2018 - 2019

diesmal chronologisch von oben nach unten - neueste Einträge - runterscrollen!!!

 

 

Jänner 2019

 

Florimell hat das Sommerlager im Rio Dulce gut überstanden und ihr Captain segelte sie einhand von Guatemala um Honduras herum, nach Panama. Sie waren eine Woche unterwegs mit bis zu 40 Knoten Wind aus NNO. Am 17. Dezember liefen sie in Portobelo ein. Die Bright Star hatte denselben Weg und gemeinsam erkundeten die beiden Schiffe die San Blas Inseln... So wusste Harald schon gut Bescheid, als seine erste Crew aus Kärnten über Weihnachten an Bord war. 

 

 

 

LOGBOOK aus dem KUNA-YALA-Land

 

Freitag, 4. Jänner

 

3 Uhr morgens. Das Flughafentaxi steht vor der Tür und ich verabschiede mich von meiner Tochter Lilly und Felix, ihrem Freund. Ein Winken aus dem Taxifenster und wir sehen uns in 2 Monaten wieder. „Nur2 Monate dieses Jahr. Nicht 7 bis 10 Monate wie in den letzten Jahren. Diesmal geht es zu den San Blas-Inseln, die „kleine Südsee, wie sie unter den Seglern genannt werden.

 

Der Flug Wien – Frankfurt – Panama geht reibungslos – bis auf meinen Sitzplatz – zwischen zwei recht korpulenten Männern eingekeilt musste ich meinen Platz 11 Stunden lang verteidigen. Umso mehr freue ich mich über die Landung in Panama City – und noch mehr, als mein Koffer am Gepäcksband erscheint J

 

Schnurstraks Richtung Taxi – und schon spricht mich einer an: „Taxi Madam?– „Quanto para Portobelo?frage ich zurück. – er rechnet ein Weile – denn Portobelo liegt auf der anderen Seite von Panama – am Atlantik. „160 Dollarkam aus seinen Mund... Ich lache... „No... ciento (100,-) antworte ich...Er schüttelt den Kopf... „140– ich bleibe bei 100... er versucht noch 120,- - aber ich bleibe hart und wende mich zum gehen. Natürlich läuft er mir nach... ok! Ciento! – also steige ich in das Taxi und es geht los. Er tankt noch... ich biete ihm einen Kaugummi an... und es beginnt eine kleine Unterhaltung mit meinen rudimentären Spanischkenntnissen. 1,8 Mio Einwohner hat Panama City... er wohnt 15 Minuten außerhalb der Stadt mit seiner Familie... die Autobahn ist eine gute Sache... etc. In 45 Minuten sind wir an der Atlantik Küste... in Colon. Nur noch 33 km bis Portobelo – aber die brauchen länger als die vielen Kilometer durchs Land. Eine enge gewundene Straße entlang der Küste mit Bodenwellen und Kurven lässt die 33 km endlos erscheinen. Es ist auch bereits dunkel. 

Ich werde müde und unsere Unterhaltung schläft ein. Der Driver wird etwas genervt, weil es sich so zieht... und als wir endlich ankommen, versucht er nochmal auf 120,- Dollar aufzustocken. Aber ich gebe ihm die vereinbarten 100,- und 5,- Trinkgeld – nicht besonders glücklich zieht er von Dannen.

 

Die „Casa Vela– wo mich Harald erwartet – entpuppt sich als herunter gekommenes einstöckiges Ein-Zimmer-Gebäude mit Hängematte, 3 Hunden und 3 Katzen direkt am Wasser. Ein deutsches Pärchen ist hier hängen geblieben – er repariert Segel, sie kocht Pizza und Hühnchen. 

Harald und Renzi erwarten mich beim 2. Bier und dankbar bestelle ich mir auch eines – denn der Durst ist schon groß. Die Luft ist für mich noch ungewohnt schwer und dick.

Wir tauschen die wichtigsten Ereignisse aus und dann geht es zur Florimell, von der schon fröhliches Lachen herüberklingt. Corina, eine Hamburgerin und 5 St. Veiter sind an Bord – full House – und Harald tritt mir seine Koje ab. 

 

Herrlich! Endlich ausgestreckt mit Blick in den Sternenhimmel mit kühlem Luftzug durch die Luken... aber – das Schlafen ist nicht so einfach – am Nachbarschiff wird nonstop die ganze Nacht hindurch Party gefeiert – und es scheinen Drogen im Spiel zu sein. Dennoch genieße ich meine Schlafepisoden nach dem langen Flug. 

 

 

 

Samstag, 5. Jänner

 

Guten Morgen Florimell. Wie geht es dir?

Sie scheint guter Dinge zu sein und schickt mir ein freundliches Plätschern zurück. 

 

Die Crew packt ihre Sachen nach dem Frühstück zusammen während ich die Küche putze, den Staubsauger anwerfe und mit Chlorwasser die Sanitärs durchputze, wo noch etwas Sommerschimmel zu sehen ist.

 

Harald fährt zum Partyboot rüber und gibt dort Bescheid, dass sie alle Segler rundum wach gehalten haben – sie entschuldigen sich „ Oh sorry, we took some koks and cant stop!– tja, was soll man da drauf sagen?

 

Gegen Mittag kommt ein Dinghy zum Schiff – Erich – ein neues Crewmitglied aus Bayern kommt an Bord – Willkommen! Und in der Casa Vela treffen wir auf Mila, das zweite Crewmitglied für die nächsten 2 Wochen. 

 

Während Harald ihr Gepäck an Bord bringt, unterhalte ich mich mit einem steirischen Einhandsegler, der seit seiner 1jährigen Reise schon einiges Pech hatte – denn genau an Heilig Abend wurde ihm sein Dinghy gestohlen (das er ohne Motor wieder fand) – davor seine Kreditkarte und sein Handy... er scheint sich in diesen Ländern noch nicht so richtig zu verhalten, um Diebstahl vermeiden zu können.

 

Nachmittags geht es auf Jagd -  nach frischem Obst und Gemüse, das hier nicht so leicht zu bekommen ist! Aber wir finden dann doch einiges bei den ortsansässigen Chinesen, versteckt in Plastiksackerln in diversen Kühlschränken. 

Mit vollen Taschen kehren wir zum Boot zurück – auf den San Blas Cays wird es nichts zu kaufen geben außer wir treffen zufällig auf Verkaufsboote. 

 

„Bei uns gibt es die beste Pizza in ganz Panamabehauptet die raffe Wirtin der Casa Vela – selbst nicht italienisch, sondern deutscher Abstammung. Wir bestellen 4 Pizzen – und sie sind knusprig und gut – aber vermutlich fertig tiefgekühlt gekauft. Mit Pizza und Bier lassen wir den Tag ausklingen.

 

 

 

Sonntag, 6. Jänner

 

Portobelo ist ein kleines Dorf mit großer Kirche, die leuchtend violett und weiß gestrichen ist. Berühmt ist sie wegen ihrem „schwarzen Jesusder mit königlichem Gewand unter einem weißen gekreuzigten Jesus trohnt. Vor der Kirche reihen sich mehrere Stände mit ebenso violetten Rosenkränzen zum Kauf. In der Kirche findet gerade eine Messe statt und rund um dem Altar blinken bunte Weihnachtslichterketten.

 

Wir gehen weiter zu einer der drei Festungen in dieser offenbar heiß begehrten Bucht zu Zeiten der spanischen Eroberungen – etliche Kanonen verteidigten das neue Land und noch heute liegen sie an ihren Plätzen. Der Ausblick in die Bucht lässt mich einige Wracks entdecken... und ich schmunzle über die bunten Sat-Antennen auf den einfachsten Häusern, zwischen denen leider immer Müll liegt. 

 

Eine Staffelei in einem kleinen Häuschen zieht Harald magisch an. „Buena!begrüßt uns ein Schwarzer und erklärt uns, dass das hier das freie Atelier für alle Künstler von Portobelo ist. Er hat ein Selbstportrait gemalt und freut sich über ein gemeinsames Foto vor seinem Kunstwerk. 

 

Wieder in der Casa Vela treffen wir auf die Crew von „Fritz the Cateinem Österreicher, der schon viele Jahre in dieser Ecke zubringt. – Er ist bereits eine Legende, denn er versucht hier schon lange sein Business aufzuziehen, das allerdings nicht von allzu viel Glück gesegnet ist. Unter anderem hat er sich mit einer Fähre, die er gekauft, hergerichtet und dann auf ein Riff gefahren hat, ein Denkmal gesetzt. Danach holte er einen großen Catamaran von einem anderen Riff herunter, richtete ihn wieder her – und dann nahm ihm das Boot die panamesische Regierung weg. Aber er lässt sich nicht unterkriegen und macht weiterhin Charter mit einem anderen Catamaran. 

 

10.30 Uhr – ich stehe wieder nach langer Zeit an der Ankerkette und hole den Anker hoch... es geht raus auf den Ozean – Kurs West zur Isla Linton. 

 

Der Captain entscheidet sich für einen Kreuzkurs – ein Schlag ca. 10 Seemeilen nach NW und zurück 10 Seemeilen nach SO. So kommen wir ohne Motor aus. Für Mila ist es das erste Mal auf einem Segelboot und sie bekommt ein etwas flaues Gefühl nach unserem Mittagessen auf See, besonders als ein großer Barracuda unseren Köder schluckt und Harald ihn im Cockpit tötet und filetiert... das hat sie zuvor noch nie erlebt und ihre Magennerven zusätzlich strapaziert. Aber als einige Delphine uns begrüßen und einige Zeit lang begleiten, ist auch für Mila ihr Bauchgefühl vergessen. Erich ist selbst Segler, hatte ein Boot in Kroatien liegen und kann auch gut zur Hand gehen.

 

Ca. 15 Uhr laufen wir in die Bucht von Linton ein und ankern unter mehreren Booten  für die Nacht. Der Barracuda schenkt uns ein köstliches Abendessen und reich von den Ereignissen des Tages fallen alle in ihre Kojen... es ist ein wenig rollig – aber wir schlafen herrlich im sanften Wiegen der Wellen.

 

 

 

 

Montag 7. Jänner

 

6.00 Tagwache!

Wir haben eine längere Überfahrt von 42 Seemeilen vor uns und müssen bei Sonnenaufgang los. Hier geht die Sonne erst um 6.30 auf und wieder um 18.30 unter. 

Isla Linton & Isla Grande, ein Urlaubsgebiet für die Panamesen, lassen wir hinter uns. 

Die Überfahrt ist wieder etwas rauer, und Milas Magen meldet sich wieder, aber es wird von Tag zu Tag besser. 

Zwei mal schlägt das Fischerherz höher als ein vertrautes grrrrrrrrrrrrrrrr... zu hören ist: zwei große Fische beißen an – Harald hat einen wunderschönen Mahi-Mahi beinahe beim Heck, als er entkommt. Der zweite Fisch kann sich gleich losreißen. Ich vergönne es ihnen.

Wir haben 10 bis 20 Knoten aus Nord mit 3 Meter Welle(!), machen aber dennoch gute Fahrt und kommen um 14.30 Uhr in den Chichime Cays an. Türkises Wasser leuchtet uns entgegen, traumhafte Palmenstrände und lustige Bambushütten. Der Captain bahnt sich den Weg durch Riffe und ankernde Segler... unser Anker hält beim zweiten Versuch. 

Neben uns kommt ein Charterboot mit einem älteren Ehepaar rein, die offenbar nie ankern gelernt haben, sie legen ihre Kette quer über die von anderen drüber, stehen quer – es ist schlimm anzusehen – bis ein beherzter Segler ins Dinghy steigt, zu ihnen an Bord kommt, um das Ankermanöver selbst durchzuführen. Die Bucht atmet auf – denn solche Segler sind ein Risiko für alle umliegenden Boote. (Und mir ist immer wieder schleierhaft, wer so aller mit Charterbooten unterwegs ist).

 

Auch ein großer Cat mit 15 Leuten an Bord hat Probleme, als sein Motor ausfällt – aber er ist geübt – der Skipper schiebt das große Boot mit dem Dinghy dorthin, wo es sein soll und setzt den Anker punktgenau.

 

16.00 Uhr

Es geht zum Schnorcheln – Mila lernt sehr schnell und ist bald mit von der Partie. Ich kämpfe mit einer undichten Brille und muss alle 5 Minuten ausblasen... Das Riff ist jedoch nichts Besonderes – wenig Fische, wenig Korallen.

 

17.20 Uhr

Landgang auf die erste Insel!

Und es ist schöner als auf jeder Postkarte! Beinahe schon kitschig schön ;-)

Die Kuna Indios leben in kleinen Bambushütten, darin Hängematten als Schlafplatz, gekocht und gearbeitet wird draußen. Rucksacktouristen buchen hier auch Nächtigungen – doch sind die Touristenhütten so voller Ungeziefer, dass sich jeder Backpacker  lieber sein Zelt aufstellt. 

 

Beim Inselrundgang sehen wir wunderschöne Molas – die traditionellen Handarbeiten der Kuna-Indios - und wir handeln einen guten Preis dafür aus. In einer Hütte bekommen wir um 4 Dollar „Coco Loco– eine aufgeschnittene frische Kokosnuss, deren Kokoswasser mit Rum „verfeinertwird. 

Eine alte Kunafrau stampft Kartoffel, während ein grüner Papagei lautstark vom Dach zetert. Sie ist die Herrin hier – denn ihr Mann liefert ihr sogleich unser Geld ab.

 

Die alten Kunafrauen sind noch sehr schön traditionell gekleidet – mit einem Goldring durch die Nase und bunten Perlen an Händen und Füssen, die spezielle Muster tragen. 

 

1982 war Harald das erste Mal auf den San Blas Inseln – damals war natürlich vieles anders! – vor allem gab es keinen Plastikmüll an allen Stränden dieser paradiesischen Inseln. 

 

 

 

Dienstag 8. Jänner

 

8.30 Frühstück – 9.30 Abfahrt. 

Ich hole den Anker hoch – Erich hilft beim Großsegel setzen. Wir haben gut Wind und setzen die Genua dazu. 

Es geht weiter von Chichime Cays nach Wichubhuala und Nalunega – südlich der Isla Provenir. Bis an den Rand komplett verbaut mit Bambus- und Palmenhütten, sehen diese Inseln völlig überladen aus. Wie ein Irrgarten zieht sich das Dorf über die gesamte Insel – Sternförmig gehen Ausleger ins Meer hinaus - die Toiletten – wassergespülte Plumpsklos! 

