Kappadokien

Ein mystischer Ort mit mystischer Vergangenheit

Auf den Spuren der Hethiter & Urchristen

Über 1000 Meter hoch liegt eine Landschaft, die auf unserer Erde einzigartig ist. Im Zentrum des heutigen Anatolien, der Türkei, die hier so anders ist als anderswo und unzählige Geheimnisse birgt – ihnen wollen wir in dieser intensiven Individualreise auf die Spur kommen...

 

Individualreise 11. bis 18. Mai 2024

Tag 1 : Anreise Wien – Istanbul – Kayseri

 

Es war ca. 3 Uhr, als ich mich von den Polarlichtern über Österreich losreißen konnte. Aber die Vorfreude lässt alle Müdigkeit schwinden. Endlich geht es nach Kappadokien, eines der Ziele, die ich ganz oben auf meiner Reiseliste hatte. Es fanden sich auch ein paar Reisegesellinnen – Vroni, mit der ich letztes Jahr den Karnischen Höhenweg ging sowie meine alten Freundinnen Lydia und Annette. 

Mit Turkish Air genießen wir den größeren Sitzabstand und das bessere Essen. 7 Stunden später sind wir im Landeanflug auf Kayseri. Der Blick aus dem Flugzeugfenster zeigt unzählige Hochhäuser. Die ehemalige Cesarenstadt im gebirgigen Herzen der Türkei ist nach dem römischen Kaiser Tiberius benannt, und heute ein Handelszentrum mit knapp 1,5 Mio Einwohnern. Sie liegt auf 1054 m Seehöhe, am Fuße des schneebedeckten Vulkans Erciyes, dessen Gipfel auf 3916 m mächtig durch die Wolken blickt. Ich grüße ihn anerkennend.

 

In hethitischer Zeit hieß diese Residenz der Könige "Mazaka", danach in hellenistischer Zeit "Eusebeia". 17 n. Chr. wandelte Kaiser Tiberius das Gebiet in die römische Provinz Cappadocia um und Mazaka–Eusebeia erhielt den Namen Caesarea.

 

Es war ein Zentrum christlich-theologischer Bildung und wurde schon damals für seine sozialen Einrichtungen (Spitäler, Altersheime, Armenspeisung u.a.) berühmt. Bald geriet die Stadt jedoch erneut ins Kreuzfeuer unterschiedlichster Mächte, wie Byzanz, der Kreuzzüge, den Mongolen – bis das Osmanische Reich entstand.

Um 1900 baute man eine neue Stadt nördlich der Zitadelle – und - man glaubt es kaum! - hier findet man auch die älteste psychiatrische Klinik der Neuzeit, in der bereits damals mit Musik therapiert wurde!  Heute ist Kayseri eine hochmoderne Stadt und beherbergt drei Universitäten mit 52.000 Studenten.

 

Für uns wird es aber gleich weiter ins ein noch älteres Zentrum gehen, wo wir hethitische Ursprünge erkunden werden...

 

Mich interessieren immer auch die geschichtlichen Hintergründe - ich integriere sie in meinem Reisebericht in färbiger kursiver Schrift - so kannst du sie unterscheiden ;-)

 


 

Wir erhalten einen Stempel in unserem Pass und suchen das Gepäcksband, wo eine unangenehme Überraschung auf mich warten sollte...

Ich ahne schon etwas… und als ich endlich meinen Koffer auf dem Fließband entdecke, ist er nicht wiederzuerkennen. Seine Hülle ist völlig zerstört! Sogar ein Rad ist ausgerissen. Vermutlich war er so leicht, dass er beim Laden über das Gepäckswagerl flog und irgendwie unter die Räder kam. Aber die freundlichen Angestellten des Flughafens kommen bald darauf mit einem neuen Koffer des Weges, in dem ich meinen als Ganzes hineinlegen kann – wie wir noch lernen werden – türkische Lösung, schnelle Lösung. ;-)

 

 

Ein sehr geschäftiger, resoluter Fahrer geleitet uns zu einem Shuttle und es geht zu unserem Hotel nach Avanos, von wo aus wir die täglichen Wanderungen starten werden. 

Avanos empfängt uns als ein nettes kleines, ursprüngliches Städtchen, dass auf den alten antiken Höhlenwohnungen erbaut wurde. Es liegt am „Roten Fluss“, der von einer ziemlich großen, fröhlich schnatternden Gänsekollonie bevölkert wird.

Hier sind wir im Zentrum der hethitischen Zeit, deren Töpferkunst bis heute erhalten wird, sodass wir hier unzählige Keramikwerkstätten sehen, die sogar Töpferkurse anbieten. Die dafür nötige Tonerde wird direkt aus der Region gewonnen, wie wir später erfahren werden.

 

Die alte Mosche im alten Stadtteil sowie die schöne Kervanserei außerhalb der Stadt stammen aus dem 13. Jahrhundert. Und heute gibt es hier das wohl verrückteste Museum in der ganzen Türkei: "Chez Galip Müzesi", in dem Galip seit 1979 von jedem weiblichen Gast eine Haarsträhne sammelt. Der Eintritt für Männer ist frei, Frauen müssen mit einer Haarsträhne bezahlen.

 

 

In unserem „Sofa-Hotel“ werden wir von unserem Guide "Bilal" herzlich empfangen. Der Bau ist wunderschön – kein Luxushotel, aber sehr geschmackvoll und südländisch gestaltet. In jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken und die vielen Nischen und Balkone laden zum Entspannen ein. Leider ist es ziemlich frisch – nur 6 bis 12 Grad mit kühlem Nordwind – sodass wir das verschieben müssen. Die Gästezimmer sind großzügig mit einer gemauerten Dusche und herrlich bequemen Betten. Allerdings müssen wir bis zu unseren Zimmern einige Höhenmeter zurücklegen, die uns durch die 13 ehemaligen Wohnhäuser führen, aus denen das Hotel zusammengestoppelt wurde. Doch die vielen Entdeckungen am Weg machen den Aufwand allemal wett.

Es ist schon spät und wir sind ein wenig hungrig – auf Empfehlung gehen wir in ein Cave(Höhlen)-Restaurant, das zu der Zeit schon leer, aber noch geöffnet ist. Mit einem (wirklich guten!) türkischen Merlot und vielfältigsten Vorspeisen werden wir in die türkische Küche eingeführt – seeehr lecker! Echtes Baklava mit Rosenhonig und Pystazien darf dabei natürlich auch nicht fehlen ;-) 

 

Tag 2 : Göreme & das Rote Tal

 

Ich bin mit Vroni in einem 3-Bett-Zimmer und wir schlafen herrlich bei offenem Fenster. Um 8 Uhr geht es zum Frühstück in den Innenhof, indoor mit Kaminfeuer oder outdoor in der frischen Morgensonne. Das Buffet ist mehr als reichlich. Alles erdenkliche ist vorhanden – und immer in der türkischen Version, was mich zum Durchkosten auffordert. Der Filterkaffee ist allerdings eher den englischen Gästen angepasst, sodass ich zum türkischen Schwarztee wechsle, der als Starktee in einer Kupferkanne warmgehalten wird, und nach Belieben mit heißem Wasser verdünnt werden kann. Schon nach der ersten Tasse vermisse ich meinen üblichen Frühstückskaffee nicht mehr und habe mein neues Morgengetränk gefunden. ;-)

 

Pünktlich um 9.30 holt uns Bilal ab – es geht zum ersten Wanderabschnitt durch das Meskendir ins Rote Tal. Wir beginnen am höchsten Punkt und laufen durch die Schluchten und Täler auf und ab. Hier gibt es absolut keine Touristen, wir sind völlig alleine – nur ein paar süße Hundewelpen begrüßen uns unter den prüfenden Blicken ihrer Eltern. Diese Hunde werden uns noch überall begegnen. Sie werden von den meisten Türken respektvoll behandelt und leben ein freies Leben. 

