zähe Masse geworden ist. Man kann die Bohnen auch so fertig in der Dose kaufen (Frijoles volteados) Aus der Platanos-Masse wird eine handgroße Tortilla gefertigt (etwa 10cm Durchmesser), in die Mitte ein Löffel Bohnen geben und das ganze zusammenfalten. In einer Pfanne muss das Öl zum Kochen gebracht werden und darin werden dann die Rellenitos auf beiden Seiten herausgebraten bis sie braun werden. 

...heiß mit Zucker servieren.

 

Buen Provecho!

19. November

 

Socializing am Rio Dulce

 

jeden morgen werden auf funk alle news durchgegeben, fragen von newcomers an alteingesessene, menüpläne, feste, musikauftritte, flohmärkte und vieles mehr. 

 

auch wir nehmen einige „treasures of the bilge“ mit zum flohmarkt und verkaufen ein wenig. zumeist ist es ein austausch von dingen, die der eine nicht mehr und der andere doch brauchen kann. 

 

es sind doch relativ viele deutschsprachige segler hier, sodass sich rasch ein grüppchen für gemeinsame aktivitäten und austausch findet.

aber auch mit franzosen, kanadiern, amerikanern, belgiern etc. plaudern wir über segelerfahrungen rund um die welt...

 

eine resolute amerikanerin, die schon seit 6 jahren hier liegt, bietet catering an... sie hat zwei männer verloren und sichert auf diese art und weise ihr überleben. ihr boot, ein alter scooner, hat nichts segeltechnisches mehr an bord - alles wurde bereits abmontiert und verkauft. das achterschiff ist voll mit gewürzen und pflanzen - aus dem segelboot ist ein hausboot geworden. die frau ist ca. ende 60 und hat sich gegenüber den behörden durchgesetzt. jedesmal, wenn sie mit passverlängerungskosten kamen, meinte sie „I don‘ have so much!“ und beim dritten mal nahmen die beamten, was sie ihnen angeboten hatte - 1500 Quetzales. (statt anfänglich 3500).

seither lebt sie vom kochen und bootsteile verkaufen...

 

es gibt viele solche geschichten. und an einem novembertag wie heute, an dem es seit mittag regnet und stürmt, ist es besonders melancholisch. dazu kommt noch ein trauriger vorfall in der marina... ein französischer segler (ende 50) scheint unter dem boot beim arbeiten einen schlaganfall gehabt zu haben - jedenfalls sieht ihn jemand liegen...seine junge frau versucht ihn zu beatmen...  aber bis die rettung und ärzte vor ort sind... ist es zu spät, ihn noch zurück zu holen... er stirbt unter seinem boot... noch bevor es wieder ins wasser kommt...

 

 

wir wettern im cockpit der Momo mit Ulli und Gerda und Kurt und Brigitte von der Elena bei einigen bieren und rotwein ab... die gespräche umspannen das ganze leben... aber die böen werden immer stärker... und wir müssen durch den regen zurück zu unserem boot... völlig durchnässt kommen wir an - alles ok... der anker hält.

 

es folgt ein nachdenklicher abend...

16. November

 

wir sind im wasser. sprich im Rio Dulce... der gar nicht mehr so süß ist wie er es wohl zur Zeit der Conquistadores war. tankstellen und marinas setzen ihm ziemlich zu... aber dennoch wird gefischt und es leben immer noch Seekühe hier und Unmengen an Vögeln. Das frische Wasser aus dem Lago Izabel treibt das schmutzigere wasser richtung mündung, wo es dann im großen ozean seine verteilung findet - wie immer.

 

die kranung der Florimell verläuft ohne Probleme... Harald checkt nochmal vorher die motoren und instrumente - alles perfekt. wir gehen aus den gurten raus zur tankstelle und lassen die tanks volllaufen... wasser und diesel. Harald geht in den untergrund des motorraumes um beim schauglas den dieselstand zu kontrollieren - und schreit sofort „stop! stoooop! STOP!“ - der diesel kam mit einer derartigen wucht in den tank, dass der im nu voll war und das schauglas aus seiner verschraubung drückte um übergehen zu können... SHIT! also wieder diesel aus dem motorraum pumpen, putzen etc.

der zweite tank wurde vorsichtiger gefüllt... 28 und 10 galonen zu je 25 Quetzales/Galone (3 Euro). Wassertanks sind auch voll... ok also ab geht‘s! 

 

....wollten wir.... sind wir auch. aber mit nur einem motor. 