 

Als wir als einziges Schiff ankommen, geht sofort ein Lauffeuer durch das Dorf und als wir in die engen Sandgassen eintreten, stehen die Kunas mit ihren Molas bereit. Neugierige Kinder kommen herbei und wir schenken ihnen Malbücher und Stifte, die sie ganz stolz an sich drücken. 

 

Völlig unpassend erheben sich über den einfachen Strohdächern Solarpanele und Sat-Schüsseln – ein groteskes Bild. Im Zentrum steht die Schule – ein Betonbau. Und dahinter der Christbaum des Dorfes. Ich bin fasziniert – denn er wurde aus lauter Petflaschen gebaut! – Wenigstens eine sinnvolle Anwendung des Mülls, den es auch hier in Mengen anspült. 

 

Mila probiert traditionelle Mola-Blusen, aber leider sind alle zu klein. Ich tausche ein Mola gegen ein schönes Tuch, das ich zu diesem Zweck mitgenommen habe.

Die Hütten sind einfach – Matratzen liegen auf Bierkisten, in Hängematten sticken Frauen ihre Molas... nur ein Haus ist aus Stein und innen sauber eingerichtet mit Fließen, Sofa und TV... wer mag wohl der Eigentümer sein? 

 

Beim Kaufmann des Dorfes, der sehr geschäftstüchtig ist, kaufen wir zwei lebende Langusten für 10 Dollar und eisgekühltes Bier.

Nach einigen Irrwegen durch das Dorf verlassen wir es unter Zurufen der Kinder am Steg, die zwar neugierig sind, aber auch scheu.

 

 

Mittwoch, 9. Jänner

 

9.30 Seglerroutine: 

Anker hoch – Groß – Genua. Erich kennt sich immer besser mit den Segelgepflogenheiten aus und hilft tatkräftig mit. Und auch Mila wird immer interessierter.

Wir erreichen nach kurzer Überfahrt die Naguargandup Cays und unser Captain geht gleich mit der Harpune auf Jagd. Ergebnis: Eine Languste, eine Riesenkrabbe und zwei Fische fürs Abendessen J

 

Hier ankern nur 3 Schiffe – eines davon die Belize! Karl und Patrizia kommen zu Besuch an Bord und wir tauschen neuen Seglertratsch aus. 

 

 

 

Donnerstag, 10. Jänner

 

Auf der Insel gibt es viele Kokosnüsse Jund wir versorgen uns damit! Nebenwirkung: Sandflies So viele, dass wir samt Kleidung ins Wasser springen, um ja keine mit an Bord zu nehmen. 

 

Kurs SO 105 ° nach Coco Banderas. Wir haben immer zwischen 10 und 20 Knoten Wind – ideale Segelbedingungen. Die San Blas-Inseln sind aufgrund der geringen Entfernungen bestens für Törns geeignet.

 

Nach 2 Stunden liegen die Inseln vor uns. Unglaublich! – Wir sind im Paradies gelandet! Atolle wie in den Tuamotos – laut unserem südseekundigen Captain. 

Wir halten es nicht lange aus und müssen ins Wasser – ein herrliches Korallenriff mit größeren Fischen empfängt uns und ich schnorchle einhändig über die bunten Gärten Posseidons (mit der zweiten Hand halte ich immer noch meine undichte Taucherbrille zu).

Seltsame neonblaue Anemonen am Meeresgrund... Soldatenfische, Papageienfische und viele andere mehr. Das Loch in meiner Maske ist nervig, also beschließe ich zurück zu kehren... und entdecke am Riffrand einen großen Rochen – ich möchte ihn filmen... da kommt ein anderes Motiv daher geschwommen – ein wirklich großer Ammenhai! Respektvoll bleibe ich filmend auf Abstand... elegant zieht er seinen Weg.

Beim Auftauchen steht ein Regenbogen über mir und Pelikane jagen im Riff nach Fischen... es ist malerisch und ich bin dankbar, dass ich diesen wunderschönen Ort entdecken darf.

Die Locals, die auf einer Insel eine Hütte haben, kommen vom Fischfang zurück – sie haben mehrere Langusten und – welch ein Schock – eine große Schildkröte gefangen, die sie mit Leinen gefesselt zu zweit an Land tragen und einfach am Rücken liegen lassen! 

 

Bald kommen auch Harald und Erich von der Jagd zurück – 4 Langusten und eine Krabbe sind die Beute, die gleich in Kochtopf und Bratpfanne landen. Wieder ein herrliches Abendessen... doch ich muss ständig an die arme Schildkröte denken, die einen langsamen Tod sterben muss.

 

 

Freitag, 11. Jänner

 

Wir bleiben noch in Coco Banderas... ich habe leider mit meinen Nono-Bissen zu tun – wieder an die 200 oder mehr, verteilt auf Beinen, Armen, Bauch, Rücken und sogar im Gesicht... auch Mila kämpft mit juckenden Bissen auf ihren Beinen. Nur die Männer spüren nichts mehr. Woran das wohl liegen mag?

Wir fahren zur Insel – die Schildkröte schaut schlimm aus... Augen quellen raus, Schnüre schneiden in die Flossen... ich blicke traurig von ihr zu den Männern – und frage, ob sie gegessen wird. Er nickt und lacht – für sie ist es ihr altes Jagdrecht für ein Festessen im Dorf.

 

Harald und Erich gehen wieder auf Jagd und bringen zwei kleine Fische und eine Languste mit. Mit der Harpune müssen die Tiere nie leiden. 

 

Die Kunas auf der Insel fragen, ob wir Tomatensauce an Bord haben? Harald schlägt einen Tausch gegen die 5 Langusten vor, die noch im Einbaum liegen und sie sind einverstanden. So tauschen wir Reis, Tomatensauce, Kekse und Saft gegen 5 wunderbare Lobster. 

 

Das Universum verwöhnt uns noch mit einem wunderschönen Sonnenuntergang in dessen Gegenlicht die Pelikane ihre Sturzflüge ins flache Wasser fliegen... 

 

 

 

 

Freitag, 11. Jänner

 

Wir bleiben noch in Coco Banderas... ich habe leider mit meinen Nono-Bissen zu tun – wieder an die 200 oder mehr, verteilt auf Beinen, Armen, Bauch, Rücken und sogar im Gesicht... auch Mila kämpft mit juckenden Bissen auf ihren Beinen. Nur die Männer spüren nichts mehr. Woran das wohl liegen mag?

Wir fahren zur Insel – die Schildkröte schaut schlimm aus... Augen quellen raus, Schnüre schneiden in die Flossen... ich blicke traurig von ihr zu den Männern – und frage, ob sie gegessen wird. Er nickt und lacht – für sie ist es ihr altes Jagdrecht für ein Festessen im Dorf.

 

Harald und Erich gehen wieder auf Jagd und bringen zwei kleine Fische und eine Languste mit. Mit der Harpune müssen die Tiere nie leiden. 

 

Die Kunas auf der Insel fragen, ob wir Tomatensauce an Bord haben? Harald schlägt einen Tausch gegen die 5 Langusten vor, die noch im Einbaum liegen und sie sind einverstanden. So tauschen wir Reis, Tomatensauce, Kekse und Saft gegen 5 wunderbare Lobster. 

 

Das Universum verwöhnt uns noch mit einem wunderschönen Sonnenuntergang in dessen Gegenlicht die Pelikane ihre Sturzflüge ins flache Wasser fliegen... 

 

 

Samstag, 12. Jänner

 

Keine gute Nacht für mich. Ich schlafe schwer ein – zu stark ist der Juckreiz der vielen Bisse... Um 12.45 halte ich es nicht mehr aus – ich versuche, den Bissen mit Wasserstoffperoxid beizukommen – ohne Erfolg. Mit Salben – ohne Erfolg. Mit Essig – ohne Erfolg... mit diversen Ölen und Lotionen... aber es hört nicht auf. Schließlich hilft nur noch Kratzen... bis 4.00 Uhr früh halten mich diese Nachwirkungen der Sandflies munter, dann kann ich endlich einschlafen.

 

Nach einem guten Frühstück kommen die beiden Kunas von der Insel mit dem Einbaum vorbei – sie fahren jetzt ins Dorf – ob Harald auf ihr Haus aufpasse könne (!)  Die hoffentlich schon tote Schildkröte liegt im Kanu...

 

Gegen 11 brechen wir auf Richtung Nargana und Corazon. Die größte Stadt auf San Blas.

 

Der Ort besteht aus zwei Inseln, verbunden durch eine überdachte Brücke. Hier herrscht gleich ein städtischeres Flair. Die Leute sind beschäftigt, laute Musik tönt weit über den Hauptplatz hinaus. Obst- und Gemüseladungen werden gelöscht – hierorts einfach mit Scheibtruhen... es gibt ein paar Läden und sogar ein Krankenhaus!

 

Diesen Umstand nütze ich und versuche eine Antihistamin-Salbe zu bekommen. Aber so einfach ist das nicht. Man muss auf die „Dottorawarten, die schaut mich an und verschreibt mir dann was gut ist. Direkt bei der Apotheke, die ebenfalls im Hospital ist, kann man nicht einkaufen. Also warte ich. Gemeinsam mit einer großen Familie... Oma, Tante, Mama und drei Kinder. Die Großmutter schaut mitleidsvoll auf meine roten Dippel und hebt jedesmal warnend den Zeigefinger, wenn ich kratzen möchte... lachend lasse ich immer wieder die Hand sinken. Ich stelle mich in den kühlen Luftzug, der im Gang herrscht... so ist es leichter.

 

Endlich kommt eine Krankenschwester und ich werde ordnungsgemäß als Patientin aufgenommen. Ich bin auf das Procedere gespannt. Man will meinen Pass – der ist auf dem Boot. Ich sage, dass ich die Nummer im Kopf habe – ok, ich darf ohne Pass „einchecken. Dann wird mir der Blutdruck gemessen, meine Größe, mein Gewicht und meine Temperatur erkundet und dokumentiert. Jetzt warte ich auf Audienz bei der Ärztin. 

 

Als ich nunendlich bei ihr bin, haben wir ein paar kleine Sprachhindernisse zu überwinden – aber letztendlich konnte alles geklärt werden. Sie verschreibt mir Antihistamin-Tabletten und eine antibiotische Salbe gegen die kleinen Entzündungen der Einstichstellen. Jetzt muss ich mit dem Rezept zur Kassa gehen und zahlen (15,- Dollar) und mit der abgestempelten Rechnung erhalte ich endlich in der Apotheke die Medikamente. Zeitaufwand ca. 2 Stunden. 

 

Harald kommt mich abholen und wir fahren zurück aufs Boot, wo alle schon bereit für den Ausflug in den Rio Diabolo sind. Ich lasse sie fahren, denn ich möchte mich mal entspannen – und schon die erste Tablette lässt den Juckreiz abklingen! Juchu!

 

Nach einer Stunden kommen Mila, Erich und Harald von ihrem Ausflug retour und – große Überraschung – sie haben ein riesiges Krokodil gesehen und fotografiert, das vor dem Dinghy den Fluss gequert hat! Mit ihren Badeabsichten war es allerdings dann vorbei ;-)

 

Vor der kleinen Stadt ist nicht schön ankern, das Wasser ist trüb und es ist laut – also brechen wir auf nach Green Island, das nur auf Sichtweite entfernt liegt.

Dort sind wir alleine und ankern für die Nacht... herrliches Wasser! Beim Schnorcheln entdecke ich zwei große Sting-Rays... sie haben absolut keine Angst vor mir und kommen sogar näher! Einer dreht sich direkt unter mir in den Sand ein und ich kann genau beobachten, wie er den Sand einsaugt und durch die Löcher auf seiner Oberseite wieder rausbläst!

 

 

 

 

Sonntag, 13. Jänner

 

Die Nacht ist ruhig und angenehm. Wieder lassen mich meine Nono-Bisse von 1.00 bis 3.30 wach sein – aber es ist bei weitem nicht mehr so schlimm wie letzte Nacht und ich genieße die Zeit im kühlen Salon ohne mich über das Nicht-Schlafen-Können ärgern zu müssen. 

 

Morgens ein Sprung in das türkise Wasser, eine kurze Schnorchelrunde und schon geht es weiter Richtung Holandes-Cays. Wind und Strömung sind günstig und wir segeln flott mit 8 Knoten dahin...

 

Die Holandes-Cays sind ein langgezogenes Barriere-Riff mit vielen gewundenen Einschnitten durch die man im Zick-Zack-Kurs hindurch fahren kann – Harald nimmt es sportlich und kreuzt zwischen den Riffen hinein ins Innere, wo wir von weitem schon die Brigth Star erkennen. Ich richte den Anker her - und schon kommt der Ruf aus einem näher kommenden Dinghy „schneller Conny!Franz von der Bright Star grüßt rüber und lachend greift der Anker in 2 m Wassertiefe. 

Wir sind gerade mit unserem üblichen frischen Mittagssalat fertig, als Franz und Margit auf einen Plausch rüber kommen. Weitere Österreicher lernen wir nach einem Schnorchelgang kennen: Fritz und Gitti von der TiFriCat, sie sind seit 2012 in der Karibik unterwegs, sie leben auf dem Boot und haben nichts mehr in Österreich. 

Italienische Pasta beschließt den Tag mit Geschichten aus Haralds Vergangenheit, wie er zum Segeln kam...

 

 

 

Montag, 14. Jänner

 

Endlich wieder herrlich geschlafen – fast ohne Jucken meiner Nono-Bisse J

So gut geschlafen, dass ich noch weiterschlafen hätte können, wenn Harald nicht „Frühstück! Es ist 8.30 Uhr!durchs Schiff gerufen hätte...

 

Der heutige Tag ist bedeckt und windig – so verbringen wir ihn mit nur einem Schnorchelgang gemütlich am Schiff. Mittlerweile konnten wir meine Tauchmaske mit Silikon wieder dicht bekommen, was mein Schnorchelerlebnis erheblich verbessert. 

Von Kunas, die vorbei kommen, kaufen wir einen großen Barsch ab und ich koche von seinem Kopf, Roggen und Gerippe Fischsuppe à la New Orleans. Die Filets wandern in den Kühlschrank...

 

Am neuen Ankerplatz wurde ein riesiges Rohr angeschwemmt! Es ist sicher über 100 Meter lang und entweder von einem Frachter gefallen oder von einem Bauprojekt angespült worden... morgen wollen wir Tubetauchen ;-) wer weiß was einem da entgegenkommt!

 

 

Dienstag, 15. Jänner

 

Stürmische Nacht – stürmischer Morgen. Der Himmel ist bedeckt – keine Sonne.