Auch ein Fuchs lässt sich blicken… und am Wegesrand begegnen uns Bittermandeln, blühende Mohnblumen (mit schwarzem Malteserkreuz!), Herzgespann und Ölweiden, die uns in liebliche Duftwolken einhüllen. Ich nehme einige tiefe Atemzüge...

 

 

Es dauert nicht lange und wir erblicken die ersten Höhlen in bizarren Felsformationen – und ab da kommen wir aus dem Staunen nicht mehr raus… Es wirkt, als ob jemand aufwändigste Sandkastenburgen mit unterschiedlichem Sand gebaut hätte und dabei unglaublich kreativ war.

Bilal erklärt uns ihren Werdegang. Die Grundlage für die Entwicklung dieser Landschaft geht auf das späte Miozän zurück, als Vulkane pyroklastische Ablagerungen als dicke und bunte Ignimbrite-Schichten auf einer Fläche von etwa 20.000 km² ausbreiteten. Der Vulkanismus dort dauerte mehrere Millionen Jahre. Es mussten allerdings komplexe Prozesse zwischen unterschiedlichen Vulkanmaterialien ablaufen, bis solch bizarre Landschaftsformen entstehen konnten. 

 

Das weiche Tuffgestein zog schon vor langer Zeit Menschen an. Bereits in der Bronzezeit nutzte man es als Behausung. Wir erfahren von Bilal, dass diese Höhlen gesichert ab 1700 v.Chr. bis ca. 1500 n.Chr. – also ca. 3000 Jahre bewohnt waren und unter anderem auch den Urchristen als Versteck dienten. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten Felskirchen mit unglaublich schönen Malereien, die teilweise noch erhalten sind. 

Als Kaiser Konstantin das weströmische Reich mit dem Oströmischen vereinte und aus Byzanz Konstantinopel machte, wurde der christliche Glaube dem heidnischen gleichgesetzt. Ab dem Zeitpunkt durften die Kirchen offiziell werden. 

Als nach den Römern im 4. Jahrhundert die Isaurier, im 5. Jahrhundert die Hunnen, im 6. Jahrhundert Perser und  im 7. Jhdt arabische Gruppen in Kappadokien einfielen, dienten die Bauwerke hauptsächlich zu Sicherheits- und Verteidigungsaspekten, bis im byzantinischen Reich wieder Frieden einkehrte und einen neue Blütezeit aufka, in der bis ins 11. Jahrhundert etwa 3000 Kirchen aus dem Stein gehauen wurden! 

 

Aber als 1071 der Seldschuken-Sultan Alp Arslan den byzantinischen Kaiser Romanos IV. besiegte und damit das Ende des byzantinischen Reichs und den Beginn türkischer Vorherrschaft in Anatolien einleitete, wanderten die christlichen Bewohner aus und die vorhandenen Klosterräume wurden von türkischen Bauern übernommen, die sie ihren Bedürfnissen entsprechend anpassten. Die letzten verbliebenen Christen verließen das Gebiet allerdings erst 1923 im Rahmen des griechisch-türkischen Bevölkerungstausches, von dem wir noch hören werden. 

 

Als es nicht mehr nötig wurde, sich zu verstecken, begann man die Höhlen zur Taubenzucht zu nützen, weil man den Dünger und das Eiweiß brauchte. Ersteres für die Felder, letzteres für die Wände der Wohnhöhlen, die auf diese Weise versiegelt wurden, sodass man den Ruß abwaschen statt abgratzen konnte. Das hatte aber den Nachteil, dass die Steinwände nicht mehr so gut atmen konnten und zu schimmeln begannen. Und haute man Bausteine aus den Fels und baute Häuser. Die Taubenzucht ging noch weiter, bis man den Dünger künstlich günstiger bekommen konnte. Dann hörte auch das auf und die Höhlen verfielen… 

Die Taubenzucht ist auch der Grund, warum es die unzähligen kleinen Nischen gibt – sie dienten als Taubennester – und damit die Tauben ihr eigenes Zuhause leichter finden konnten, wurden die Eingänge verschieden bemalt.

 

Die letzten türkischen Bewohner zogen in den 1950er-Jahren aus der Höhlensiedlung Zelve aus, nachdem Erdbeben immer mehr Schäden angerichtet hatten und die Nutzung immer gefährlicher wurde. Aber es gibt auch noch Orte, deren Höhlenbauten noch bis heute genutzt werden: z. B. in Uchisar, Ortahisar oder im Soganli-Tal.

 

Staunend blicke ich auf immer neue Höhlen-Formen. Was früher gut versteckt und unsichtbar war – ist nun durch Erosion geöffnet. Die weggebrochenen Felswände geben den Blick ins Innere frei. Und auch, wenn immer wieder mal da und dort etwas wegbricht, steht es jedem frei, in die Höhlen hineinzugehen – dem ich natürlich nicht widerstehen kann ;-). man muss allerdings schon einigermaßen fit und geschickt sein – denn die Menschen damals konnten mühelos auf diesen Felsen klettern. 

Gerade zur rechten Zeit erreichen wir einen Kleinbauern, bei dem wir türkischen Kaffee, Tee und frisch gepresste Säfte aus Orangen bekommen. Ein Ringeltauben-Pärchen ist hier auch noch zu Hause.

 

 

Weiter durch eine schmale Klamm gibt es keinen Felsen ohne Höhlen und schließlich gelangen wir zu einer alten Kapelle, die wir auch gleich versuchen zu erklimmen… Sie wurde in frühchristlichen Zeiten vermutlich von einem eremitischen Mönch bewohnt.

Einige Felswände später entdecken wir eine Kirche mit Resten alter Malereien. Wir erfahren auch, dass hier der Weinbau direkt am Boden betrieben wird. Es gibt sehr gute Weine, wie wir bereits am gestrigen Abend erleben durften ;-).

 

Immer wieder sehen wir malerische Felsformationen, alte Felskirchen und Taubenfenster. Es ist, als ob die Berge leben...

 

 

Am Beginn des Roten Tals erklimmen wir einen besonderen Ort und erfrischen uns mit einem frisch gepressten Granatapfelsaft. 

Hier gibt es die am besten erhaltene Felskirche des Tales und wir klettern hinauf um sie zu inspizieren. Der Landbesitzer züchtete hier Tauben und entdeckte die Malereien, als er die schwarze Pattina entfernen wollte. Sofort wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt und seither bewirtet er nun Pilger und Touristen anstatt die mühsame Landwirtschaft zu betreiben ;-)

 

Die Kirche ist wunderschön und zeigt die Geschichte der Urchristen. Eine Vertiefung vor der Absis ist interessant und wird als altes Weinpressgefäß erklärt… aber ob es tatsächlich so ist?

Der Ausblick ist überwältigend und wir gehen weiter ins Rote Tal hinein. Der Name kommt von den eisenhaltigen Lavagestein, das hier vermehrt auftritt und eine unglaubliche Landschaft formt. Je weiter wir wieder absteigen, desto bunter werden die Formen und nach jeder Kurve ertönt ein Aaah! und Wow! 

 

Weiter unten kommen wir ins Rose Valley, das Zentrum der Pferderanches, von wo aus man auf dem Rücken eines Pferdes die Täler erkunden kann. 