 

der reparierte motor auf steuerbord mit ausgetauschten getriebe und übergegangenen tank funktionierte einwandfrei. aber jetzt wollte der andere nicht mehr anspringen. vor dem tanken gings noch - jetzt keine chance. alles entlüften etc. hilft nichts. filter sind ok. ... also muss es die einspritzpumpe sein. das dauert, die zu zerlegen. das geht nicht hier an der tankstelle, wo viel verkehr ist... wir fahren also mit einem motor zum ankerplatz... anker runter - alles gut. er hält perfekt.... harald schlägt noch einmal mit dem steuerrad ein (mit nur einem motor den anker einfahren lässt das schiff nicht gerade rückwärts fahren und man muss gegenruder legen) - und plötzlich macht es „kkrrrrsch...pling...pling...pling...“ und der radpilotrahmen verliert einige kugeln aus seinem inneren! ... echt jetzt?

 

wir montieren also das steuerrad ab... nehmen den radpiloten auseinander - und sehen das übel. dieser Raymarine Pilot, der uns seit beginn vor 3 jahren nur probleme machte, hat sich im inneren zerbröselt... der innere kunststoffring ist an mehreren stellen gebrochen... und eine schraubvorrichtung am antriebsteil auch... offenbar verträgt das material dieses klima nicht so gut. 

 

in dem moment - wie kann es anders sein?!? - kommt eine böe von einem squall, der über uns drüber zieht... wir kommen gefährlich nahe an ein nachbarboot, das schon monatelang vor anker liegt...in windeseile montieren wir das steuerrad ohne pilot (den man erst abschrauben muss) und holen etwas kette ein... „you are very close..!“ meint der eigner... „we know!“ sagte ich zurück und fragte „how many chain?“ ... „ah... I don‘t know...“ antwortet er und läßt es dabei.

 

die sonne kam wieder und Harald hatte zum glück einen gleichen radpiloten vor zwei jahren auf den cap verden mit einem franzosen gegen den alten riemenpiloten getauscht. so kann er die teile aus beiden ergänzen und einen funktionierenden daraus machen, den er wieder montiert. 

 

passt. jetzt geht es um den nicht anspringenden motor auf backbord. Harald reinigt das ganze dieselsystem... alle Leitungen, Filter und montiert schließlich die einspritzdüsen aus der pumpe ab...diese sitzen so fest, dass sie nur mit einem riesigen schlüssel und schlag mit dem größten hammer zu lösen sind... zerlegt sie und putzt und bläst in penibler kleinarbeit die difizielen düsen durch. eine steckt fest - aber er bekommt sie wieder gängig.

jetzt geht es an den tank... was ist da los? wir holen die handpumpe und positionieren sie an der tiefsten stelle... und sie fördert das problem zu  tage... wasser! jede menge wasser ist im tank! und ein wenig von diesem „dieselpilz“! hmmm... wie das?

 

diesel-detektiv-arbeit:

wieso nur auf dieser seite? alle öffnungen waren an land zugeklebt... nicht gut genug? ...offenbar hat sich in diesem tank kondenswasser gebildet über die 6 monate.. und aus unerfindlichen gründen lief der motor aber bei allen probeläufen an land und vor dem tanken auch noch!!??? ...war da das kondenswasser noch an den wänden des tanks? und durch das volltanken und schaukeln gelangte das wasser in den diesel und senkte sich ab, wo es dann angesaugt wurde...? ...

 

wir konnten alles wasser aus dem tank entfernen und gegen den pilz wird ein gegenmittel in den diesel gelehrt. 

 

 

PUH! ... es ist immer spannend, wenn ein boot nach einem halben jahr trockendock in den tropen wieder in betrieb geht.... ;-)

12. November

 

Wir machen uns auf zu einem Dreitages-Trip nach Flores und Tikal. 

 

Denkblase Conny: „...hmmm. freu mich auf die nette kleine Insel und ein nettes, sauberes Zimmer, wo ich relaxen und schreiben kann... ein schönes Bad mit guter Dusche zum Mini-Wellnessen... ein bisschen Romantik und ein Hauch von Luxus nach den Wochen am Trockendock...“

 

Denkblase Harald:  „...18 Jahre ist es her, seit ich in Flores war... ich möcht alte Erinnerungen auffrischen, einen schönen Ausblick am See... aber ein günstiges Zimmer....

 

Ok. 

...wir nächtigen in einem halbwegs sauberen 2-Bett-Zimmer mit einem kriminellen Strom-Durchlauferhitzer-Duschkopf, (der mich die Bedeutung von „Tröpferlbad“ lehrte), defekter Klospülung, nicht so ganz frischen Betten, nur einer Schabe, ein paar kleinen Spinnen ... aber mit einem herrlichen Ausblick auf den Lago Petén!