Wir machen uns dennoch schnorchelnd auf zum Tube... die Möwen, die in Reih und Glied am Rohr sitzen, nehmen mich im Wasser nicht als Gefahr wahr. Ich komme ganz nah an sie ran und erst als ich im seichten Wasser aufstehe – fliegen sie alle weg J

Die Brandung bewegt das ganze Rohr und im Inneren gurgelt und rauscht es ohrenbetäubend. Fische und Krabben bewohnen den Eingang... aber es ist schon halb mit Sand gefüllt und innen ist es zu finster um etwas erkennen zu können.

 

Harald sammelt uns drei wieder auf und wir fahren mit dem Dinghy ein gutes Stück zu Korallenstöcken inmitten einer Winddüse zwischen zwei Inseln. Plötzlich macht der Außenborder Mucken und so springen wir ins Wasser und lassen uns von der starken Strömung zurück zum Boot tragen. Ein herrliches Gefühl! (Und welch Glück, dass wir MIT der starken Strömung zum Boot zurück können ;-) denn gegenan komme ich nicht von der Stelle! So trieb ich schwerelos über riesige Baumkorallen, steuerte nur die Treibrichtung, um auch wirklich beim Boot anzukommen.

 

Ein schöner Segelschlag nach Lemon Cay – wieder herrlicher Salat zu Mittag und danach Inselerkundungen. Wir erstehen noch ein paar Molas und Armbänder... die uns von Hand angelegt werden! Die Indios haben dazu eine bestimmte Knüpftechnik und ich habe das Glück, ein traditionelles Muster zu ergattern.

Hinter einer Bambushütte wird ein Schwein gehalten. Die arme Sau muss mit 3 m2 Lebensraum auskommen.

 

Hungrig kehren wir an Bord zurück, wo es wieder herrliches Essen gibt: Fischsuppe – eingelegtes karibisches Gemüse und Fisch mit Gemüsereis... hmmmm!

Wie jeden Abend wird nach dem Essen bei guter Musik und Wein über Gott und die Welt philosophiert, Geschichten und Erfahrungen ausgetauscht und Scherze gerissen. 

 

 Mittwoch, 16. Januar 

 

Wolken und Starkwind. 

Wir heben den Anker und hüpfen zur nächsten Insel der Lemmon Cays, Naguarchirdup, wo sich ein Resort befindet. Ein großes Fischerboot liegt schon ziemlich zerstört am Riff. 

 

Heute ist Haarwaschtag mit Wasser-Spar-Technik: Köpfler ins Meer – dann einschäumen – ganz wenig Süßwasser dazu – wieder Kopfsprung ins Meer, alles ausspülen und zuletzt mit wenig Süßwasser abspülen. 

Das ins Wasser gebaute Restaurant überrascht mit einer Öffnung im Boden durch die eine Treppe zum Meeresgrund hinunter führt, wo sich viele Langusten, Fische, eine Schildkröte und ein Kofferfisch tummeln. Mit Korallensteinen abgegrenzt, haben sie hier einen relativ natürlichen Lebensraum und erhalten jede Menge Futter von den ringsum sitzenden Gästen.

 

Entlang der Cays segeln wir wieder nach Chichime und suchen uns einen Ankerplatz für die Nacht. Ich koche Fischcurry und wir schlagen uns die Bäuche voll bis wir nicht mehr können ;-) Für Mila und Erich sind die zwei Wochen viel zu schnell vergangen. Sie haben so viel Neues erleben dürfen. Beide sind eine Super-Crew, Mila ist zwar ein Segel-Neuling, aber interessiert und nicht zimperlich und Erich ist ein vollwertiges Mitglied im Segelteam. (Und sein Küchendienst ist vorbildlich ;-) 

 

Donnerstag, 17. Jänner

 

5.30 Uhr Tagwache!

Überfahrt zum Festland Richtung Linton. Starkwind aus NNO, 27 Knoten gegen an. Wir setzen das Groß mit 1. Reff und die halbe Genua. 

Florimell nimmt Fahrt auf – 7 Knoten – 8 – 9 – 10 Knoten! Es wird nass, die Wellenberge kommen über Deck. Mila wird wieder mulmig. Also nimmt der Captain etwas Fahrt raus und wir geben das 2. Reff ins Groß und holen die Genua noch etwas rein. Jetzt geht es mit 8 – 9 Knoten etwas ruhiger dahin. Kurs gegen Ost 300 °.

 

Grrrrrrrrrrrrrrrrrrr... es beißt tatsächlich ein Fisch an! Erich und Harald holen einen kleinen Tuna rein – ca. 2 kg schwer... das gibt leckeres Sashimi. Erich lässt die Leine nochmal raus... kurz darauf: grrrrrrrrrrrrrrr... der zweite Tuna! – die Männer wollen es noch ein drittes Mal versuchen – und tatsächlich! Grrrrrrrrrrrrrrrrrrr... ein dritter Tuna hängt am Haken! Jetzt reicht es aber! Wir lassen die Leinen auf der Rolle.

 

Nach der rasanten Überfahrt kommen wir schon um 13.30 in Linton an – die Bucht ist voll. Mit Mühe finden wir noch einen Ankerplatz nahe der Marina und Harald beginnt die drei Tuna zu filetieren. Erich ist glücklich – das war eine Überfahrt nach seinem Geschmack! Und Mila hat es auch gut überstanden. Jetzt wird Sashimi verkostet und Cervice gemacht. 

 

15.00 landgang.

Die Marina ist gut belegt – teilweise sehr große, teure Boote. So z.B. ein Kohlefaser-Luxuscat, ca 60 Fuß oder ein alter Racer, der schon bessere Tage gesehen hat: 22 Meter lang, 6 Coffeegrinder (als Kaffeemühlen bezeichnete Winchen) und hohe Masten. Ein stiller Zeuge vergangener Rennen.

 

Als wir zur Tankstelle gehen, sehe ich vor einem Boot ein Bambus-Rad stehen... „Nice Bicyclesag ich zu einem Burschen im Cockpit. Er erzählt, dass es einem Deutschen gehört, der damit um die Welt fährt... und in dem Moment steckt dieser auch schon verschlafen seinen Kopf aus der Luke. Er erzählt von seinem bisher 1,5 Jahre langen Trip – von München nach Delhi und dann weiter in die USA... aber die letzten 5 Tage waren die schlimmsten von Kolumbien nach Panama – er hat ein kleines Einrumpfboot mit 11 weiteren Jugendlichen geteilt und sich die Seele aus dem Leib gekotzt. 

Zwischen Kolumbien und Panama floriert ein reges Geschäftsleben für Backpacker, die zwischen den Ländern hin und her wollen, denn es gibt keine verbindende Straße! Diese „Seelenverkäuferwie Harald sie nennt, nehmen 110,- Euro pro Tag für einen engen Schlafplatz und stopfen das Boot so voll wie nur möglich. Kein Vergnügen.

 

Wir plaudern ein wenig mit dem Radfahrer und er gibt uns seine Karte: RIDE fort he PLANET #bamboobasti steht drauf. Er sagt, er will mit den Spenden, die er bekommt, Bäume pflanzen. Das Fahrrad hat er selbst gebaut - aus Bambus, mit Epoxi verbunden. Wir empfehlen ihm für die nächste Überfahrt einen Catamaran (wo ihm sicher weniger schlecht wird) und wünschen ihm noch eine gute Reise.

 

Wieder auf der Florimell kocht Harald einen Riesentopf Spaghetti mit Fischsauce. Der letzte Rotwein findet in die Gläser und wir stoßen wieder auf den gelungenen Tag an.

 

 

 

 

 

Freitag, 18. Jänner

Gemütliches Aufstehen und Frühstücken. Mila macht ihr tägliches Yoga an Deck. 

 

Gegen 9.30 holen wir den Anker hoch und fahren auf das offene Meer hinaus. 

 

Halbwind 25 kn. Wir kommen gut voran. Dann nehmen wir Butterfly-Kurs auf und beschleunigen auf 10,3 Knoten! ...viel zu schnell kommen wir nach 1,5 Stunden in Portobelo an – sodass wir noch am Eingang der Bucht unter einer der alten Festungen vor Anker gehen.

„Schademeint Mila, „jetzt hab ich mich richtig ans Segeln gewöhnt!

 

Nach einem Mittagssalat und Mittagsnickerchen hüpfen wir das kleine Stückchen weiter nach Portobelo. Plötzlich ertönt eine Fanfare über die Bucht – Fritz the Cat empfängt uns mit seiner Trompete! Sobald Florimell fest verankert ist, besuchen wir ihn auf seiner Jaqueline und erfahren viele Geschichten aus seinem Leben, die einen Roman wert wären. Von Wien über Südafrika, Cuba, Kolumbien bis Panama. 

Ich frage nach seinen Erfahrungen mit den San Blas Inseln und erfahre, dass in den Kuna-Zentren, wie z.B. auf der Isla Cati, Segler nicht so gern gesehen sind und Übergriffe möglich sind. Wir bekommen noch eine Kostprobe mit der Trompete und einem Horn bevor wir zurück zur Florimell fahren.

 

Abends gehen wir ins Dorf hinein... laute Musik schallt uns entgegen. Es ist Carnevalbeginn! Und die Jugend feiert auf ihre Weise. Von einem riesigen Wassertankwagen wird Wasser auf die tanzende Menge gespritzt und auf der anderen Seite stehen zwei Vans, deren Inneres mit Hi-Tech-Lautsprechern ausgefüllt ist – Ihre Motoren laufen und die Musik hat eine enorme Lautstärke. Einer hat sogar in seiner Hecktür einen Falchbild-TV eingebaut! Damit die Motoren nicht heiß werden, sind die Motorhauben geöffnet – der Motor ist mit Leuchtketten verziert und die Haube ist innen sonderlackiert! Wow! Welch ein Aufwand! Ich halte mir die Ohren zu beim vorbei gehen. 

Wir wollen ein anderes Lokal als die Casa Vela versuchen und setzen uns auf die Dachterrasse der Bäckerei. Pollo und Pulpo (Huhn und Oktopus) wird serviert. Weder gut noch billig. Ich esse nur einen Teil davon. Unbefriedigend. Also holte ich mir als Trost eine Zimtschnecke aus der Bäckerei.

 

Die Stadt ist nicht nur wegen Carneval aufgeregt. Der Papst hat seinen Besuch angesagt! Er macht eine Tour durch Panama und den schwarzen Jesus von Portobelo will er auch besuchen.

 

Am Rückweg treffen wir nochmal auf Fritz und Crew bevor wir etwas müde auf die Florimell zurück kehren und auf ihr den letzten gemeinsamen Abend genießen.

 

 

Samstag Putztag + Proviantierung

Sonntag Crewwechsel + Einkauf

 

Die nächsten beiden Wochen geht es erneut auf die Inseln. Ich werde nicht mehr jeden Tag Logbuch schreiben, nur falls etwas Außergewöhnliches geschieht. Denn ich möchte weiter an meinem nächsten Buch schreiben ;-)

 

Dann steht uns wieder eine gröbere Überfahrt bevor – Nordwärts nach Belize. Das wird wieder spannend...

GUNA YALA - ein paar Infos über dieses Land

 

365 Inseln vor der nördlichen Küste Panamas bilden den Archipel San Blas. 50 dieser Inseln und eine Küstenregion werden von ca. 33.000 Kuna-Indios bewohnt. Die Kuna haben der Unterwerfung durch die Zentralregierung in blutigen Auseinandersetzungen getrotzt, die schließlich 1925 in einem Aufstand, der Dule-Revolution, gipfelte. Obwohl 1930 ein politischer Vergleich geschlossen wurde, mussten die Indios noch jahrzehntelang kämpfen, bis schließlich das semiautonome Gebiet Kuna Yala etabliert war. 


Die Flagge, die San Blas bzw. Kuna Yala von 1925 bis 2010 führte, bildet ein Swastika (Hakenkreuz) mit nach links zeigenden Haken ab. Diese stellt einen symbolisierten Oktopus dar, der nach der lokalen Überlieferung die Welt erschaffen hat. Seit 2010 führt das nunmehr in Guna Yala umbenannte Gebiet eine neue Flagge, auf der zwei gekreuzte Arme mit Pfeil und Bogen dargestellt sind. Die bisherige Flagge wird für Zwecke beibehalten, die den Widerstand und die Dule-Revolution von 1925 darstellen 

In Heimarbeit gefertigt werden die Molas, Erzeugnisse eines einzigartigen Kunsthandwerks Mesoamerikas. Dabei handelt es sich um eine Applikations-Stickerei, die ursprünglich und auch heute noch die Blusen der Frauen ziert. Diese Tracht ist in ihrer heutigen bunten Form erst ab 1950 entstanden. Die Vorläufer zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich vermutlich aus der bis dahin üblichen Körperbemalung statt -bekleidung, die die ersten Missionare förderten, entwickelt. Es gibt nicht nur traditionelle Motive, sondern auch umgestaltete Industrielabels, Kommentare zu politischen Ereignissen, sogar als Informations- und Lehrmedium werden sie verwendet (z. B. Motiv eines Kaimans, der ein Kind attackiert). In der Auseinandersetzung mit den USA in den 1990er Jahren erhielten die Molas einen Status als panamaisches Identitätssymbol und haben sich spätestens seitdem auch in der Oberschicht des westlichen orientierten Panamas etabliert. Viele Molas werden in Museen auf der ganzen Welt ausgestellt. Im Alltagsleben gehören sie, neben den ebenso bunten unterschenkel- und unterarmbedeckenden Bändern, zum normalen Schmuck der Kuna-Frauen. Sie trifft man tagsüber in der Fußgängerzone von Panama-Stadt beim Verkauf, zwei Tage später in ihren Hütten im Archipel. Sie nutzen für die Reise das Flugzeug. 

Am bekanntesten ist die Isla El Porvenir, auf der sich der Gruppentourismus bereits massiert. Auch auf den Inseln Isla Sapibenega, Isla Wichubualá (alias Wichub Wala oder Huala) und Isla Okuptupu gibt es erste touristische Strukturen. Weiter südlich liegende Inseln der Kunas, wie z. B. Playón Chico (Ukupseni), sind nur sehr schwer und nur mit einfachen Propellermaschinen zu erreichen. Die Einladung eines Einheimischen einschließlich Zustimmung der Stammesvorsteher (Kaziken) ist erforderlich. Es herrscht die Kuna-Sprache vor, Englisch wird dort fast gar nicht, Spanisch nur von einigen gesprochen. 

Sonntags beobachte ich noch in Portobelo den roten Mond, der genau über unserem Mast steht und seine Farben wechselt... von 23.00 bis 1.00 liege ich am Oberdeck und versuche, die Mondfinsternisdoch mit meiner Kamera auf Chip zu bannen... 