Unser Weg führt durch einen Friedhof und wir entdecken einige absurde Grabsteine, die als Geburt das 14. Jhdt und als Sterbedatum das 20. Jhdt. angegeben haben… hmmm 🤔….

 

Schon hungrig kehren wir in dem kleinen Ort direkt unterhalb einer mächtigen Felssiedlung ein. Es gibt die türkischen Speisen der Einheimischen: Mezes, Adana Kebap, die typischen türkischen Pide (ähnlich einer Pizza) sowie eine spezielle Art von Künefe, ein gefüllter Yufkateig. Dazu Ayran, das typische Joghurtgetränk, das ich bereits lieben lerne.

 

 

KLOSTERSTADT GÖREME – ein UNESCO Weltkulturerbe

 

Gestärkt geht es weiter nach Göreme – einer ehemaligen Klostersiedlung, wo besonders schöne Kirchenmalereien zu sehen sind. Es ist ein Pflichtziel für jeden Touristen, doch zu dieser Zeit sind nur noch wenige unterwegs und so können wir auch dort ungestört, nahezu alleine, die wunderschönen Fresken betrachten…

 

Das Christentum begann gleich im ersten Jahrhundert n. Chr. mit den Aposteln Petrus und Paulus hier in der Region Fuß zu fassen. Kappadokien wurde zu einem wichtigen Zentrum des Mönchtums, mit vielen Eremiten, die in der zerklüfteten Landschaft der Region Einsamkeit suchten. Im späteren Teil des zweiten Jahrhunderts zogen viele Christen nach Kappadokien, um der Christenverfolgung zu entkommen. Sie bauten vorhandene Höhlen aus und schufen hier in Göreme einen großen Komplex an Mönchs- und Nonnenklöstern sowie 34 Kirchen, von denen neun renoviert wurden und nun zu besichtigen sind. Die Malereien zeigen urchristliche Darstellungen des Christusmysteriums mit so einigen Einweihungsbotschaften, die nicht jeder deuten kann ;-) Die Schriften sind griechisch. Während dieser Zeit wurde die Region von den Cappadocian Fathers regiert, einer Gruppe einflussreicher Theologen und spiritueller Führer.

 

Durch die spätere Islamisierung der Türkei wurden die Christen erneut angegriffen und viele der Fresken durch Steinwürfe der islamischen Bilderstürmerei stark in Mitleidenschaft gezogen, wobei vornehmlich die Augenpartien betroffen sind. Bis zu einem gewissen Grad kann man an der Ausgestaltung der Malereien die Entstehungszeit der Kirchen ablesen. Während die einfachen Kirchenräume in den unterirdischen Städten ohne jede Bemalung sind, zeigen die ersten oberirdisch geschaffenen Kirchen noch einfache figürliche Fresken.

Zur Zeit des byzantinischen Bilderstreits (Verbot konkreter bildlicher Darstellungen) wiesen die Kirchen schlichte geometrische Ornamente wie Kreuze, Zickzacklinien, Rauten oder Rosetten auf, die mit roter Farbe auf den Fels aufgetragen wurden.

Im neunten Jahrhundert wurde der Bilderstreit beendet, und ab diesen Zeitpunkt wurden die Fresken immer prächtiger. Dabei wurden auch die älteren Kirchen zum großen Teil übermalt, sodass von der alten Bemalung nur noch relativ wenig erhalten ist. Bei manchen, nicht restaurierten Kirchen sind unter dem bröckelnden Putz die alten geometrischen Muster zu erkennen. 

 

Hier finden wir auch die sog. „Dunkle Kirche“, die besterhaltenste und schönste Kirche Kappadokiens. Sie verdankt ihren Namen den wenigen Fenstern und damit geringen Einfall von Tageslicht. Das ist wohl der Grund, warum ihre Fresken am besten erhalten blieben. 

 

Mit derart unglaublich schönen Eindrücken kehren wir nach Avanos zurück und erkunden die Stadt, um in einem typisch türkischen Lokal unser Abendessen zu genießen. 

 

Tag 3: Die Ihlara-Schlucht – der Grand Canyon der Türkei

 

Nach unserem wie üblich herrlichen Frühstück im Hotel geht es in die Ihlara-Schlucht, ca. 85 km süd-westlich von Avanos. Die über 80 Meter tiefe Schlucht mit ihren wilden Gesteinsformationen wird gerne auch als der 'Grand Canyon' der Türkei bezeichnet. Wir wollen sie 12 km weit durchwandern.

 

Ein wilder Fluss mit kleinen Wasserfällen zeugt von einem einst noch wilderen Strom. Uralte Weiden am Ufer und eine Flora, die der unseren in Österreich sehr ähnlich ist. Links und rechts eingefasst von steilen rötlichen Felsklippen, die ebenso von unzähligen Eingängen zu Wohnhöhlen durchlöchert sind.

Auf einem Stützpunkt der Naturparkwächter gibt es sogar eine kleine Moschee, aus Holz erbaut, und die Naturschützer haben es sich zur Aufgabe gemacht, aus Totholz neue kunstvolle Objekte zu schaffen, sei es ein Stiegenaufgang oder eine Sitzbank. Die vielfältigen Holzkunstwerke begleiten uns ab nun auf dem lieblichen Pfad durch den Canyon. Echte Pystazienbäume wachsen auf felsigem Grund. Und ab und an klettern wir zu einer der Felskirchen hinauf, um auch hier wieder ihre Baukunst und Fresken zu bewundern. Hier sehen wir auch Felsgräber in den Kirchen. Sie erinnern mich an die Grabsteine und Gruftzugänge in unseren Kirchen. 

 

Im Dorf am Ende der Schlucht, wo auch die Bustouristen hingefahren werden, reihen sich Fluss-Restaurants aneinander. Doch sind wir wieder zu einer unüblichen Zeit hier und damit noch alleine. Auch hier geleitet uns Bilal zu dem ursprünglichsten Flussgasthaus, das für sein frisches Forellengericht berühmt ist und wir nehmen auf einem seiner Flöße Platz. Sogleich nähern sich sämtliche Katzen und bald liegt auch ein Hund neben uns …

 

Wir haben Glück mit dem Wetter – noch vor einer Woche war hier alles überschwemmt und die meisten Flöße beschädigt, denn es gab heftige Unwetter auch in der Türkei. 

Aber wie heißt es so schön? Wenn Engel reisen… ;-)

 

 

Wir essen im Türkensitz und es schmeckt köstlich. Meze (Vorspeisen) Salat, Forelle und Baklava mit türkischem Kaffee. Auch die Katzen werden versorgt. Alles zusammen kostet nicht mehr wie € 10,- pro Person – wenn man zu den ursprünglichen Plätzen geht, bekommt man eben auch ursprüngliche Preise.

 

Wir genießen den sonnigen Platz unter einem Baum beinahe 2 Stunden lang, bevor es weiter geht.

Auf dem kleinen Weg findet Vroni die ideale Felswohnung – sogar für ihre Lamas wäre Platz ;-)

 

 

Wir bemerken, dass ein Hund mit uns geht – es ist jener, der neben unserem Floß gelegen hat. Er ist kleiner als die üblichen Hunde hier und hat auch eine andere Farbe. Vielleicht kennt er den Weg? Es geht über felsiges Geröll, mal rauf mal runter. Aber schließlich weitet sich das Tal und wir erleben atemberaubende Naturmonumente. 