 

Wie immer, sind die Erwartungen bei einer Wiederkehr nach vielen Jahren zu hoch. Auch hier hat sich das eine oder andere verändert... ich hab den Verdacht, dass man sich selbst am meisten verändert hat, sodass man es gar nicht gleich erleben kann. (außer die seltenen Fälle von Menschen, die standhaft gleich und in alten Träumen leben bleiben...)

 

Oliver, unser Münchner Gastwirt, der sich in eines der Promenaden-Hotels eingeheiratet hat, wickelt den Captain um den Finger... er redet viel und erzählt uns, wie er vor 10 Jahren herkam, was er alles hier machen möchte.... von der Biofarm angefangen bis hin zum Paragliding-Power-Boat ist alles enthalten. Nur wenn‘s um das Zimmer geht, warum die Spülung nicht funktioniert oder ob es noch ein Laken geben könnte... ist er weit kürzer angebunden.... „ Also bleibt schön weg von dem elektrischen Durchlauferhitzer, die Spülung ist meistens verkalkt... ein Laken? ... Klimaanlage könnt ihr upgraden...“ und klagt sein Leid wegen Handwerker, Personal etc.

Hier auf der Insel hat man nicht viel nötig, um Gäste zu bekommen. Vor allem in der ersten Reihe am Seeufer. Jetzt ist ja noch Vorsaison. „...aber in der Hauptsaison ist jedes noch so verwanztes, sprungfedernabstehendes Bett vermietet.“ Wozu also mehr investieren? Die Preise sind allerdings für diese Verhältnisse ordentlich. Wir zahlen Euro 40,- pro Nacht ohne Frühstück. 

Ein schöneres Zimmer ist ab 500 Quetzales (63,- Euro) zu haben und der absolute Hit kostet 90,- Euro pro Nacht...

Ich übte mich in Gelassenheit. Und Harald schlief vor 18 Jahren mit jungen Ferkeln in einem Erdhaus... 

 

Bei einer solchen Reise braucht es einen Tag, um von Rio Dulce nach Flores zu reisen... in Tikal den zweiten Tag und der dritte Tag dient der Rückreise. Mehr ist nicht nötig. 

 

Mit dem Bus fahren wir also am nächsten morgen 2 Stunden zum Tikal National Park... Eintritt 150 Quetzales. Ich sehe Warnschilder am Straßenrand... Rotwild, Wildschweine... Truthähne... und Jaguare!

Ich bin froh, lange Hose und Jacke angezogen zu haben, um den Moskitos - die es hier zu Trilliarden gibt - weniger Angriffsfläche zu bieten. So durfte ich mit einem Stich auf meiner Stirn vorlieb nehmen, während andere dosenweise Schutzmittel versprühen und ihre nackten Beine mit Tüchern verteidigen.

 

Es sind wenige Besucher unterwegs. Die Touristenströme kommen erst nach Ende der Regenzeit... So haben wir die Ruinen oft für uns allein. 

 

Tikal erlebe ich ganz anders als Copán in Honduras... es ist heller, mächtiger und erhabener. Es wirkt durch die Architektur... Copan wirkt durch seine Fresken, die noch sehr detaillierte Abbilder der Mayas zeigen und deren dunklen Kult veranschaulichen. Hier in Tikal ist nichts mehr davon zu sehen... und so können die Bauwerke selbst wirken. 

 

Tikal... die riesige, mystische Mayastadt... sie war in meinen Träumen, als ich 17 war... damals wollte ich Archäologie studieren, wie Indiana-Jones reisen und Abenteuer erleben... jetzt - 35 Jahre später - hat es viel von seiner mystischen Romantik verloren... und dennoch ist es überwältigend. Wir wandern 4 Stunden nonstop durch das 16 qkm große Gebiet....durch enge Urwaldpfade... zwischen alten Gemäuern hindurch... auf große Tempel hinauf... und hier oben halte ich den Atem an. Ein unglaublicher Ausblick bietet sich hier... wo früher wohl nur Priester stehen durften...

über die Baumkronen hinweg höre ich den furchteinflößenden Schrei der Brüllaffen... sonst ist es still... 

 

 

ich könnte ewig hier oben bleiben... aber leider muss ich wieder runter auf die Erde ;-)

10. November

 

Wir sind ziemlich durch mit allen Arbeiten an Bord und gehen in zwei Tagen ins Wasser. Dann wird sich weisen, ob das neu eingebaute, reparierte Getriebe seine Aufgabe erfüllt... Diesmal gingen wir die Arbeiten an Bord sehr viel langsamer und gelassener an als sonst - erstens weil kein Termin wartet - und zweitens, weil wir (oder zumindest ich) völlig erledigt vom Hausbau zu Hause sind. Meine Lebensgeister erwachen erst wieder langsam... Die Zeit am Trockendock ist angenehm, soweit man das von Trockendock-Aufenthalten mit Wohnen an Bord sagen kann. Ein zumeist bewölkter Himmel beschert uns kühleres Wetter, das angenehm zum Schlafen ist, sofern man das Boot moskitofrei bekommt - meine allabendliche Aufgabe, aber ganz gelingt es nie, immer gibt es ein oder zwei ganz gefinkelte, fluchterfahrene Stechmücken, die mit allen Wassern gewaschen, meiner Jagd entkommen. :-(

Ein Seglerflohmarkt und der Einkauf in den kleinen Straßenbuden machen Harald froh ;-) Und ich freunde mich mit den Katzen der Umgebung an.