Bootsbewegung x ungenügendem Objektiv = mäßiger Erfolg. 

Meine anschließenden Schlafabsichten werden vom wieder vollen Mond leider auch boykottiert – rund und voll leuchtet er in meine Koje. Aber dennoch muss ich lächeln und grüße ihn jedes Mal, wenn das Schiff sich wieder in seine Richtung dreht...

 

Dienstag, 22. Jänner

 

6.15 Uhr

Kein Schiff weit und breit. Wir sind wieder mal die einzigen, die bei einem derartigen Wellengang die Überfahrt machen. Bei der Ausfahrt zwischen der Isla Grande und Linton wird auch mir etwas mulmig, als sich die Wellenberge vor unserem Bug frontal aufbauen. „Hoffentlich kommen wir drüber!ruft Reinhard, der nur ruhig bleibt, weil Harald und ich ruhig bleiben. „Hoffentlich kommen wir nicht auf Grund!entgegne ich – denn so hohe Wellen im seichten Gebiet saugen das Wasser ab. Es ist schier unglaublich, wie Flori die Wellen nehmen kann ohne mit dem Bug einzutauchen! „Gutes Schiff, braves Schiff...rede ich vor mich hin.

33 Knoten Wind gegen uns. Draußen am Ozean muss ein großes Tiefdruckgebiet Wellenberge aufgetürmt haben, die Florimell noch immer mit 4-5 Metern Höhe meistern muss! Aber ihr Captain führt sie sicher durch die brechenden Wellen... mal surft sie ins Tal, mal springt sie über kleinere Zwischenwellen... es ist ein Höllenritt, der die beiden neuen Crewmitglieder, Jessy und Benny gleich in die Höhen und Tiefen der Seglerei einführt ;-) 

Sie bleiben im Cockpit, mit mulmigen Mägen, finden es aber gleichzeitig aufregend und spannend. Benny steht die ganze Zeit, um die Bewegungen besser austarieren zu können.  Reinhard, ein alter Freund von Harald, nimmt eine Tablette und verbringt die Überfahrt liegend im Salon – ein heißes Unterfangen, denn wir können wegen der Wellen, die teilweise über die Brücke gehen, keine Luken öffnen.

Ein Biss auf unserer Schleppangel – der Fisch springt derart hoch über das Wasser hinaus, dass er es schafft, loszukommen. Silber und lang – eventuell ein Kingfish...

Wir müssen kreuzen, Untiefen ausweichen und haben starke Gegenströmung...

So sind wir froh, als die ersten San Blas-Inseln und Fritzs gestrandete Fähre nach 10 Stunden am Horizont auftauchen. Endlich, um 16.30 geht der Anker wieder auf Grund.

 

 

Hinter der Insel Chichime liegen zwei Backpacker-Boote, die je 15 Leute an Bord von Kolumbien bis San Blas transportieren. Sie warten hier das schlechte Wetter ab. Alles andere würde in einem extremen Speib-Event münden - das ist zwar auch bei normalem Wetter üblich auf diesen Booten aber bei schwerer See noch schlimmer als sonst. Jeder der Mitsegler bekommt bei Abfahrt ein Speibbecherl ;-}

 

Unsere Crew genießt nun wieder festen Boden unter den Füßen und wir lassen den Abend an Bord ausklingen – wie immer – mit gutem Essen und gesponnenem Seemannsgarn... 

Freitag, 25. Jänner

 

Wir tauchen tiefer ins Kuna-Land ein. Das Bordleben bekommt seinen Rhythmus – ca. 8.00 Uhr Frühstück, dann schwimmen, schnorcheln, Inselbesuche etc. – dann Anker hoch zur nächsten Insel... unterwegs oder bei Ankunft Mittagssalat Jund erneutes Entdecken über und unter Wasser.

Jessy und Benny sind begeistert beim Fischen und haben kleine Erfolge. Reinhard ist Dipl.Ing. und liebt es, zu reparieren... Er bekommt da und dort spezielle Aufgaben (z.B. Regulierknopf am Gasherd, Angelrolle oder Winch) und ich bin mittags in der Kombüse und sonst mit Segelarbeit und Crew beschäftigt. 

 

Auf der Überfahrt entdeckten wir viele Portugiesische Galeeren im Meer – die hochgiftig sind und bis zu 10 Meter lange giftige Tentakel haben können, die beim Menschen schwere Verletzungen auslösen, ja sogar zum Tod führen können. LJetzt sehen wir auch eine im seichten Wasser am Strand! Glücklicher Weise sind sie nie dort, wo wir im Wasser schnorcheln. Aber es heißt ab jetzt: Augen offen halten!

 

Unser Gecko an Bord zwitschert abends immer fröhlich vor sich hin auf der Suche nach einem Weibchen, was ihm leider schwer gelingen wird auf See... so geben wir ihm eine leise Hoffnung durch ähnliche Rufe „zt...zt...zt...zt...tschui...tschui...tschui...!- er hält das Boot immerhin mückenfrei J

 

Vor Carti, einem typischen Kuna-Ort mit extrem engen labyrinthischen Gassen, in denen sich viele Kinder und molastickende Frauen tummeln, kommt unsere Ankerkette auf Kurzstag und wir haben keine Möglichkeit, loszukommen. Bei 11 Meter Tiefe ist mit Schnorcheln auch nicht mehr viel auszurichten und Harald will schon die Taucherflasche holen, als zwei Kunas in ihrem Einbaum vorbei kommen und unsere Problematik bemerken. Sie fragen, ob wir eine Tauchermaske haben – gern geben wir Maske und Flossen... und einer der beiden taucht frei ohne Probleme auf die 11 m runter, löst die Ankerkette von irgendeinem Wrackteil und wir können den Anker hochholen. Ein Klacks für einen Kuna – unmöglich für einen von uns. So bedanken wir uns herzlich und geben ihnen 2 Bier, worüber sie sich sehr freuen. 

Samstag, 26. Jänner

 

Wolkenverhangener Himmel. Guter Wind. Wir segeln mit 7 Knoten zur nächsten Insel.

Eine Kunafamilie mit 5 Kindern wohnt darauf. Sie kommen auch bald im Einbaum vorbei – haben Kokosnüsse und kleine Fische anzubieten. Die Kunas sind immer sehr freundlich, niemals ungut oder aufdringlich, auch wenn man dankend ablehnt. Als die Crew zur Insel fährt, wird Reinhard freundlich von einem der Kinder an der Hand genommen und herumgeführt.

 

Ein geruhsamer Tag ohne große Vorkommnisse – außer, dass Harald mit Reinhard die Ankerwinsch repariert – sie war auf einer Seite festgefahren und der Kettenlauf ist ausgeschlagen. Ersteres können sie lösen. Mit Zweiterem müssen wir leben bis eine neue Kettennuss besorgt werden kann. 

 

Und – abends vor dem Schlafengehen machen wir eine seltsame Entdeckung: Benny und Jessy hatten ein paar Fische gefangen, die sie als Köderfische ausgenommen und in einem Glas aufgehoben haben. Es sind die ganz normalen gelb gestreiften Schwarmfische, die wir immer und überall beim Schnorcheln sehen. Als wir das Licht abdrehen – leuchten plötzlich diese beiden toten Fische – genau an den Schnittstellen! Also überall dort, wo sie verletzt wurden, ist Bioluminiszenz sichtbar!!! „Essen muaß i die aber ned!meint Reinhard lakonisch. „wer waß, womit die verstrahlt sand...;-}

Sonntag, 27. Jänner

 

Schnorcheltag J

Obwohl das Wetter nicht so besonders ist – die Sonne ist immer hinter Wolken – gehen wir auf Schnorcheltour... die Kunas zeigen uns, wo es schöne Korallen gibt – und tatsächlich! – wir schnorcheln über herrliche Korallengärten! – Aber: kaum Fische. Haralds Harpune kam aber dennoch zum Einsatz – bei einer herrlichen Krabbe. 

 

Wir ankern zwei Inseln weiter – direkt hinter einem Riff und versuchen nochmal unser Glück. Wir kämpfen uns über das Außenriff mit Seeigeln und Kleinkorallen... ich verkehrt mit den Flossen an den Füßen – alle anderen haben Schuhe an. Schließlich kann ich nicht mehr gehen – zu uneben wird der Boden und es ist mit den Brechern, die reinkommen, unmöglich Gleichgewicht zu halten – ich danke Poseidon, dass ich mich nicht auf einen der langstacheligen Seeigeln setze! ;-} Endlich hantelte ich mich schließlich bäuchlings im seichten Wasser gegen die Brandung weiter und kam an den Riffrand – WOW! Endlich wieder ein Riff, wie es sein sollte! Wunderschöne Korallenwelten und Fischschwärme, die senkrecht in die Tiefe gehen. Jessy entdeckt eine Languste und Harald harpuniert sie sogleich. 

 

Ich lege mich auf die Lauer nach einem Riesen-Kugelfisch, als ich ein plötzliches Brennen am Hals und Oberarm spüre... Shit! Eine Qualle! Ich halte Ausschau nach einer Galeere – kann aber nichts entdecken – gottseidank! Es brennt – ich mache mich eilig auf den Rückweg – und lasse mich bäuchlings von den Wellen über das Riff schwemmen, während ich mich mit den Händen vorwärts ziehe. Mit dem Dinghy gehts zurück... An Bord gebe ich mir Essig auf die Nesselwunden – es ist feuerrot...aber bald wird es besser. 

 

Abends kommen Karl und Patrizia von der Belize zu Besuch... eine illustre lustige Runde. Danach gibt es Meeresfrüchte-Risotto ;-)

Montag, 28. Januar 

 

Sonne!

Wir schnorcheln das ganze Riff ab – Harald harpuniert zwei Fische... danach segeln wir weiter zu Corazon Jesu – wo wir ein wenig einkaufen und Harald mit Reinhard wieder seine üblichen Krankenhausbesuch machen – sie haben gewettet, wer den besseren Blutdruck hat, und wieviel sie abgenommen haben... (Ergebnis zensuriert ;-)

Jetzt geht es mit dem Dinghy in den Rio Diablo – wunderschön! Ein kleines Krokodil liegt in Palmenblättern getarnt am Flussrand... mit jeder Biegung wird es seichter und enger  - wir kommen zu der Stelle, wo die Kunas ihr Trinkwasser holen. Ein kurzer Dschungelwalk und danach ein herrliches Süßwasserbad JLeider nicht ohne Nono-Folgen L

 

Abends wollte die Crew einmal auswärts essen – aber es entpuppt sich als Reinfall (wie meistens in diesen Ländern). Alle essen Huhn mit Pommes – sosolala... ich hätte Gemüse bekommen sollen – und bekam ein Teller mit 7 Gurken- und 4 Tomatenscheiben! Ich überließ es den anderen als Salat und machte mir an Bord ein herrliches Sandwich und gebratene Bananen JIn eigener Kombüse isst man ja doch am besten!

 

Dienstag, 29. Januar 

 

7.30 Uhr

Motorengeräusche rund um uns wecken uns. Die Stadt erwacht und viele Boote tummeln sich hier. 

Also Frühstück und los! – Ziel: Coco Banderas... und schon von weitem sehen wir leider unzählige Boote dort ankern. Querab entdecken wir Franz mit seiner Bright Star und ändern den Kurs in seine Richtung. So ankern wir zufällig vor einer der schönsten Inseln in San Blas - Little Green Islan! – Ein Traum! Herrliche Unterwassergärten, nonofreie Insel, Vögel, Rochen – alles, was man sich nur wünschen kann!

 

Bei Kuchen und Kaffee kommen Franz und sein Gast, Norbert, rüber – wir hören wieder interessante Geschichten und siehe da – Norbert ist professioneller Schlosser – und repariert uns die Winch, an der Reinhard und Harald schon stundenlang kiefeln, in ein paar Minuten! JWow!

 

Jessy und Benny (Reinhard nennt sie mittlerweile „Jessyben, weil sie meistens im Doppelpack auftreten) schwimmen an Land, sammeln Kokosnüsse und kommen 2 Stunden später mit Unmengen an ausgelösten Kokosnüssen wieder an Bord. Ein Falkenpärchen delektiert sich an den Resten am Strand ;-)

 

Fischer kommen vorbei und verkaufen uns zwei größere Langusten – und Harald geht nochmal auf Jagd in das wunderschöne Riff, ich begleite ihn und Franz und Norbert kommen auch nochmal zur Schnorcheltour dazu. Das Riff ist eines der schönsten, das wir in San Blas gesehen haben – schöner noch als in Coco Banderas – also beschließen wir, hier zu bleiben. 

 

Das Abendessen ist ein Festessen aus Langusten.

 

 

Mittwoch, 30. Januar

 

Wir erwachen im Paradies – so, wie man es sich vorstellt. Harald geht mit Crew nochmal schnorcheln – ich genieße ein wenig die Ruhe allein an Bord.

 

Nach einer Stunde kommt er mit zwei Langusten zurück. Auch sie müssen in den Kochtopf... und wir verabschieden uns von dieser schönen Insel:

Wir legen ohne Motor ab – setzen das Groß - holen den Anker manuell hoch – halten die Fock back – und schon geht es weiter... Richtung Hollandese Cays...

 

Ich setze mich ganz vorne am Spitz des Bugs hin, lasse die Beine ins Leere baumeln und genieße die rasante Fahrt... schaue auf den unendlich weiten Horizont... die Passatwolken über mir... gerade erkenne ich einen Reiter auf einem Pferd, der mir zuwinkt! Die Wellen werden größer... kräuseln sich schon an ihrem Kamm – ich blicke lange Zeit hinaus aufs Meer... manchmal spritzt eine Welle hoch aufs Deck... und ich jauchze – es macht Spaß, so über die Wellen zu reiten! Wie schön doch diese Welt immer noch ist! Ich beobachte die Sonnenstrahlen, wie sie sich ins tiefe Blau tasten... und da passiert es – mein Herz geht plötzlich auf und ich erlebe ein unendliches Glücksgefühl in der Einheit mit der See, den Inseln, den Wolken... den Bergen in der Ferne... einfach mit allem! Es ist unbeschreiblich schön – und ich spüre tiefe Dankbarkeit in mir. Menschliches Salz trifft auf Meeressalz... Tränen des Glücks tropfen über die Reling... ich fühle mich mit allem verbunden. Welch ein Geschenk.

 

„Guacamole!ruft der Captain vom Steuer aus nach vorne und holt mich so aus meinen Erfahrungen... er hätte gerne Mittagessen – also verabschiede ich mich vom Meer und der Welt im Außen und gehe ins Innere von Florimell, um in der Kombüse für das leibliche Wohl der Crew zu sorgen...