 

Ein Fischer verdient sich sein Abendessen am gemächlich dahinfließenden Fluss. Und eine Hirtin hält mit einem Esel und einem riesigen Hirtenhund Wache über ihre Schaf- und Ziegenherde. Unser vierbeiniger Begleiter beginnt sogleich mit ihnen zu spielen. Ich hoffe schon, er würde vielleicht bleiben, aber sobald wir uns weiter auf den Weg machen, nimmt auch er sofort wieder unsere Begleitung auf. 

 

Wir treffen noch auf Bauern, die ihren Acker bearbeiten. Auch sie begrüßt unser Begleiter freudig, auch, wenn er hier nicht so willkommen ist. Langsam wächst er mir mit seiner sanften, freudigen, aufmerksamen und dennoch demütigen Art ans Herz. Er wacht über unseren Weg und freut sich über jede Aufmerksamkeit. Leider haben wir absolut kein Fressen für ihn. Brot und Kekse nimmt er zwar an, legt sie aber wieder ab und gibt Pfote. Er weiß genau, was ihm gut tut und was nicht – und ich bin mir nicht sicher, ob seine Pfote uns als Trost oder als Danke gelten soll. Ich mache mir auch langsam Sorgen, wie er mit unserer Abfahrt umgehen wird…

Und die kommt unweigerlich auf uns zu, denn wir nähern uns dem Ende des Tals. Unser Shuttle wartet schon im Dorf, das neben den alten Felshöhlen steht und bescheidene Wohnräume für die Landleute bietet. 

Es kommt wie es kommen muss. Wir steigen alle in den Van und als er losfährt, läuft unser treuer Begleiter weiter neben ihm her und versucht auch mit ihm Schritt zu halten. Auch als wir schneller werden… läuft er noch hinter dem Auto nach… bis ich ihn nicht mehr sehen kann. Mein Herz ist schwer. Ich muss noch lange an diesen Hund denken, der irgendwie besonders ist. Und ich hoffe, dass er wunderbare Menschen findet, die ihn ebenso in ihr Herz schließen und die Möglichkeit haben, ihn aufzunehmen… dennoch werde ich seinen fragenden Blick hinter unserem Van nie mehr vergessen...

 

 

Abends geht es wieder ins Zentrum von Avanos, wo wir in einem einfachen Gasthaus weiteres türkisches Essen erkunden. Diverse Vorspeisen, Bohnensuppe und kandierten Kürbis mit Tahinsauce. Diesmal mit einem einzigartig aufgeschäumten Ayran in einem Kupfertasse – das sich als das beste herausstellt, das ich je getrunken habe. 

 

Beim Einschlafen laufe ich mit unserem vierbeinigen Begleiter ins Land der Träume…

Tag 4 : Das Cat-Tal & eine Frauenkooperative

 

Heute wollen wir durch das Cat-Tal wandern. Es ist erst seit kurzem erschlossen und eines der längsten Täler Kappadokiens. Wir starten auf einem Hügel über einem Dorf inmitten von Felsspitzen und Skulpturen. Hier patrouilliert die Gendarmarie und wir erkennen auch einige Patronenhülsen im Kies. Den Glassplittern nach zu urteilen, haben hier Jugendliche ein paar Schießübungen abgehalten. 

 

Bilal erzählt uns einiges über die Dorfkultur und Politik des Landes. Wir erfahren, dass jede Moschee in einem Dorf oder Stadt nur durch Spenden erbaut wird, die Muezzins jedoch vom Staat bezahlt werden und ihre Verkündigungen 5x täglich live singen müssen. Tonbänder sind untersagt. Das erste mal eine Stunde vor Sonnenaufgang und das letzte mal eine Stunde nach Sonnenuntergang. Wenn man gerade nicht beten kann, so hat der Gläubige die Möglichkeit, es bis zur nächsten Verkündigung nachzuholen. 

 

Es ist windig und kühl in den ersten Stunden unserer Wanderung. Der Weg führt durch eine steppenartige, felsige Landschaft, die für jeden Science Fiction auf Mars oder Mond geeignet wäre. Und wieder sind wir völlig allein unterwegs. Niemand sonst begegnet uns. Schließlich kommen wir zu einer hohen Felswand, die bizarre Formen zeigt und ein kleines Echo bietet. Auf Wunsch unseres Guides rufe ich ein fröhliches Holleroitü! Und alle stimmen in das Heidi-Lied aus unserer Kindheit ein ;-). Die verlassenen Taubenhäuser in der Wand werden heute von Raubvögeln bewohnt, die sich wohl über diesen neuartigen Ruf wundern.

 

Es geht hinunter ins Flusstal, das wieder grün und feucht ist. Ein kleiner Bach läuft entlang. Die Felsformen ändern sich in große orangefarbige Formationen und wir kommen aus dem Fotografieren nicht mehr raus. Ich nehme eine kleine Kugel aus Vulkangestein mit, wie sie überall aus den Tuffsteinen herausfallen. Hier hat Mutter Natur die seltsamsten Objekte erschaffen und wir haben unsere Freude daran, sie zu interpretieren. Vom Huhn über einen Frosch und Drachen folgen später ein Cowboy und die Muppets.

 

Die Vegetation wird üppiger. Wir weichen einer Schafherde aus und Bilal deutet uns, dass wir leise sein sollen. Erst als wir über den Bach gestiegen waren, kommen zwei Hunde aggressiv auf uns zugelaufen und stoppen beim Bach. Bilal erklärt, dass hier viele Afghanen auf die Herden aufpassen, die kein türkisch sprechen und auch ihre Hunde nicht gut erziehen – man daher etwas aufpassen müsse. 

Wir queren ein paar Wiesen und kommen zu einer weiteren Felshöhlenstadt, die als Besonderheit einen Tuffstein als riesengroßen Pilz aufzuweisen hat. Was für ein Fotomotiv!

Erstmals gehen wir auf eigene Erkundung und ich nehme die große Runde über die Dächer der Felshäuser, mit der nötigen Vorsicht vor Einbrüchen. Ich lande in einer weiteren Felskirche, die umso spannender ist, als ich sie ganz allein entdecken konnte… Lydia kommt hinzu.

Darunter finde ich ein Wohnhaus, das innen noch die geschwärzten Wände durch seine ehem. Bewohner zeigt. Ich versetze mich in die damalige Zeit … es scheint hier ein zentrales Versammlungsgebäude gewesen zu sein. Die Räume sind ebenerdig, groß und hoch und liegen zentral. Die Kirche ist schräg oberhalb. 

Ich könnte noch weiterforschen, aber meine Intuition sagt mir, dass die anderen schon warten und ich mache mich auf den Rückweg – und tatsächlich, man ruft bereits nach uns – denn es geht weiter durch ein weiteres Felsdorf, das ich ebenso gern erkunden würde. Ich mache doch noch einen raschen Abstecher zur dortigen Kirche, die wieder ganz anders war als die vorige und hole die anderen im Laufschritt ein, die bereits ihre Rucksäcke in unser Shuttle laden. 

 

Diesmal gibt es ein Mittagessen in einer Frauenkooperative eines kleinen Bergdorfes. Normalerweise kommen hier keine Touristen hin. Nur weil unser Guide die Gründerin der Kooperative kennt und wir abseits des Massentourismus unterwegs sein wollen, ist es möglich. 

Die Frauen waren schon aufgeregt und neugierig auf uns „West-Frauen“. Und Bilal erzählt uns, dass er sie gebeten hatte, uns das zu kochen, was sie selbst normalerweise essen. Das wollte zunächst so gar nicht in ihren Kopf – denn Gäste erhalten normalerweise immer das Beste – in dem Falle Fleisch. Nun essen aber einige von uns gar kein Fleisch und wenn wir es essen würden, hätte wir es zur Genüge in Westeuropa. Was wir nicht haben, sind Einblicke in das Alltagsleben türkischer Frauen. Und genau das will uns Bilal zeigen. 