Wir kochen an Bord oder gehen ins „Sundog“ auf der anderen Flussseite, wo es herrliche Holzofenpizza, Guacamole, Avocado-Shakes und Sandwiches gibt. Kurt und Brigitte von der Elena oder Alex von der Teki Malo oder Ulli und Gerda von der Momo .... sind meistens mit von der Partie. Franz von der Bright Star und Hans vom Pink Panther  sind auch schon im Lande...

 

Mittwochs spielen drei französische Jazzmusiker auf die auch mit dem Boot hierher kamen und ihr beachtliches Können zum Besten geben... begeistert feuert das Publikum an... mehr und mehr legen sich die Musiker ins Zeug... und es mündet in fetzige Jazzimprovisationen, die keinen still sitzen lassen... die Keyboard-Tasten glühen, die Trompete ebenso.... Wuwuwuwuwuuuuuu! Yeah! ...was für ein Können - und das im Nirgendwo von Guatemala im Rio Dulce... in einem Kaff, namens Fronteras!!! ...die Wege des Schicksals sind unergründlich ;-)

25. Oktober

Die Anreise war fein - wir hatten einen großen Transatlantik-Flieger fast für uns allein und konnten so über drei Sitze hinweg ein Nickerchen machen. London Heathrow war angenehm, in Houston zeigte uns der Border-Cop ein Foto von sich auf seinem Handy mit Bart - um seine Ähnlichkeit mit Harald zu unterstreichen, wenn er nicht im Dienst ist ;-)

Sogar unser Schwergepäck inklusive repariertes Getriebe (29 kg) kam an :))

Zeitunterschied 7 Stunden (mit nahender Winterzeit dann 8 Stunden) - aber das ist in westlicher Richtung kein Problem... zurück ist es anstrengender, denn dann hinkt man ständig hinterher.

Unser Hotel erreichten wir mit einem Taxi... aber da erlebten wir eine unangenehme Überraschung. Nichts stimmte mit booking.com überein, außer die Adresse und der Name des Hotels. Wir wurden in einem kleinsten Zimmerchen untergebracht... dreckig, Schimmel, unansehnlich... wären wir nicht so müde gewesen und wäre es nicht schon Mitternacht in Guatemala City, wäre ich auf der Stelle wieder ausgezogen. so aber legte ich mich mit meiner Kleidung ins Bett... Harald ging mutig unter die Dusche. An viel Schlaf war nicht zu denken.... unter unserem Fenster war eine Autogarage... Ich war froh, am nächsten Morgen im Litegua-Bus weiter Richtung Rio Dulce zu sitzen. 

 

Je weiter wir in den Osten des Landes kommen, desto mehr Wasser ist auf den Straßen... Felder sind überflutet, Flüsse rot wie die Erde und die Vegetation üppig und grün. Ich kämpfe mit der kalten Klimanalage, wieder hatte ich vor Abflug eine Grippe, die ich nicht ganz auskurieren konnte und sie macht sich bemerkbar...

 

In Fronteras fallen wir aus dem Bus in das nächste Taxi... das beinahe unter unserem Gewicht zusammenbricht... es ist so ziemlich alles hin an dem Gefährt und ich fürchte schon, dass wir bergauf aussteigen und anschieben müssen, denn der Motor ruckelt und zuckelt in Schrittgeschwindigkeit. Habe ich mir bisher Sorgen um einen Riss in meiner Windschutzscheibe zu Hause gemacht, werde ich hier eines Besseren belehrt - die Scheibe des Taxis ist von unten nach oben und von rechts nach links nur so von Rissen durchzogen und hält immer noch! 

Mit viel Geduld (aber die hat man hier ja) gelangen wir zur Marina und unserem Boot.

 

Buenas Dias Florimell! Es scheint ihr gut zu gehen! Natürlich verdreckt aber die Hauptplane hat gehalten... :) 

Wir richten das nötigste für die Nacht und endlich kann ich wieder in einem Bett - wenn auch einem harten Kojenbett - schlafen... 12 Stunden lang :))