 

14.00

Wir ankern im „Swimming-Pool– so werden die Holandeses liebevoll genannt - türkisblaues Wasser um uns herum. Ein Rochen und ein Mondfisch umkreisen das Boot – man kann jedes Detail erkennen, so klar ist das Wasser heute!

 

Nach unserem marokkanischen Kaffee geht es zum Schnorcheln – und WOW – viele Fische... Mondfische, verschiedene Rochen, Feuerfische, Langusten, Barracudas und jede Menge Fischschwärme. Ich filme eine Kofferfischfamilie, die bereitwillig Motiv steht. Dann ruft Harald, ich soll das Dinghy mitnehmen und zu ihm stromabwärts kommen... hier zwischen den Inseln ist immer Strömung. Ich hole den Anker hoch und schwimme mit Dinghy im Schepptau in seine Richtung. Plötzlich taucht neben mir ein riesiger Schatten auf! – Ein Adlerrochen... so groß, wie ich ihn noch nie gesehen habe - er bemerkt mich zunächst nicht – scheint seine Aufmerksamkeit auf den Grund gerichtet... zwei große Putzerfische sitzen auf seinem Rücken... ich will ihn filmen – aber mit Anker und Dinghy in den Händen gegen den Strom bekomm ich die Kamera nicht schnell genug klar... mittlerweile hat mich der Adlerrochen bemerkt... kommt nochmal ganz nah zu mir her, um mich zu begutachten  - so dass ich schon überlege, zu flüchten... denn er ist wirklich groß! – aber offenbar bin ich ihm mit Dinghy zusammen doch zu strange – und er dreht ab... entschwindet in das diffuse Blau. Ich bin noch einige Sekunden gefangen von dem überwältigenden Eindruck... bis ich mich wieder dem Dinghy zuwende... wie gern hätte ich das auf Film gehabt – aber manche Begegnungen sind wohl zu kostbar als dass sie aufgenommen werden könnten...

Donnerstag, 31. Jänner

 

Eine Regenfront kommt auf uns zu. Wir gehen nochmal – das letzte Mal für längere Zeit – schnorcheln. Harald harpuniert, Benny und Jessy fischen ein paar Fische. Die beiden haben eine neue Fischtechnik: Einer sitzt im Dinghy und hält die Angel, der andere taucht und hängt den Haken auf die Fische. – Ja, richtig gelesen! – Die kleinen Fische schwimmen nicht weg, also positioniert Benny unter Wasser den Haken so, dass Jessy nur noch die Angel anziehen muss! – nicht sehr sportlich, aber sehr effizient. 

 

Der Kurs zurück nach Chichime ist angenehm – bei einer Insel entdecken wir allerdings einen bemitleidenswerten Segler in Not... er hat Wassereinbruch und konnte sein Schiff gerade noch im seichten Wasser stranden, um es vor dem Untergang zu retten! Er hat schon Helfer um sich und schöpft bereits Wasser aus dem Boot...

 

Wir werfen den Anker gegen 13.00 Uhr in bekannte türkise Gewässer vor dem großen Riff. 

Langusten mit Mayonaisesalat gibt es zu Mittag und nach unserem Kaffee und Kuchen gegen 15.30 Uhr machen wir einen Inselrundgang. Am Beach treffen wir auf einen portugiesischen Drohnenpiloten und die Männer staunen, was er zuwege bringt... Ein Drink in der Hüttenbar, Muschelsuche... ein springender Adlerrochen – und es geht wieder zurück auf die Florimell. 

Dort verarbeite ich einen Lobster und zwei Fische zu Fischsuppe – wieder ein herrliches Abendessen. 

 

Vor dem Schlafengehen geht Harald an Deck... plötzlich ruft er „Conny! Komm schnell – ein riesiger Rochen!– ich eile nicht ohne Taschenlampe zur Rehling – und tatsächlich ein Adlerrochen – aber... er ist weiß!!! Gibt es weiße Adlerrochen? Oder ist das ein Albino??? Er steht einen Moment lang im Lichtkegel, schaut uns an... und schwimmt gemächlich unter unser Boot, sodass wir ihn nicht mehr verfolgen können. Ein weißer Rochen... das beschäftigt mich bis zum Einschlafen...

Freitag, 1. Februar

 

5.30 Uhr Tagwache!

Schnell sind die Tage vergangen und wir müssen wieder retour nach Portobelo. 

Überfahrt nach Linton – ideale Bedingungen – 15 Knoten Wind aus NO – und fahren bald mit Vollzeug und 8 bis 10 Knoten durch die Wellen. Offenbar die Jagdgeschwindigkeit von Thunfischen! Wieder surren beiden Angeln gleichzeitig grrrrrrrrrrrrrrrrrrrr... und an beiden Ködern hängen kleine Thunas... jeder ca. 3 kg schwer!

Jetzt haben wir genug Fisch zum abwinken für die nächsten Tage!

Und wir genießen gleich abends herrliches Sashimi ;-)

 

Die Linton Marina hat nicht viel zu bieten – aber ein Bäcker preist seine Backwaren aus einem Van an. Da gibt es einige Mehlspeisen, die allzu verlockend sind – also sorgen wir für Nachschub zu unserem Nachmittagskaffee ;-)

 

Gegen Abend fahren wir noch zur Isla Linton – wo einige Affen wild leben. Es heißt, man muss vor ihnen auf der Hut sein, erst sind sie freundlich und setzen sich auch auf einen drauf – aber sobald man gehen will, halten sie einen fest und beißen sogar. Also bleiben wir im Dinghy – und die Affen empfangen uns in einem Baum, der weit ins Wasser reicht. 

 

Erst werfe ich ihnen Bananen zu... sie können sie nicht fangen und sie fallen ins Wasser – aber sie turnen ganz geschickt über die Äste bis sie mit einer Hand das Wasser und die schwimmende Banane erreichen. Drei Affen sind nahe – jeder bekommt eine Banane. Dann habe ich noch Kokosnuss-Stückchen... Ich stehe im Dinghy... Harald fährt zu einem Affen hin und ich halte ihm das Stück hin – er nimmt es und macht sofort darauf Drohgebärden und zeigt seine gefährlichen Zähne, dass wir schleunigst wieder auf Abstand gehen. Für Fotos war keine Zeit – also noch ein Versuch... und jetzt schnappt sich der Affe den ganzen Sack mit Kokosstückchen! Und wieder Drohgebärden. Ok, jetzt haben wir es verstanden – immer wenn er etwas bekommen hat, droht er, damit man es ihm nicht mehr weg nimmt. Leider haben wir jetzt nichts mehr... die anderen müssen leer ausgehen. 

Samstag, 2. Februar

 

Weiter nach Portobelo. Reinhard freut sich auf Festland und macht gleich nach Ankunft einen Rundgang durch die Stadt hinauf zur Festung. Jessy und Benny beginnen zu packen, ich zu putzen. 

Unser letztes gemeinsames Abendessen nehmen wir in der Casa Vela mit Pizza, Bier und Schnitzel ;-) ein – und visionieren dann noch bei mehreren Gläsern Wein im Cockpit unter Sternen über die Zukunft... In der Stadt wird mit Musik und Feuerwerk Carneval gefeiert... ein schöner Abschluss.

 

Sonntag, 3. Februar

Wir bereiten uns auf die Überfahrt nach Belize vor... Motorservice, Taue tauschen, Tanken, Wasserfilter und vieles mehr...

 

In Portobelo ist wieder Carneval – dementsprechend laut sind die Nächte. Beim Bummel durch die Stadt treffen wir auf 2 Radfahrer aus Kalifornien – sie sind nach Chile unterwegs!

 

Morgen geht es in den Norden – der Wind ist günstig – mal sehen, wo wir in 3 bis 7 Tagen landen werden!

Überfahrt von Panama nach Belize

 

Einkaufen - Ausklarieren - Internet.

Erstes und letztes läuft problemlos. Aber bei der Imigration kommt man drauf, dass der Hafenkapitän im 30 km entfernten Linton uns ein Dokument ausgestellt hat, das nicht mehr gültig ist! Und noch dazu um 20,- US$ Overtime-Gebühr! Der Hafenkapitän hier regte sich fürchterlich über ihn auf und meinte – „He always takes the money – never asking the people, when they will leave!Im besten Wissen, dass die Imigration am Wochenende zu hat und wir uns erst am Montag abmelden können, stellte er uns Freitags ein Schriftstück aus, das nur 48 h gültig ist. LAber es blieb uns nichts anderes übrig, als ein neues Dokument zu bezahlen.

Wir verabschieden uns von der Casa Vela, ihren Katzen und Hunden und heben unseren CQR-Anker um 13.30 Uhr – Adieu Portobelo mit deinen spanischen Kanonen...

 

Aus Harald's Notizbuch:

Von Panama und den San Blas Inseln geht es wieder nach Belize – ein angenehmer Wind von 15 kn geleitet uns aus der historischen Bucht wo einst vor hunderten Jahren ein Zentrum des Welthandels entstanden war. Von hier aus verschiffte man vor allem Gold und Silber nach Europa und nicht selten wurde dieser gut befestigte Hafen von Piraten überfallen. Aber die an den Eingängen der Bucht errichteten Verteidigungsanlagen, gut bestückt mit Kanonen aus drei Richtungen, konnten so manche Angreifer in die Flucht schlagen. Wir können ungehindert die Bucht verlassen, hinter uns die verrotteten Kanonen, die niemandem mehr schaden können.

Hart am Wind mit Fock und Großsegel pflügen wir in der immer stärker werdenden See gegen Nordwesten... derzeit schaut es mit unserem Kurs nicht so gut aus, eine starke Strömung presst uns zum Land hin Richtung Kanal. Mit einem Anlegerkurs nach Providencia und San Andrés wird es wohl nichts werden. Die beiden kolumbianischen Inseln vor der Küste Nicaraguas wären eine gute Gelegenheit für einen Zwischenstopp...

 

14.30

Wind: NO 13-17 kn 

Segel: Groß + Genua 60% 

6 kn Fahrt

Starke Querabströmung von 2 kn versetzt uns Richtung Kanal

 

15.00

Plötzlich landet ein Vogel an Deck! Es dürfte ein junger Bobby sein - will sich offensichtlich ein wenig ausruhen. Er sucht ein geeignetes Plätzchen und hat einiges damit zu tun, die starken Wellen, die unser Schiff auf und ab, hin und her, quer und längs etc. schaukeln lassen, auszugleichen. Das ergibt oft sehr lustige Bilder :) denn er hat nur sehr kurze Füße, wie eine Ente – seine Flügel haben jedoch eine große Spannweite, denn sie sind auf der Jagd nach fliegenden Fischen wahre Flugkünstler.

Immer wieder zieht er seine Kreise um unser Schiff und landet wieder – mit jedem Mal ein wenig näher bei uns. 

 

16.00

Wind dreht auf Nord... nicht gut – wir müssen näher zum Land – wir tauschen Genua gegen Fock, um mehr Höhe zu bekommen...

 

22.30

Wind stabil aus NO seit Sonnenuntergang – 6,5 kn Fahrt, gutes Wetter, nur ein paar kleine Windböen aus werdenden Regenwolken.

 

03.30

Harald weckt mich – ich habe versucht zu schlafen – funktionierte aber nur minutenweise... so stehe ich etwas müde auf – aber sobald ich im Cockpit bin und nach oben sehe – bin ich wach. 

 

Ein wunderschöner Sternenhimmel – mit dem Kreuz des Südens in voller Pracht... Jupiter und Venus steigen wie Toplichter aus dem Südost-Himmel empor...

 

Dienstag, 5. Februar

 

6.30

Die Zeit vergeht rasch, die Sonne geht auf... wie immer färbt sie den zunächst fahlen Himmel rosa – orange – gelb... es ist immer ein zartes pastelliges Farbenspiel im Gegensatz zum Sonnenuntergang, wo sich die Sonne immer mit kräftigen Farben verabschiedet. 

 

7.45

Harald übernimmt die Wache und ich schlafe besser als vorhin bis 11.30

 

Etmal 145 sm 

Kurs gut und stabil

Wind: NNO 16 kn

Segel: Groß + Fock

6 kn Fahrt

 

15.00

Wind dreht weiter auf NO, 20 kn. Perfekt! Wir können einen Anleger nach Providencia segeln ca. 6-7 kn hart am Wind (30-40°)

Bisher kein einziges Schiff und auch kein einziger Biss an unseren Schleppangeln...

 

17.45

„Es wäre nett, wenn noch irgendein Tier vorbei kommen würde... so wie der Vogel gestern. Ein Wal oder ein Delfin vielleicht...kaum habe ich das ausgesprochen springt die eine Angel an! „Shit – das hatte ich nicht gemeint!– und die zweite Angel auch: grrrrrrrr.... beide holen wir die Leinen ein -  während ich hoffe, dass die Fische wieder los kommen – freut sich Harald umso mehr.  Es ist ein großer Mahi-Mahi! Und er hängt auf beiden Angeln, die sich gekreuzt haben...

zu zweit mit beiden starken Schnüren bringen wir ihn leicht an unser Heck heran – schaffen es auch, den einen Haken aus der anderen Schnur los zu bekommen und mit meinem üblichen Bedauern hole ich die Gaff vom Dach und reiche sie Harald. Der große Haken fährt in die Kiemen – jetzt gibt es kein Entkommen mehr – ein Tuch über die Augen, damit das Muskelpaket von einem Fisch nicht ausschlägt und mit einem großen Messer tötet Harald dieses wunderschöne Goldmakrelen-Männchen von 130 cm Länge... genug Fischfleisch für die nächsten Wochen. 

 

18.30

Kaum sind wir mit dem Wegräumen fertig – kommt doch tatsächlich wieder unser Vogel von gestern angeflogen!!!!! 100 sm weiter! Unglaublich!

Er setzt sich wieder auf das Boot und beginnt sich hingebungsvoll zu putzen. Dafür ist unser Boot ideal, denn im Wasser schwimmend ist er eine Beute für große Fische... er wird auch immer zutraulicher und wir versuchen ihn ein Stück Mahi-Mahi-Fleisch zu geben. Aber er erkennt es nicht – weiß nichts damit anzufangen. Schließlich lege ich die Stücke in einen auf papier gezeichneten Fisch... mal sehen, ob er das erkennt?

 

00.00 Mitternacht 

Ich übernehme wieder die Nachtschicht – diesmal wollen wir es mit einem 3-Stunden-Rhythmus versuchen. Also bis 3 Uhr – dann Wechsel.

Vom Mond keine Spur, aber die Sterne sind so hell, dass man sogar etwas sehen kann. 