 

Wir dürfen in der Küche beim Kochen zusehen, sie zeigen uns ihre Rezepte und erzählen uns (mit Übersetzung von Bilal) dass diese Kooperative den Sinn hat, Frauen zusammen zu bringen und alte Traditionen am Leben zu erhalten. Gleichzeitig dienen die Produkte dem Verkauf untereinander, denn es gibt sonst weit und breit keinen Bioladen. 

Die Frauen präsentieren uns traditionellen Traubensirup ohne Zucker, eingelegte Tomatenstücke, unglaublich gute scharfe Pfefferoni, Gewürze aller Art, Konfekt, Weinblätter, Erdbeer-Fruchtleder, Essig, Öl und vieles mehr. Auch traditionelles Handwerk, wie Stickbilder und -decken oder Dekorationen aus Kürbis- oder Melonenkernen werden uns erklärt. Alte Kleidungsstücke werden neuen Zwecken zugeführt – so werden z.B. die Klöppelspitzen der traditionellen Kopftücher zu Armbändern oder Ketten umgestaltet, die Stickereien zu Taschen und Rucksäcken u.a.m. 

 

Das Essen ist reichlichst. Wir bekommen als Vorspeisen Erdbeer-Fruchtleder, Halva, gefüllte Weinblätter. Dann eine Tomaten-Gemüse-Nudelsuppe, danach kleine Bulgur-Fleischbällchen oder Fisolen in Tomatensauce. Danach einen türkischen Tee.

Traubensirup, Traubensirupkonfekt (siehe Foto) und die scharfen Pfefferoni wandern zu einem fairen Preis in meinen Rucksack – während uns die Frauen zeigen, wie man die Kopftücher unterschiedlich tragen und binden kann – und da sind auch sehr schicke Versionen dabei. 

Überraschend ist für mich, dass die Frauen total fit in den social medias sind – sie zeigen uns ihr Instagram- Profil und fragen, ob sie uns posten dürfen. Klar dürfen sie! 

Satt und erfüllt verabschieden wir uns lachend und treten den Heimweg an. 

 

 

Eine Sufi-Zeremonie

 

Doch der Tag ist noch nicht zu Ende – In einer Zeremonie-Höhle dürfen wir einem Sufi-Ritual beiwohnen. Und es ist beeindruckend… Ich kann nicht beschreiben, wie ergriffen ich bin, als die Derwische ihre Mäntel ablegen und in ihren reinweißen Gewändern völlig hingegeben zu tanzen beginnen…Fotos, Filme, Klatschen o.a. ist nicht gestattet – erst nach dem ca. einstündigen Ritual darf bei einem kurzen Zusatztanz gefilmt werden. 

Bilal organisiert, dass wir noch bleiben dürfen und erklärt uns bei einem Glas Tee die Bedeutung des Rituals, der einzelnen Abschnitte und auch der Kleidung und der Instrumente. Diese drehende Tanzbewegung bewirkt nicht nur bei den Tänzern, sondern auch bei den Zuschauern eine gewisse Transzendenz und Transformation. Die Abfolge spiegelt das menschliche Leben von Geburt bis Tod genauso wie die Erdenzyklen oder alle Zyklen der Schöpfung überhaupt, wider. Vorbereitet durch Askese steigt die Seele auf einer Stufenleiter empor, bis sie über alle Leidenschaften triumphiert und sich in Ekstase mit Gott vereint.

Der Sufismus faszinierte mich schon immer. Die heutigen Sufis führen ihre Bewegung auf den Propheten Mohammed und die ihm zuteil gewordenen Offenbarungen im Koran zurück. Doch das Werk Khalil Gibran weist nach, dass sufistisches Gedankengut auch im morgenländischen christlichen Kontext beheimatet ist und auch mit dem Gnostizismus in Zusammenhang gebracht wird.

 

Auf der Fahrt zurück ins Hotel setzt ein grandioser Sonnenuntergang noch die bizarren Felsformationen in Szene und lässt sie orange strahlen – wie „The Red Rock“ in Australien…

 

PS: Die Burg ist keine Burg, sondern nur ein Fels... :)

 

So voll der Eindrücke kann ich nicht gleich schlafen gehen und bei einem Spaziergang durch die Stadt landen wir bei einer netten Weinbäuerin und einer Weinverkostung kappadokischer Weine, die eine andere Art geistigen Inhalt bieten…

Im Zimmer teilen wir uns noch Baklava als Betthupferl bevor wir müde und glücklich einschlafen… 

 

Was für ein Tag!

Tag 5 : Das Soganli-Tal & die unterirdische Stadt

 

Mein mittlerweile übliches Frühstück besteht aus türkischem Joghurt mit Honig, diesmal mit Wassermelone und Rote-Rüben mit Walnüssen und Petersilie. Baklava geht wieder als Not- oder Zwischenration in den Rucksack.

 

Auf der Fahrt zu unserer nächsten Wanderung fragen wir uns, woher die Türken eigentlich kommen. Und wir sind überrascht:

Die Volksbezeichnung Türk wird erstmals in chinesischen Chroniken des 6. Jahrhunderts erwähnt und war der Name eines Clans innerhalb einer größeren nomadischen Stammeskonföderation, deren Herkunft nicht eindeutig zu belegen ist. Mit dem Aufstieg der „Türk“ wurde der Name als politische Bezeichnung auf eine ganze Reihe anderer Nomaden und Völker übertragen und schließlich, durch einen bis heute nicht vollständig nachvollzogenen Prozess, als generelle Bezeichnung für eine ganze Sprach- und Völkerfamilie übernommen – zuerst von muslimischen Gelehrten, später auch in Europa.

Daraus ist auch die Bezeichnung für die türkische Bevölkerung Anatoliens abgeleitet.

Das erste Türk-Kaganat umfasste das Gebiet zwischen der chinesischen Grenze, der heutigen Mongolei, dem Xinjiang und dem Kaspischen Meer. Sein Einflussbereich erstreckte sich vom Baikalsees im Norden über die heutige Kasachstansteppe bis zum Schwarzen Meer. 

Anfänglich war die Bezeichnung Türk dem Adel vorbehalten und wurde im Laufe der Zeit zu einer Stammesbezeichnung.

Als Turkvölker bezeichnet man eine Gruppe von etwa 40 Ethnien in Zentral- und Westasien sowie in Sibirien und Osteuropa, deren Sprachen zur Sprachfamilie der Turksprachen gerechnet werden. Zu dieser gehören die türkische Sprache sowie rund 40 relativ nah verwandte Sprachen mit insgesamt etwa 180 bis 200 Millionen Sprechern. Sie sind vom osteuropäischen Balkanraum über die Türkei und den Kaukasus bis hin zum zentralasiatischen und sibirischen Siedlungsraum zerstreut. (Wikipedia)

 

Heute geht es in das Soganli-Tal, das vom 9. bis ins 13. Jahrhundert von byzantinischen Mönchen besiedelt war. Von ihnen stammen die etwa 100 Kirchen im Tal und die dazugehörigen Wohnhöhlen und Klosterräume, von denen allerdings die meisten verschüttet oder eingestürzt sind oder als Ställe genutzt werden. Bemerkenswert sind die besonders schmuck in den Fels geschlagenen Taubenhäuser, deren Einfluglöcher mit weißer Farbe markiert sind.