 

Der Wind hält konstant 16-22 kn aus NO, leicht drehend. Wir segeln mit 1 Reff im Groß und der Fock hart am Wind ca. 6-7 kn.

 

Ich kann schon die Lichter von San Andrés erkennen. Zwei große Lichter querab leuchten noch immer... ich vermute Bohrtürme.

 

Unser Vogel verbringt die ganze Nacht am Vordeck! Jmit seinen Flossenfüßen fest um die Reling gekrallt und dann platt auf der Spitzluke stehend und sitzend. Ich freu mich über diesen ungewöhnlichen Reisegefährten...

 

Mittwoch, 6. Februar

 

Aus Harald's Notizbuch:

Wir lassen Providencia und San San Andrés nach 2 Tagen direkt auf meinem alten Kurs querab liegen. Wir überlegen, auf Providencia am nördlichen Riff zu stoppen, aber der Wind passt gerade so gut und wir segeln auf die vor uns liegende Miskito-Bay vor Nicaragua zu mit ihrer von Riffen übersäten Meeresküste zu... Von meiner Segelreise im November, wo ich vom Rio Dulce, Guatemala aus nach Panama startete, hatte ich noch meinen Track zwischen den Riffen aufgezeichnet – so ist es ein Leichtes, auch bei Nacht an meiner alten Route entlang durch dieses gefährliche Revier zu segeln.

Wir haben auch Glück mit dem Wetter, das uns nie mehr als 25 kn Wind bescherte.

 

06.00 Sonnenaufgang

Harald weckt mich – das Schlafen ist nicht leicht bei den schlagenden Wellen, die das Schiff erzittern lassen... 

Unser Vogel zieht seine Runden rund ums Schiff und kommt immer wieder an Bord. Jetzt inspiziert er alle Taue, will damit spielen oder sich ein Nest bauen... er probiert so ziemlich alle Plätze am Schiff durch und kommt uns immer näher – sogar in die Küchenluke schaut er rein ;-)

 

Wir verbringen den Vormittag zu dritt an Deck mit unserem neuen geflügelten Freund, der offenbar noch jung ist und beim Fischen noch etwas ungeschickt. Alle Fütterungsversuche schlagen fehl, weil er nicht weiß, wie er die Stücke Fisch nehmen soll... 

Schließlich finden wir an Deck 2 gestrandete fliegende Fische und werfen sie ihm zu – kein Erfolg. Dann schneidet Harald sie in Stücke – kein Erfolg. Dann werfe ich einen wieder ins Meer, so dass er es sieht – und siehe da! – er geht auf Jagd und „fängtden Fisch, wirft ihn durch die Luft – er scheint zu groß zu sein... lange ist er auf See mit dem Fisch beschäftigt – ob er ihn fressen konnte? 

Schließlich kommt er wieder und setzt sich auf die Rehling, wo er gut ins Wasser sehen kann. Jetzt werfe ich ihm die zwei zerschnittenen Fischstücke ins Wasser – keine Reaktion. Ok – letzter Versuch: einen Teil des Fisches gebe ich ihm direkt in den Schnabel – und jetzt wollte er ihn fressen! – aber er verliert ihn ins Wasser und fliegt nicht hinterher. 

Gut – jetzt musst du selber schauen, wie du zurecht kommst!

 

11.30

Es geht gut voran J15 sm vor Providencia, man sieht schon die bergige Insel, die mich an die Cap Verden erinnert... 

Unser Vogel scheint sie auch zu riechen, denn er hebt ab, fliegt in eleganten Kurven in ihre Richtung und ward nicht mehr gesehen – „Adieu Reisegefährte! Ich wünsch dir alles Gute für dein Vogelleben und hoffe, du findest auf Providencia einen Nestpartner ;-)

 

12.15

Ein Mastrutscher ist gebrochen – wir basteln an einem Ersatz... Harald hat einen von einem Flohmarkt, der nicht in unsere Schiene passt – also feilen wir ihn mühevoll zurecht, was nicht so einfach ist – mit Feilen, Flex und Raspeln...

Gestern brach ein Schekel bei einem Ersatzstag... das sind so die üblichen Kleinigkeiten, die beim Blauwassersegeln unter großen Belastungen passieren...

 

13.30

Etmal: 155 sm

 

Ich verbringe den restlichen Tag in der Kombüse und arbeite alles auf, was verbraucht werden muss... gebratene Bananen... gedünstete Zucchini mit Yams... Thunfischaufstrich... Knoblauchbrot...und anderes mehr. Harald schmeckt es...

 

00.00 Mitternacht

Zeit für meine Nachtwache... Das Himmelsgewölbe ist wieder übersät mit Sternen. So hell, dass sie das Meer erleuchten. Der Mond ist schon bald nach der Sonne untergegangen und ist keine Hilfe mehr. Über dem Horizont steigt das Kreuz des Südens auf – noch liegt es schräg und weist nicht genau den Süden – erst um 4.00 Uhr ca. steht es gerade und genau über dem südlichen Himmelspunkt. Oft wird es mit dem „Schiff-Sternbildverwechselt, das ein wenig rechts schräg oberhalb liegt und in seiner Konstellation auch 4 Sterne enthält, die wie ein Kreuz aussehen.

Der Orion nähert sich im Westen dem Horizont... Da! Eine Sternschnuppe! Immer wieder freut es mich, eine zu sehen.

Irgendetwas lenkt meine Aufmerksamkeit aufs Heckwasser... es glitzert... Jööööh! Wir ziehen wieder türkise Plankton-Leuchtspuren mit dem Boot ins Wasser! Fasziniert beobachte ich eine Zeit lang die glitzernden Punkte im Wasser... mystisch...

 

Wir segeln problemlos dahin mit ca. 6 Knoten. Es gibt keine bessere Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen als bei einer angenehmen Nachtwache mit gutem Wetter und stabilem Wind. Ich lasse mein Leben vorüber ziehen und überlege, wo ich etwas verändern möchte... was ich noch erreichen will... was noch Sinn macht und was nicht. Und es kommen mir ein paar neue Ideen ;-)

 

...da! Wieder eine Sternschnuppe! Genau durch das Kreuz des Südens hindurch! Ich wünsche mir etwas...

 

Die Minuten und Stunden verrinnen... bald ist es 4.00 Uhr morgens. Dann wird Harald wieder übernehmen. Er schläft gut in der Navigationskoje.

 

Schau an! ich sehe das erste Schiff seit Panama am Horizont... wenig später ein weiteres... und jetzt noch ein drittes. Vermutlich Fischer, die von Nicaragua losfahren...

 

 

 

Donnerstag, 7. Februar

 

04.15

Miskito Bay – Nicaragua

Harald beobachtet weiter die Boote... hier hat es schon Piraterie gegeben. Leider sind auch immer wieder Netzbojen auf Kurs. Wir haben hier nur 20 m Wassertiefe – Entfernung vom Festland 70 sm! Es ist das Riffgebiet von Nicaragua.

 

7.00

Ich werde geweckt – Sonnenaufgang! 

Wir geben das 1. Reff ins Groß und tauschen Fock gegen Genua – so läuft das Boot besser auf diesem Kurs. Scheinbarer Wind 60-80°...

 

10.40

Wind nimmt zu... bis 8,5 kn Fahrt J

 

11.00

ONO 15-20 kn, 8 – 9,5 kn Fahrt JJ

 

11.30

Cevice aus Thunfisch zum Mittagessen – köstlich!

 

13.00

Arbeit an Bord

Wassermacher – Kohlefilter gewechselt, Küchentank gereinigt, gechlort und gespült – Sieb eingebaut und neu gefüllt.

Wir trinken ca. 2 l täglich von unserem selbst gemachten Wasser. Es ist eine große Unabhängigkeit, sich sein Trinkwasser selbst an Bord herstellen zu können – daher ist es wichtig, dieses Gerät so gut zu pflegen wie nur möglich. 

 

Etmal 154 sm

 

15.00

Delfine begleiten uns kurz JJJ

 

15.30

Ich inspiziere den Kühlschrank – sortiere aus und koche eine Gemüsesuppe für den Abend ...

 

16.00

Eine Regenfront nähert sich – wir verkleinern die Genua...

16.10

Flaute. Wir warten. Kein Wind. Wir warten... schließlich startet Harald den Motor und ich starte den Wassermacher. Harald kommt runter in den Rumpf und wir kontrollieren ob alles gut geht... machen die Luke auf... Harald geht wieder rauf – plötzlich höre ich ihn schreien – und merke – der Wind ist wieder da, und zwar nicht wenig – 25 kn!

Puh – jetzt alles schnell wieder abdrehen und spülen... Fenster zu... Segelarbeit... ;-}

 

Als ich nach oben komme fliegt mir eine Schwalbe entgegen und stoppt mein Vorhaben – sie dreht ihre Runden im Salon, fliegt raus und wieder rein... will anscheinend nicht in den Regen... und setzt sich schließlich auf mich drauf! Wow! Sie sitzt auf meiner Hand! Putzt sich ausgiebigst – ich hatte vorhin die Kamera gegriffen und habe sie nun in der Hand direkt vor ihr – was mir einige originelle Fotos und Filme beschert. Sie wandert weiter und setzt sich  auf meine Schulter... ich bewege mich so wenig wie möglich... schließlich sucht sie wieder einen andern Platz und ich gehe zu Harald an Deck... als ich zurück komme, ist der regen vorbei – und sie hat ihren Flug wieder aufgenommen...

 

Genua und Groß gerefft – Ok, alles klar, jetzt geht  es wieder mit 8 kn Fahrt dahin!

 

18.00

Ich koche Minestrone mit gerösteten Semmelbröckerln...

 

18.30

Ein unglaublicher Sonnenuntergang – die rote Scheibe kommt unter den Regenwolken hervor und rinnt ins Meer... 

Beim Fotografieren höre ich Pfiffe... bei unseren bisherigen Vogelerfahrungen halte ich Ausschau nach einem gefiederten Freund – aber als ich zurück blicke, sind da plötzlich ein paar Leute in einem kleinen Boot!!!! Wo kommen die jetzt her? Gerade hat Harald noch nach vorn geschaut! Sie winken und fahren in unsere Richtung... Ich rufe Harald...

 

Aus Harald's Notizbuch:

Ab Providencia dreht der Wind gegen Ost – so können wir sogar einen Anlieger segeln, vorbei an den Untiefen kleiner Riffinseln. Es geht gut voran, als plötzlich, bei Sonnenuntergang (ich bin in der Pantry) Conny ruft: „Harald! Da sind ein paar Leute in einem Boot!Ich war sofort hellwach, schnappte meine Schrotflinte und stürzte ins Cockpit... da trieb ein ca. 6 Meter kleines, offenes Holzboot mit 2 Außenborder-Motoren an uns vorbei. 4-5 Männer sitzen darin auf Säcken und winken uns zu... wir sind mit 7 kn Fahrt unterwegs und schnell schon wird das Boot im Kielwasser kleiner. Doch sie drehen plötzlich und fahren in unsere Richtung – „das kann jetzt brenzlig werden, denke ich – aber bald schon drehen sie ab und fahren aufs offene Meer hinaus, zwischen den hohen Wellen Richtung Nordost... wir fragen uns, wohin sie fahren wollen – da ist nichts 300 sm bis Jamaika!? Was tut so ein kleines Boot gegen Abend meilenweit von der Küste entfernt hier draußen?

Wir verstärken den Ausguck und segeln in die schnell dunkel werdende Nacht hinein, der Wind bei 20 kn und die schnelle Fahrt von 8-9 kn – helfen in jedem Fall.

 

...ich denke noch lange an diese Männer im Boot – mein erster Gedanke war „Flüchtlinge– es waren Schwarze und sie hatten offensichtlich 2 Außenborder-Motoren, und keine kleinen! Der eine war hochgeklappt – der andere in Betrieb... oder doch Gelegenheitspiraten? Hätten sie dann aber gewunken und gepfiffen? Oder haben sie auch so einen Trick wie die damals in Sizilien – die von uns Zigaretten wollten? Oft schieben Piraten vor, Wasser zu brauchen und wenn ein Schiff dann stoppt, rauben sie es aus... Jedenfalls konnten sie nicht ahnen, dass wir hier des Weges kommen – außer, sie haben Radar auf einer der Cays... Gedanken über Gedanken...

 

19.00

es wird dunkel und die schmale Mondsichel ist am Himmel zu sehen – liegend wie ein Schiffchen.... An Schlaf ist nach dem Ereignis für mich erst mal nicht zu denken...:} so plaudern wir noch lange im Cockpit und es wird 22.00 Uhr, bis ich schlafen gehe...

 

 

00.30

wenig Schlaf. Ich war mit einem Ohr immer im Cockpit, wo Harald die Regengüsse abwettern musste. Jetzt ist er müde und ich übernehme. 

Es wird auch schon ruhiger – noch etwas Regen, aber keine starken Böen mehr.

 

02.00

Es ist nass und klamm im Cockpit und daher nicht so gemütlich. Ich drücke mich in die trockene Ecke gleich hinter der Tür. Langsam kommen die Sterne wieder hinter den Wolken hervor... hinter uns das Sternbild des Skorpions mit seiner typischen Dreierkonstellation...

 

Das Raymarine Multifunktionsdisplay spielt schon seit längerem wieder verrückt und fällt immer wieder aus Lzum Glück hat Harald auf einem Computer eine andere Kartensoftware, sodass wir dort ebenso unsere Fahrt verfolgen können. 

Wenn ich nach vorne schau, sehe ich nichts außer das Aufleuchten von weißer Gischt auf den Wellenkämmen. Doch das ist mir mittlerweile vertraut, mit dem Schiff in ein „Nichtszu steuern... 

 

03.00

Wir sind am Nordostkap von Nicaragua angekommen – nach ca. 200 Meilen durch Riffe und Untiefen – die wir dank des alten Tracks von Harald ganz entspannt durchschifft haben. 

Jetzt geht es um die „Kurvenach Westen Richtung Honduras. Ich falle also immer weiter ab bis der Wind aus 120° kommt. Jetzt wird der Kurs weicher und angenehmer 300° – Harald schläft gut in der Navigationskoje...

 

04.00

Wachablöse. Das Aufstehen fällt auch Harald schwer, aber mit Kaffee und Müsli ist er gleich wieder guter Laune. Ich hau mich aufs Ohr... und schlafe jetzt schnell ein.

 

 

Freitag, 8. Februar

 

Aus Harald's Notizbuch:

Nicaragua hinter uns, Honduras mit seiner Nordostküste vor uns und die „Bay-InselnUtilla, Roatan und Guanaia auf der Backbordseite voraus. Wir werden unsere Fahrt nicht stoppen, sondern bis Belize durchsegeln. 4 Segeltage liegen schon hinter uns und wir freuen uns auf die vor uns liegende Perlenreihe von Inseln im zweitgrößten Barriereriff der Welt, die sich über hunderte Seemeilen von Guatemala bis Mexiko erstrecken.

Jetzt wird es langsam hell, es ist 6.00 Uhr morgens, gleich wird die Sonne, wie an jedem der vergangenen Tage, orangerot am Horizont erscheinen... noch ziehen Wolken über uns hinweg... bald schon werden sie von rot auf gelb und dann auf weiß wechseln und einen neuen Tag hervorbringen.

 

 

09.00

herrlich geschlafen – immerhin 4,5 Stunden J...daher total benommen als ich mit „Guten Morgen! Komm – wir müssen Spinnaker setzen!aus dem Bett geholt werde... noch etwas wackelig gehe ich aufs Vordeck und das Manöver ist schon in vollem Gange... „dicht holen!– Steuerbord! – Fall hoch! ... endlich steht der Spi. Aber nicht gut – die Wellen sind zu hoch, er wird zu sehr herumgewirbelt. Nach 5 Minuten Zusehen kommt das Komando: „Alles wieder runter und rückbauen– das ist immer ein aufwändiges Unterfangen. Denn beim Spinnaker müssen zwei Leinen in die Genuaführungen auf jeder Bootsseite eingezogen werden, der Spi im Bergungssack mit einem Fall den Mast hochgezogen werden, dann an die Schoten montiert werden, dann der Sack hochgezogen werden – getrimmt und ausgebaumt werden  etc. Beim Bergen geht er bei viel Wind derart hoch hinauf, dass man ihn kaum runterbringt und er verwickelt sich dann wunderbar... naja... war eine gute Übung. 

Wir segeln wieder mit Genua und Groß  weiter – das bringt zwar 1 kn weniger, ist aber weit einfacher zu handhaben.

Harald geht es heute nicht gut... er legt sich hin und schläft augenblicklich ein.

 

13.00

Wir segeln bei raumen NO-Winden bis 15 kn und machen 7 kn Fahrt. 

Etmal: 150 sm

 

Nachmittags nehmen wir uns der Backsluke an, die bereits undicht wird und nachgibt. Harald flext alles lose Material weg und wir kleben sie provisorisch ab – in Ruheposition werden wir sie neu laminieren und versteifen.

Danach gibt es für jeden eine Kübeldusche aus dem Meer Jund gebratene Bananas.

 

Weil es keinen Rum mehr an Bord gibt, mache ich dem Captain als Sundowner neuerdings Sangria – und es schmeckt ihm gut J

 

17.00

80 sm vor den Honduranischen Inseln dreht der Meeresstrom plötzlich von SW auf O! Wo er uns zuvor zum Land hingedrückt hat, zieht er uns jetzt vom Land weg... Wir müssen 40° abfallen, um auf demselben Kurs bleiben zu können! Starke Wellen...

 

18.00

Ich koche Spaghetti Alio Olio... und stehe fluchend in der Kombüse in dem Versuch, die starken Bootsschwankungen ohne allzu großer Verschüttungen auszugleichen... wir essen im Salon, weil der starke Wind alles gleich auskühlt und Harald schmeckt es so sehr, dass er gern mehr gehabt hätte ,-) 

 

20.00 mein vormitternächtlicher Schlaf beginnt – nicht besonders erfolgreich... die Genua schlägt mit ihren Schoten direkt neben mir aufs Deck...

 

00.00

Nachtwache!

Wind dreht – 6° anlufen, 2 kn Gegenströmung

 

01.40

Regenwolken überholen uns vorne und hinten – wir bleiben verschont...

 

02.30

großes Schiff überholt uns backbord... AIS unbekannt... Frachter?

 

02.40

Eine RIESEN-Sternschnuppe geht im Herkules nieder... so groß – vielleicht ein Satellit, der verglüht...

 

04.00 Harald übernimmt die Schicht.

Er sieht den Gecko neben den Instrumenten! Das schlaue Tier hat sich dorthin begeben als einzige Lichtquelle, die nachts etwaige Mücken an Bord anzieht. Ich freu mich, dass er überlebt J

 

Samstag, 9. Februar

 

07.00

Sonnenaufgang!

Land in Sicht!

Starker Regen vor den Inseln...

 

07.45

Regenfronten bis 30 kn! Harald freut sich und beginnt gleich im Regen die Reling zu putzen...

 

08.15

Wir surfen mit 10,4 kn die Wellen hinab... 4 fliegende Fische liegen wieder am Deck ;-)

 

08.30

Ein kleines Fischerboot querab zwischen den Wellen wendet und begleitet und eine Zeit lang neugierig. Ein Fischer sitzt allein im Boot... er fischt mit Schleppangeln...

 

11.00

Mittagessen – weil wir so früh aufstehen, haben wir schon früher Mittagshunger ;-) diesmal gibt es Thunfischaufstrich mit Tomatensalat....

Danach hält Harald sein Nickerchen bis 2.00 Uhr – hat es wohl nach den vielen Nächten verdient... ich lese und sinniere vor mich hin... 

 

Zur Jause gibt es Zuckermelone. Ich liebe das Obst von dem Gemüseauto in Portobelo – es ist reif, natürlich und unglaublich lecker. Solche grünen Orangen gibt es bei uns nicht – sie sind innen so saftig und süß! Die Zitronen hier sind wie kleine Orangen, aber schrumpeliger und auch sehr saftig und sauer. Die Ananas und Zuckermelonen sind kleiner als bei uns – aber herrlich süß... ebenso die Wassermelonen... 

 

16.15

Wir bauen um auf Butterfly – 170° Wind: 13 kn NO, 5.5 kn Fahrt

 

18.00

Aus Harald's Notizbuch:

Und wieder haben wir herrlich gegessen – Conny übertrifft mich um Längen – jeder Tag eine kulinarische Überraschung und das mit einfachsten Mitteln aus dem Bordproviant! Der Fisch ist für mich natürlich auch immer dabei – Conny hat zur Zeit Fischpause – hat sich wohl in San Blas etwas damit überessen – 1 Monat jeden Tag Fisch und Lobster ist ihr zu viel.

 

Ich habe mittlerweile Freude daran, aus den wenigen Mitteln an Bord abwechslungsreiche, gesunde Küche zu kreieren... so gibt es mal eine köstliche Zwiebel-Krautsuppe... oder ein Kartoffel-Tomaten-Zucchini-Oliven-Lecho... oder grünen Salat mit Sellerie und Kardamom... oder Spaghetti mit Knoblauch und Kapern... Thunfischaufstrich vom letzten gefangenen Fisch mit Zitrone... etc. – ich suche immer nach einer besonderen Note und es macht Spaß, Harald zu überraschen ;-)

 

14.00

Etmal 152 sm

 

Wir genießen den Sonnenuntergang am Vordeck, denn bei Rückenwind wiegt sich Florimell ganz sanft in den Wellen...

 

20.00

Nach einer kurzen Diskussion wer wann Nachtwache machen soll, gehe ich wieder in den Salon schlafen... wir haben keine bessere Lösung gefunden als die bisherige.

 

00.19

Harald weckt mich – Schichtwechsel. Wir bauen Butterfly wieder um auf Raumen-Wind-Kurs 120 -130 °.

 

04.45

Bisher segeln wir 5,5 bis 6.5 kn – Wind etwas unruhig aber im Großen und Ganzen konnten wir die Segelstellung halten. Die Regenfronten sind immer vor oder hinter uns durchgezogen J. Jetzt hat der Wind jedoch zu drehen begonnen – ich hätte Harald noch gern schlafen lassen – aber der Wind kommt wieder genau von hinten – also wecke ich ihn, um wieder auf Butterfly umzubauen... 

 

05.00

Gesagt – getan. Das Vergnügen ist jedoch nur von kurzer Dauer – hinter uns tiefe Schwärze. Plötzlich dreht der Wind auf SW – und beschleunigt auf 20 kn!!! Shit wir müssen rasch alles wieder abbauen! Stress. Im Finstern mit Salinglicht – alles Hände voll zu tun... ich bin Harald nicht schnell genug und der Wind reißt seine Worte in Fetzen, sodass ich sie nur schwer verstehe... nur ein Teil der Genua bleibt stehen.

Schließlich ist es getan und ich darf in die Koje... Wind, Regen und Flauten wechseln sich weiterhin ab...

 

Sonntag, 10.Februar

 

8.30

Tagwache! Ich durfte länger schlafen J– wir setzen das Großsegel – aber kurz darauf lässt der Wind wieder komplett aus. Totale Flaute. Also motoren wir weiter...

 

9.00

Bewölkt. Auch die Gemüter. Noch 30 Meilen bis zum Barriereriff von Belize – ich stelle die Uhren eine Stunde zurück auf Belize-Zeit.

1 Frachter erscheint am Horizont... Flaute ist immer seltsam an Bord. Man hat ständig das Gefühl, es liegt was in der Luft, aber es tut sich nix...

 

9.30

Also suchen wir uns andere Beschäftigungen - wir machen Wasser und ich beginne das Schiff wieder in Ordnung zu bringen – wische Fenster trocken – die jetzt alle gottseidank dicht sind, aber nicht immer ganz geschlossen waren... ordne Pölster, Schlafstätten, Überfahrtsutensilien etc. etc. Wir haben wenig Proviant verbraucht – immer herrlich gegessen – ich liebe es, aus „Nichtsetwas Besonderes zu zaubern, und auf Überfahrten habe ich dazu viel Zeit J

 

12.00

Beide Wassertanks sind dank der Motoren und der damit verfügbaren Energie komplett voll! Die Sonne brennt jetzt auch noch unbarmherzig herunter - es ist extrem heiß ohne Wind an Deck – aber perfekt zum auftrocknen aller nasser Sachen... 

Glitzernde See um uns herum – kein einziges Schiff zu sehen – aber die ersten Riffinseln sind schon in Sicht!

 

14.00

Wir steuern Ranguana Cay als Riffdurchfahrt an – und als wir uns im glasklaren Wasser dem Riff nähern – ich in 5m Tiefe Rochen sehe, die herrliche Sandinsel mit Palmen... das türkise Wasser, das sogar noch San Blas übertrifft – hebt sich meine Laune gleich um ein Vielfaches...

Wir wanken zwischen Schnorcheln gehen oder weiter fahren nach Placencia hin und her – aber da Harald hier nicht über Nacht bleiben möchte – geht es weiter... noch 15 sm bis zum Ziel...

Jetzt kommt Wind auf! Wir setzen wieder die Segel, Fock und Groß...

 

17.00

Die Sonne steht tief als wir uns der Ankerbucht nähern... viele Schiffe liegen dort und Harald schaut durchs Fernglas, ob Bekannte dabei sind... 

Wir entdecken keine und ankern zwischen Kanadiern, Holländern, Amis und Franzosen vor der bekannten Hafenkneipe...

Geschafft!!! Prost! Auf die gute Überfahrt in nur 6 Tagen! 5 Staaten und 850 Seemeilen...

 

Wir springen ins Wasser, waschen unseren Schweiß ab und ziehen uns an zum Landgang. Direkt am Steg bei Yolis sitzen und stehen einige Amis... Partystimmung. Sofort reden sie uns an, woher wir kommen... sind beieindruckt und einer erkennt uns vom Vorjahr wieder – „Hey! Welcome in Belize again!Und umarmt uns...

 

Wir gehen ins Dorf zu Chachis, wo heute Jazznacht ist... Steve, der Besitzer und Profi-Drummer sitzt am Schlagzeug und es geht wieder die Post ab. Sie haben hier auch Veganes und vegetarisches Essen – so bestellen wir uns „Stuffed Peppersund Bier...

 

Ein Eis aus dem berühmten Laden unterhalb ist Pflicht – ich freue mich schon seit Stunden auf das Bitterschoko-Eis – aber oje! Harald hat das Geld aus Guatemala mitgenommen statt die Belize-Dollars! Und ich hab nicht genug mit... verzichten? Mit nichten!

Wir gehen in den Eissalon und der Besitzer steht selbst hinter der Theke... er erkennt uns vom Vorjahr und begrüßt uns freundlich... Harald schildert ihm das Problem... aber er will kein guatemaltekisches Geld. Wir bieten an, ihm morgen US$ vorbei zu bringen – und der Franzose meint „ok, I belive you – what do you want?

Bitterschoko & Salty Caramell ist meine und Strawberry & Vannilla ist Haralds Mischung... hmmmm... was für ein Genuss nach so langer Zeit!

 

Wir gehen wieder hinauf  zur Musik – und siehe da, wer da sitzt: Peter aus Kanada! Wir kennen ihn gut aus dem Rio Dulce... Seine Begleiterin, eine Chinesin aus Vancouver ist eine rüstige, lustige 58jährige, mit der ich mich gleich verstehe... wir tanzen und lachen, erzählen und trinken bis die Musik zu Ende ist. Auf der Treppe treffen wir auf Steve – der uns auch gleich wieder erkennt (offenbar haben wir einen bleibenden Eindruck hinterlassen ;-)

 

Montag, 11. Februar 

 

Nach einer herrlich ruhigen Nacht ein gemütlicher Regentag an Bord, alles Salz der Überfahrt wird abgewaschen... ich schreibe Logbuch und Harald organisiert verschiedene Dinge  an Deck... unser Gecko zwitschert wieder fröhlich vor sich hin ... Am  nachmittags geht es zum Einkauf in das Dorf...

Um 17.00 Uhr ist – wie jedes Jahr – das Geburtstagsfest einer Amerikanerin, die heuer ihren 78. feiert... alle Segler sind eingeladen...nach amerikanischer Sitte und auf Wunch des Geburtstagskindes: bringt jeder Besucher Schokokuchen oder -cookies mit.

 

Sofort treffen wir auf bereits bekannte Segler aus den USA, lernen neue aus Deutschland und Kanada kennen – und es wird ein lustiger Abend. Mein Manko an Süßigkeiten wird am Schoko-Kuchen-Buffet gestillt -  umso mehr Bewegung braucht es, um es wieder abzutanzen J- und siehe da! – diesmal sind einige tanzlustige Mädels zwischen 40 und 65 mit von der Partie und wir werden eine internationale Tanzgruppe aus USA, Deutschland, Kanada, Thailand, China und Österreich - und wechseln uns mit allerlei Einlagen ab. Das motiviert die Musiker und werden mit jedem Song besser ;-)

Sogar den Barkeeper juckt es manchmal und er tanzt durch die Runde... wir gehören zu den Letzten, die das Lokal verlassen... was um 21.00 Uhr der Fall ist – denn: Nine oclock is sailors midnight ;-}

 

Aus Haralds Notizbuch:

 

Einklarieren in Belize

 

Kommt man von Guatemala aus dem Rio Dulce und segelt Richtung Norden, so erreicht man nach Stunden Punta Gorda, den südlichsten Zollhafen von Belize. In Punta Gorda ankert man vor der Zollpier, hier ist es sehr flach und meistens gibt es einen unangenehmen Schwell. Hier haben wir 2018 einklariert. Die Bamten sind ok – es gibt nicht allzuviel für Sie zu tun, außer die Abfertigung der Taxi-Boote zwischen Livingston und Punta Gorda. 