Auch hier gibt es einige erwähnenswerte Kirchen – aber zunächst steigen wir die steilen Pfade der Schäfer hinauf, durchwandern das gesamte Bruchtal bis wir an dessen Ende auf der Hochebene mit 1500 m Rast machen. In der Ferne sehen wir wieder die Schneefelder des Vulkans. Ein Bussardpärchen und ungewöhnliche Pflanzen begleiten uns. 

 

Beim Abstieg treffen wir auf einen Jäger, der die Wildschweinpopulation kontrolliert und als wir nach 11 km wieder im Dorf ankommen, laufen gerade Filmaufnahmen zu einer türkischen Fantasy-Serie. Die Kulisse ist ideal dafür.

Annette und Lydia möchten bei einem kleinen privaten Motel zu essen. Ich lasse das Essen aus und begnüge mich mit türkischem Kaffee und Griespudding. Die sehr bemühte Wirtin versucht eine vor 4 Tagen zugelaufene Hirtenhündin zu füttern und ihr gleichzeitig eine Spritze gegen ihre Leiden zu geben, ohne Erfolg. Sie ist zu klug. Leider können wir nicht helfen. Die meisten Türken behandeln die Hunde gut, sie kümmern sich, wie es ihnen möglich ist, lassen sie aber auch völlig frei zu gehen, wohin sie wollen. Hat ein Hund eine Marke, dann kümmert sich jemand um ihn. Hat er keine, sind alle für ihn zuständig. 

 

Nach dem Essen geht es zur unterirdischen Stadt Derinkuyu, auf die ich schon sehr gespannt bin!

 

 

Die unterirdische Stadt Derinkuyu 

 

Ihr früherer Name war Malakopía und sie ist neben Kaymakli die berühmteste der unterirdischen Städte in Kappadokien. Es werden hier über 50 unterirdische Städte vermutet, 36 wurden bislang entdeckt, aber nur die wenigsten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Derinkuyu ist dabei die größte zugängliche Anlage. Die größte ist wahrscheinlich das noch weitgehend unerforschte Özkonak zehn Kilometer nordwestlich von Avanos mit vermuteten 19 Stockwerken und ehemals 60.000 Einwohnern.

Die Entstehungszeit dieser Städte und auch Derinkuyus ist umstritten. Manche Archäologen sehen in den Hethitern vor über 4000 Jahren die Erbauer. Andere vermuten sienoch älter. Wiederum andere meinen, dass Christen die Städte zum Schutz vor Verfolgern angelegt hätten. Sicher ist, dass die christlichen Bewohner zwischen dem 3. und dem 10. Jahrhundert die Anlagen weiter ausbauten.

 

Zuerst gehen wir zu dem mit Eisengittern gesicherten Eingangsschacht, der früher der Brunnen der Stadt war. man sieht die Einkerbungen der Seile im Fels. Das Tunnelsystem von Derinkuyu wurde 1963 zufällig entdeckt. Seitdem wurden acht Stockwerke freigelegt, mit einer Fläche von insgesamt 2500 Quadratmetern, was Schätzungen nach nur ein Viertel der gesamten Anlage darstellt. Der derzeit tiefste zugängliche Punkt liegt in 55 Metern Tiefe. 

Am Eingang lesen wir die Warnung für Besucher mit hohen Blutdruck, Asthma und Herzleiden. Plötzlich stürmt eine Gruppe Asiaten beim Eingang hinaus und hinter ihnen ein ratloser Guide, der uns erzählte, dass sie Klaustrophobie hätten. Für uns gottseidank kein Thema. Also geht es abwärts.

 

Über die ursprüngliche Raumnutzung ist man sich nicht wirklich einig. Ebensowenig über die Zahl der ehemaligen Bewohner. Sie schwankt zwischen 3000 und 30.000. Man vermutet auch, dass Derinkuyu durch einen neun Kilometer langen Tunnel mit der unterirdischen Stadt im Nachbarort Kaymakli verbunden war. 

Die unterirdische Stadt konnte durch die sogenannten „Rollsteintüren“, die wie Mühlsteine aussehen, abgeriegelt werden. Diese wurden bei Gefahr von innen vor den Eingang gerollt und stellten von außen ein schwer überwindbares Hindernis dar. Ausgesprochen aufwendig und ausgefeilt wirkt das Belüftungssystem. Von der ersten unterirdischen Ebene sollen insgesamt über 15.000 Schächte nach oben geführt haben. In den unteren Etagen gibt es weniger, aber die Luftzirkulation funktioniert noch heute bis zum achten Stockwerk hinab. Das Belüftungssystem diente mit seinen 70 bis 85 Meter tiefen Schächten gleichzeitig dem Wassertransport. Noch bis kurz vor Entdeckung schöpfte die Bevölkerung Derinkuyus ihr Wasser aus diesen Brunnen, ohne das zugehörige Höhlensystem darunter zu erahnen. Davon leitet sich auch der Name des Ortes ab, denn derin kuyu bedeutet im Türkischen „tiefer Brunnen“ oder „Schacht“.

 

Unser Guide hat jedoch eine andere Meinung – er sieht in der Stadt nur eine temporäre Fluchtstätte, die Angreifer in die Irre führte. Auch die sogenannte Kleeblattkirche überzeugt ihn nicht, da sie unterschiedliche Längen und Breiten hat. Ich muss an Kusch und die mysteriösen Erdställe denken… wer weiß, wann hier die ersten Menschen gegraben hatten… Und auch hier gibt es Sackgassengänge, wie es die Erdställe auch haben.

Überall sind in Griffhöhe seltsame runde Grifflöcher. Die Bewohner orientierten sich damit auch ohne Licht in ihrem Tunnelsystem!

 

Mit mehr Fragen als Antworten treffen wir wieder in unserem wunderbaren Hotel ein und machen uns auf dem Weg zum Abendessen. Diesmal sitzen wir auf der Terrasse im Nachbarhaus und genießen verschiedene Meze und ein Lammgericht. 

 

Müde geht’s gegen 22.30 Uhr in das frisch überzogene Bett. Diesmal führen mich meine Träume in uralte Zeiten... 

 

Tag 6 : Heißluftballons bei Sonnenaufgang

 

Heute haben Annette und Lydia ihre Premiere im Ballonfliegen. Wer das noch nie gemacht hat, ist in Kappadokien richtig. Zum Sonnenaufgang geht es in die Höhen – und das einzigartig ist nicht nur die Landschaft, sondern auch die unzähligen Ballone, die gleichzeitig starten. Und das Spektakel ist sehenswert! Da es sich zumeist um große Körbe für 20 oder mehr Personen handelt, muss vom Transportanhänger direkt gestartet und auch wieder darauf gelandet werden. Es gelingt in den meisten Fällen, manchmal mit wiederholtem Aufstieg und neuer Landung. Jedenfalls müssen die Ballonfahrer ihr Können unter Beweis stellen. Auch was die Dichte im Luftraum betrifft. Das ganze Schauspiel dauert im Normalfall nur 1 Stunde, es sei denn, man hat einen besonderen Deal. Es zahlt sich aber auch aus, das ganze von der Erde oder von einem Berg aus zu betrachten!

Allerdings heißt es um 3.30 Uhr aufstehen – Abholung um 4.15 Uhr!

 

Das Gomeda-Tal & Mustafapasa

 

Nach dem Frühstück geht es dann ins Gomeda-Tal, das auch wieder spezielle Felskirchen zeigt. Hier ist das Zentrum der griechischen Christen.

Unterhalb der Ortschaft Ortahisar führt ein schmaler Pfad entlang eines Baches durch das grüne und malerische Tal. Wieder sind wir allein auf unserer Route. Mittlerweile sprechen wir Bilal dafür auch unser absolutes Lob aus. Die Ruhe und Abgeschiedenheit beschert uns Genusswandern pur. 

 

Gleich zu Beginn hören wir die Geschichte von Basilius und Nikolaus – und dass der Weihnachtsmann aus der Türkei kommt ;- ) 

(Ich wusste es bereits, da ich ja mit meinen Recherchen zu meinen Jahresfest-Videos auf meinem YouTube Kanal auf Kappadokien gestoßen war und daher hierher reisen wollte. Mehr dazu findest du im Video über Nikolaus >>zum Kanal https://www.youtube.com/@wissen-wahrheit-weisheit)

Die Kirchen hier werden nach wie vor von griechischen Pilgern besucht – und wir sehen Fürbitten in griechischer Sprache in den Fels geritzt. 

Wieder entdecken wir die unterschiedlichsten Felsformationen und Höhlenwohnungen. Wunderschöne Kirchen und Taubenschläge… Auch ein rechteckiger Tunnel war dabei, der in seiner enormen Breite ein Rätsel bleibt...

 

 

Uns begegnen Reiter auf unserem Weg und bald darauf treffen wir in einem Reitercamp ein, wo wir rasten und einen ganz speziell zubereiteten türkischen Kaffee bekommen… Das Reitercamp gefällt mir in seiner Einfachheit – alles wird im Freien erledigt. Es gehört einem Franzosen, den Bilal scherzhaft als "Tschik" oder so ähnlich bezeichnet. In der unterirdischen Stadt trafen wir übrigens auf einen in Berlin geborenen Türken, den Bilal scherzhaft als Kümmeltürke bezeichnete, was dieser lachend bestätigte. Man kann offenbar auch humorvoll mit Migration umgehen und die Türkei ist immerhin das größte Aufnahmeland für Flüchtlinge weltweit. 

 

Auf unserem weiteren Weg durch das Flusstal stoßen wir auf Zisternen, die noch Wasser führen und alte behauene Badeplätze am Fluss. 

 

Der Endpunkt dieses Wandertages ist das altgriechische Dorf Mustafapasa, das frühere Sinasos. Hier haben moderne Steinmetze die alten Häuser und Höhlenwohnungen zu wunderschönen Hotels und Wohnhäusern ausgebaut. Und auch hier lebt eine bedeutsame Geschichte. 

Die hier mehrheitlich griechisch-orthodoxe Bevölkerung (als Rum bezeichnet) war zu beachtlichem Wohlstand gekommen. Dieser entstammte dem Kaviarhandel zwischen Russland und Europa, für den Zuwanderer aus Sinasos nach Istanbul ein Monopol besaßen. 

 

Der sogenannte Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei war eine Zwangsumsiedlung, die nach der Ersten Weltkrieg und dem darauf folgenden Griechisch-Türkischen Krieg vertraglich vereinbart wurde. Die Konvention über den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei wurde in Lausanne am 30. Januar 1923 von den Regierungen Griechenlands und der Regierung der Großen Nationalversammlung der Türkei unterzeichnet. Sie betraf 1,6 Millionen Personen (etwa 1,2 Millionen anatolische Griechen und 400.000 Muslime in Griechenland).

Ausschlaggebendes Kriterium für die Zwangsumsiedlung war nicht die Sprache der betroffenen Personen, sondern ihre Staatsangehörigkeit und die Glaubensgemeinschaft, der sie angehörten. Der Bevölkerungsaustausch führte zum Ende der seit der Antike existierenden griechischen Gemeinschaft in Anatolien sowie zum Ende der seit fast 500 Jahren bestehenden muslimischen Gemeinden in Griechenland. Aus beiden Staaten wurde somit eine religiöse Gruppe, die durch das Ende des Osmanischen Reiches zur Minderheit in dem jeweiligen Nationalstaat geworden war, ausgewiesen, während gleichzeitig Menschen, die man als Angehörige der jeweiligen Titularnation ansah, zur Einwanderung gezwungen wurden.

Daraus entstand viel Leid und Konflikte.

 

Das Jerveni Cave Hotel ist Teil einer unterirdischen Stadt, die vor mindestens tausend Jahren entstand und ist damit auch ein Zeuge jener Zeit. Auf einem Schild vor dem Hotel lesen wir, dass hier ständig Menschen gehen und kommen mussten, weil es ihnen befohlen wurde. Diese Menschen haben ihr Wasser geteilt und teilen jetzt die Erinnerungen mit uns. Man macht so darauf aufmerksam, dass wir alle Menschen sind, egal welchen Glauben wir haben oder welche Sprache wir sprechen. 

 

Auch hier werden wir von Hunden begleitet. Darunter ein wunderschön grau gestreifter. Wie alle Hunde hier sind sie zurückhaltend und gehen einfach mit, lassen sich streicheln, genießen unsere Gesellschaft bis wir wieder fahren. Tröstlich ist für mich diesmal, dass er eine Marke und hier in der Stadt so einige Gefährten hat. Bei speziellen Dehnungsübungen an einer Mauer wundern sie sich dann aber doch was wir für seltsame Menschen sind... ;-)

 

Wir trinken unseren Kaffee im Zentrum von Mustafapasa bevor es in eine alt-traditionelle Töpferei geht, die die hethitische Handwerkskunst weiterführt und als angesehener Familienbetrieb mehr als 100 Menschen beschäftigt...

 

 

Alte traditionelle Töpferkunst

 

Wir staunen nicht schlecht, als wir in astreinem Deutsch begrüßt werden. Der Sohn und Geschäftsführer der Familie Aldag studierte tatsächlich in Deutschland! Gefühlvoll führt er uns in die Welt der Keramik ein, erklärt uns Geschichte und Bedeutung der Muster und ein alter Meister zeigt uns, wie er in wenigen Minuten eine Vase von Hand und Fuß (ohne Maschinenantrieb) dreht!

Das erinnert mich an einen Ausspruch, den Picasso getätigt haben soll, der dem Sinn nach sagt, dass es nicht relevant ist, ein Bild, das er in 5 Minuten gemalt hat, teuer zu verkaufen – sondern dass in diesen 5 Minuten die lebenslange Erfahrung enthalten sei…

 

Die Schauräume sind so groß und vielfältig, dass ich schier überwältigt bin.  Man könnte Stunden darin verbringen. Ein besonderes Highlight ist ein Raum, in dem man Keramik mit Mondsteinglasur im Dunkeln leuchten sieht! 

Und dann wird es von Raum zu Raum exquisiter und teurer – bis wir – auf meine Nachfrage hin – in der sogenannten Schatzkammer landen, die mich an die großen chinesischen Meister der Ming-Vasen erinnert. Dort bin ich jedoch jenseits meines Budgets und wandere wieder zurück zu den leistbaren Objekten. Ein Mondkelch und ein original handgefertigter hethitischer Weinkrug verlassen ihre Geburtsstätte mit mir. Sie werden besonderen Anlässen dienen.

 

 

Das Abendessen genießen wir heute in einem von Einheimischen empfohlenen Restaurant, das gleichzeitig Bioprodukte aus Kooperativen verkauft – und essen das beste Testi-Lamm-Kebab ever!

Einige Gewürze, die es sonst nirgendwo gibt, kommen mit – Sumak, Zether, schwarzer Chillipfeffer und Granatapfelbalsamiko als Geschenk.

 

Die Woche neigt sich leider schon dem Ende zu und im Hotel müssen wir alles Erlebte erst mal verdauen – was der Hotelbesitzer mit einer Flasche Raki unterstützte. Dieser Anis-Fenchel-Schnaps ist jetzt genau das richtige und wir haben einen lustigen Ausklang im abendlichen Hotelinnenhof.

 

Tag 7 : Vom Balkan Tal bis zum Liebes-Tal

 

Viel zu schnell ist der letzte Tag da. :(

Heute will uns Bilal das Balkan-Tal zeigen - die Verbindung zwischen den beiden Dörfern Ibrahimpasa und Ortahisar. Wir beginnen unsere Wanderung in Ibrahimpasa, wo wir – unüblich für Frauen – in ein Versammlungs-Kaffeehaus gehen, das normalerweise nur für Männer ist. Dort erklärt uns Bilal seine Bedeutung:

Die alte Redensart, dass die Frauen zu Hause arbeiten während die Männer ins Kaffeehaus gehen, hat seine Berechtigung – wenn sie auch ganz andere Hiintergründe hat, als wir vermuten würden!

In einem türkischen Dorf gibt es das Kaffeehaus und das Versammlungshaus, das ebenso ein Kaffeehaus ist. Im normalen Kaffeehaus sitzen die alten Männer. Im Versammlungs-Kaffeehaus gehen die jungen Männer hin, wenn sie Arbeit anbieten oder selbst suchen. Der Kaffeehausbesitzer kennt alle und vermittelt zwischen ihnen, wer für welche Arbeit der richtige ist. Da findet (oder fand) man auch spontan Helfer und Arbeitskräfte, kann also einfach mit dem Pickup hinkommen und abholen, wer gerade Zeit hat. 

In diesem Dorf ist es allerdings immer weniger der Fall, da auch hier immer mehr Hotels gebaut werden – wenn auch geschmackvoll in die Tuffsteinhöhlen hinein – arbeiten immer mehr Männer und auch Frauen im Tourismus. Doch wenn man früher in ein Dorf-Cafe gehen wollte, musste man nur schauen, wo die alten und die jungen Männer sitzen – und als Frau oder Tourist dann in das gehen, wo die alten sitzen ,-)

Sagte man also früher „Mein Mann ist im Kaffeehaus“ dann war damit gemeint, er sucht Arbeit. Die Frauen wiederum, warfen ihre Männer aus dem Haus, damit sie ihre eigene Arbeit machen und sich mit anderen Frauen zu Hause treffen konnten. Sie wollten keinesfalls, dass der Mann ständig zu Hause war. Ich muss schmunzeln und denke an den Loriot-Film „Papa ante Portas“ ;-)

 

Wir trinken unseren türkischen Kaffee aus und machen uns auf den Weg. Die Stadt steht unter Denkmalschutz, aber man kann die alten Ruinen erwerben und dementsprechend wieder auf- und ausbauen. Das können sich nur Investoren leisten, denn mittlerweile kostet ein entsprechendes Grundstück voller Höhlen ca 1 Mio Euro! 

Am Weg entdecken wir auch Fahrzeuge der türkischen FIAT-Marke ;-)

 

Durch Obstgärten geht es in das Tal hinunter und wir tauchen in die Natur ein, entlang eines Flusses, der noch vor kurzem Hochwasser führte. Die Spuren sind deutlich und die Auswaschungen an den Felsen seit hunderten von Jahren zeigen, dass es keine Seltenheit ist.

 

 

Plötzlich tut sich neben uns eine riesige Höhle auf. Ich schlüpfe sofort hinein und sehe, dass sie weit nach hinten geht… fragend kehre ich um zu Bilal, der tut überrascht und lacht verschmitzt. Als die anderen nachkommen, meinteer „Na schauen wir mal, wie weit sie geht…“ Er knipst seine Taschenlampe an – denn es ist phasenweise stockdunkel darin. Und sie ist riesig, und lang… was er natürlich wusste – es ist einfach seine Art, nichts vorwegzunehmen und uns immer wieder zu überraschen. Immer weiter gehen wir durch diesen natürlichen Tunnel, der sich durch den Berg windet – bis wir auf der anderen Seite nach oben wieder aussteigen können – direkt am Fuße eines wunderschönen Höhlenbergs.

 

Ich hatte mir gestern Ölpalmfrüchte gekauft, die ich nun verspeise. Sie sind gewöhnungsbedürftig, aber unglaublich gesund. Meine Wanderkollegen schlagen mein Angebot jedoch aus, daher bleiben sie mir alleine... und sie beginnen zunehmend doch irgendwie zu schmecken :-)

 

 

Ein Stück weiter sehen wir dann schon den 90m hohen Burgfelsen von Ortahisar. Die Stadt steht ebenfalls unter Denkmalschutz und zeigt noch pitoreskere Formen. Die heutige Stadt befindet sich auf dem Hochplateau.

Oben angelangt bietet sich ein grandioser Ausblick. Männer kommen gerade aus der Moschee und ziehen sich ihre Schuhe an. Sie gehen direkt ins Kaffeehaus. Es ist viel los und es sind auch mehr Touristen zu sehen. Es ist ungewohnt - denn auf unseren Wanderungen sind wir ja immer weitab und allein. 

 

 

Nun steht uns die letzte Station unserer Wanderreise bevor: das sogenannte Liebestal…

Hier treffen sich alle Liebenden der Nation um ihr Glück zu bestellen oder zu festigen. Unzählige Tontöpfchen hängen mit Namen auf den Bäumen – ähnlich wie anderorts Schlösser auf Brücken. Und während ich meinen Blick ins Tal schweifen lassen, wird mir klar, warum der Name erwählt wurde. Die Felsformen werden von den einen als „Morchel“ beschrieben, andere jedoch sehen darin das klassische Symbol der Fruchtbarkeit.

 

Wir sitzen gemütlich bei frischen Fruchtsäften und Tee während wir uns an dem Ausblick satt sehen. Es war eine unglaubliche Woche. Und ich freue mich darauf, diesen Bericht zu schreiben, der mir hilft, all die Eindrücke zu ordnen...

 

 

Unser Schuttle bringt uns noch zum Wochenmarkt unserer Ausgangsstadt Avanos, wo wir unsere Wanderwoche ausklingen lassen wollen. Hier verabschieden wir uns von Bilal und seinem Fahrer – geben gutes Trinkgeld und tauschen Kontakte aus. Wir haben viel über die türkische Kultur lernen dürfen und sind nicht nur von der Landschaft fasziniert. 

 

In einem neu entdeckten Balkonrestaurant genießen wir noch die türkische Küche und entdecken dabei eine weitere Attraktion der Stadt… ein Baukran zieht einen Pavillon voller Leute einfach in schwindelnde Höhen und hält sie dort eine halbe Stunde oben. Die Baustelle ist bei der eingerissenen Brücke, die erst wieder aufgebaut werden muss. Der Pavillon war vorher vermutlich am Fluss. Aber wieder sehen wir den Einfallsreichtum der Türken und wie Bilal immer sagte: Eine türksiche Lösung – aber eine schnelle Lösung. Wozu einen Lift bauen, wenn ein Kran dasteht!

 

 

Danach lassen den Tag bei einer Tahintorte und Kaffee über den Dächern von Avanos ausklingen und spinnen schon Pläne für eine weitere Reise…
Damit verabschiede ich mich und wenn du diesen Artikel genossen hast, freue ich mich über eine kleine Spende als Dankeschön! 

 

Herzlich, Cornelia