Die meisten Yachten segeln bis Placencia und klarieren in Big Creek ein. Big Creek ist ein Seehafen, große Schiffe löschen hier ihre Ladung. Professionelle Beamte, nicht immer freundlich zu uns Yachties, erledigen, mit einigen Extrakosten im Vergleich zu den anderen Zollhäfen in Belize, den Papierkram. Ankert man in Placencia, muss man mit dem Wassertaxi (Hoky Poky) über eine große Lagune, zwischen Mangroveninseln hindurch, nach Big Creek fahren und dort noch ein Taxi nehmen, um zu Imigration, Custom und Hafenmeister zu kommen. 30 US$ ist man so schon mal für die Fahrt hin und retour los. 

 

Diesmal von Panama kommend, entscheide ich mich, in Dangriga, nördlich von Placencia einzuklarieren. 

Peter von der Rendezvous weckt mich um 6.30 Uhr, als er mit dem Dinghy vorbei fährt...Kommst du mit nach Dangriga?ruft er... aber ich bin noch zu schlaftrunken und bleibe liegen. 

Um 8.00 Uhr beim Frühstück überlege ich, doch noch in Dangriga anstatt in Big Creek einzuklarieren. Ich bin neugierig auf diese Stadt und auf die Busfahrt dorthin. Außerdem soll das Einklarieren dort viel billiger sein.

Conny entscheidet sich in dieser Zeit im Ort über Internet zu arbeiten. Also starte ich mit der Mappe voller Bootspapieren und Pässen los. Mit einem kleinen Minibus fahre ich bis zum Western Highway, wo ich einen Anschlussbus nach Dangriga bekommen sollte. Die Fahrt, geht entlang der Küste mit touristischen Hotelanlagen, privaten Villen, kleinen Souvenirläden und auffallend vielen vor sich hin rottenden Bauruinen. Da haben sich wohl so einige mit ihren Plänen übernommen...

Jetzt stehe ich an der Wegkreuzung nach Dangriga und warte auf den Bus. Natürlich versuche ich auch, wie es meine Art ist, alle Autos, die vorbei fahren, zu stoppen. Aber ich werde nicht wirklich wahrgenommen. 

Jetzt bleibt ein Auto 30 m weiter vorne stehen – ich laufe los – aber bevor ich es erreichen kann, startet es wieder und lässt mich frustriert stehen. Weitere Autos fahren vorbei...manche  winken auf mein Stoppzeichen freundlich zurück und lösen wohl so ihr schlechtes Gewissen, nicht stehen zu bleiben. Da – ein Jeep – er bleibt stehen! Obwohl voll bepackt, wird mir neben der Tochter im Fond ein Platz frei gemacht! Die Kühlbox muss in den Gepäcksraum wandern... Eine nette Familie aus Kanada, die sich hier vor Jahren ein Grundstück am Sittee-River gekauft hat und auf Kurzurlaub in Belize ist. Die nächste Stunde vergeht mit angeregten Gesprächen über unsere Erfahrungen in Belize. Robert ist selbstständiger Elektrotechniker. Er hat auch schon einiges erlebt, so z.B. lebte er 6 Jahre lang auf einem abgestellten, 200 m langen, Eisbrecher, den er betreute und gleichzeitig dort seine Werkstätte untergebracht hatte. Seine Frau, eine emigrierte Phillipinin und die gemeinsame 10jährige Tochter sitzen auch im Auto. Sie wollen in den Nächsten Jahren ein Haus auf ihr Grundstück bauen und in ihrer Pension mehrere Monate im Jahr hier verbringen. Lustiger weise ist Richard auch Segler und besitzt eine 40 Fuß Monoyacht am Ontario Lake, die er gerne irgendwann nach Belize bringen möchte. 

Obwohl sie schon vorher zu ihrem Grundstück abbiegen müssten, bringen sie mich jetzt direkt zu Imigration und Custom, 22 km weiter, nach Dangriga. 

Als ich mich bedanken und verabschieden will, beschließen sie spontan, auf mich zu warten, bis ich alles erledigt habe.

Die Behörden sind in einem modernen Neubau, neben verrotteten Häusern untergebracht. 

Die Beamten sind etwas kompliziert, weil hier nicht viele Segler einklarieren. Nach langwierigem Procedere bezahle ich am Ende 90,- BelizeDollar. (45 US$) und mein Pass ist abgestempelt...

Ok, jetzt schnell zum Zoll, es ist kurz vor Mittagspause... aber der Zöllner ist bereits weg und kommt erst wieder in einer Stunde zurück. Die 3 Kanadier wollen gerne noch weiter mit mir warten und so suchen wir uns ein Restaurant in der Stadt. Dangriga ist ein verdrecktes Kaff, viele halbverfallene Hütten und viel Schmutz und Abfall neben den Straßen. Der Ort macht keinen guten Eindruck auf uns. Und es ist nicht leicht, ein Restaurant zu finden. So landen wir in einer kleinen Bude mit einer großen Speisekarte, die an die Wand gemalt war. Robert parkt das Auto neben dem Fluss, wo ein Bursche, ohne zu fragen, das Auto mit Flusswasser und seinem T-Shirt als Putzlappen zu waschen beginnt. Wir lassen ihn walten, essen in der Hütte Hühnchen und Pommes und trinken ein paar Minibiere um unseren Durst zu löschen.

Das Essen war ok. Nach ca. 1 Stunde brechen wir wieder auf – der Autowäscher bekommt seine 5 BD.

Es geht zurück zum Zöllner, der mir ein Permit zum Segeln in den Gewässern von Belize ausstellt – allerdings nur für ein Monat und um 60 US$! Als ich diese Gebühr in Frage stelle, entgegnet er, ob ich auch noch den Transport von 3 Beamten zu meinem Schiff bezahlen wolle, die normaler weise zur Kontrolle an Bord kommen... ich bedanke mich und verlasse schleunigst das schmuddelige Büro, nicht ohne noch von ihm eine Bestätigung für die 60 US$ zu verlangen. Widerwillig schreibt er auf ein Formular, knallt einen Stempel darauf und kritzelt eine Unterschrift darüber. Nur raus aus diesem unfreundlichen Ort... 

 

Die Kanadier, die wieder auf mich gewartet haben, fahren mich jetzt auch noch bis zur nächsten Abzweigung nach Placencia, eine halbe Autostunde entfernt. Da kann ich nicht anders, und lade die Familie für den nächsten Tag auf unser Schiff ein. Sie freuten sich sehr und sagten sofort zu. 

 

Keine 5 Min. sitze ich an der Bushaltestelle zusammen mit einem Belizian – es war 14.30 Uhr und ich war bereits 5 Stunden unterwegs – als ein LKW stoppte und uns beide einlädt mitzufahren... der Belizian darf ins Führerhaus, wo noch ein Platz frei ist – und ich muss mich mit der Ladefläche begnügen, die voll mit Obst und Gemüse beladen ist. Da sitze ich nun auf Kochbananen, Tomaten, Orangen, Gurken, Paprika- und anderen Säcken. Der Truck ist hinten offen und durch den dadurch entstehenden Sog legen sich Auspuffgase und Straßenstaub über mich und das Gemüse...

Endlich (nach einer weiteren Stunde) in Placencia angekommen, besorge ich mir zu allererst eine Flasche Wasser, um mir den Staub in meiner Kehle hinunter zu spülen . 

 

Mittlerweile war es 16.00 Uhr – und Conny wartet bei Yolis... wo sie mit einigen Kanadiern zusammen sitzt – alle sind gespannt auf meinen Bericht...

 

Wir verbringen eine gemütliche Woche in Placencia und genießen das Socializing ;)

Ich treffe immer wieder auf Susanne, die Chinesin... sie ist völlig begeistert von uns, vom Schiff, von unserem „way of lifeunserer „Jugendetc. und lädt uns zum Abendessen ein, zu einer chinesischen Spezialität – ich darf sogar helfen und lernen, wie man diese zubereitet ;)

Es sind spezielle Teigtaschen (Dò Za oder so ähnlich), die mit Jungzwiebel, Schrimps und Ei gefüllt werden. Dann bratet man sie in einer Pfanne heraus und reicht dazu eine chinesische Sauce. Mmmmhhhh! Das schmeckt echt lecker! 

Poppy, ein Caretaker von Placencia, kommt vorbei und wird von Peter auch gleich zum Essen eingeladen. Er erzählt in seinem naiven, einfachen Pitchen-English, was rundherum so läuft... und es ist immer gut, informiert zu sein ;-)

 

 

Samstag, 

 

Langsam bekommen wir wieder Lust auf Weitersegeln... aber Kurt und Brigitte von der Elena haben sich angekündigt – also beschließen wir zum Pelican Cay zu fahren, eine Nacht dort zu verbringen und Sonntags wieder zurück nach Placencia zu segeln. 

Gesagt getan. 

 

Hart am Wind – wie es härter nicht geht – arbeiten wir uns an der Landzunge vorbei gegen Norden. Das Groß und die Genua sind angeknallt – wir schaffen 35° am Wind!

Nach zweieinhalb Stunden können wir abbiegen und über das Riff in den seltsamen steil abfallenden Krater inmitten von Mangroven vor Anker gehen.

Eine ruhige Nacht ganz allein – kein einziges Boot ist zu sehen! Es ist wunderbar...

 

Sonntag

 

9.00

Es ist heiß. Kein Wind. Das Wasser in Pelican ist still und glasklar – wie durch ein Vergrößerungsglas sehen wir vom Dinghy aus alle Korallen und Fische! Dennoch schnorcheln wir 2,5 stunden lang dem Riff entlang und Harald sorgt wieder für ein fischreiches Abendessen. 

 

Wenige Stunden später segeln wir im Sonnenuntergang mit unserem großen Gennaker (!) in die Bucht von Placencia ein und sehen schon die Elena ankern. Kaum ist unser CQR unten, kommt ein Dinghy direkt aus der untergehenden Sonne fullspeed auf uns zu... „Hi Florimell! Schön, Euch zu sehen!Kurt und Brigitte kommen an Bord und wir feiern unser Wiedersehen bis in die Nacht hinein – natürlich mit dem frisch gefangenen Fisch ;-)

 

Montag

 

Peter und Susanne kommen vorbei – ich koche marokkanischen Kaffee, um ihr etwas Neues zu zeigen. Wir motivieren sie, doch auch bis zum Pelican Cay mitzukommen und dort gemeinsam zu schnorcheln. Wieder lichten wir den Anker – und segeln voraus – Peter schließt rasch unter Motor mit seiner Rendezvous auf – Susanne steht im LifeBelt an Deck, fotografiert und winkt uns zu. Ihre Fotos gehen um die Welt – von China bis Kanada... 

 

Gleichzeitig fallen unsere Anker auf Grund.  Ein Drink im Hideaway-Resort, das wir schon von den letzten zwei Jahren gut kennen lässt uns auf zwei Crews von zwei Chartercats treffen und wir plaudern mit der Skipperin aus South Carolina.

Diesmal laden wir Peter und Susanne zum Abendessen ein – ich koche Spaghetti mit dem letzten Mahi-Mahi aus unserem Kühlschrank. 

Suzanne kostet zunächst skeptisch – sie ist sehr heikel beim Essen – aber ist dann so begeistert, dass sie zwei mal nach nimmt! „Oh! So delicious!;)

Wir putzen den Riesentopf auch noch mit Brot aus um ja nichts von der guten Sauce übrig zu lassen, obwohl unsere Bäuche schon mehr als voll sind. Dann plaudern wir im Cockpit und ich erfahre Susannes Lebensgeschichte von China bis Kanada mit allen Höhen und Tiefen. Man ist kaum wo so vertraut wie auf einem Segelboot...

 

Dienstag

 

Die anderen Boote verabschieden sich und wir bleiben noch einen Tag allein versteckt im Hideaway... und dabei entdecken wir tatsächlich etwas Neues! 

Erstmals schnorcheln wir bei den Mangroven (wo normalerweise nicht viel zu sehen ist) – und sind erstaunt über eine spezielle Welt, die sich uns dort offenbart! Völlig anders als in den Riffen, in völlig ruhigem Wasser, wie in einem See. Die Wurzeln der Mangrovenbäume sind hier erstaunlicherweise voll von Korallen, Fischen, seltsamen Gewächsen und Meerestieren... sogar Seepferdchen leben hier! Ein neues Universum tut sich auf und ich versuche, so viel als möglich, mit meiner Kamera festzuhalten... 

 

Der Mond ist voll – das Wetter schlägt um. Der Wind dreht und beschleunigt.

Abends fängt es richtig zu pfeifen an – 25 – 30 kn Böen und sogar in diesem mit Riffen und Inseln umrandeten Krater entstehen Wellen! Wir haben jedoch schon vorgesorgt...im 20 Meter tiefen Ankergrund die 50 Meter Ankerkette mit 40 m Tau verlängert – und das hält!

 

 

Mittwoch

 

Coco Plum Cay – 

vor einem Jahr waren wir hier und hatten nicht nur eine wunderbare Begegnung mit mehr als 30 Pelikanen – sondern auch mit einer sehr netten Reisegruppe. Wegen der Pelikane wollen wir nochmal hin – aber siehe da – nur ein paar wenige sind da – die meisten weiter weg auf Bäumen... die Gäste versnobt und distanziert – und so machen wir nur einen Rundgang und verbringen den Abend am Boot... bei gutem Essen und Wein ;-)

Vielleicht sollte man Plätze mit schönen Erinnerungen kein zweites Mal besuchen...

 

Wieder beginnt der Wind bei Mondaufgang zu pfeifen – aber diesmal haben wir bereits einen Zweitanker ausgebracht, um besser schlafen zu können und der Wind scheint die Freude am Spiel zu verlieren, und gibt auf.

 

Donnerstag

 

Weiter zu Blue Range Cay... zwischen Riffen hindurchgeschlängelt liegen wir nun inmitten von Mangroven-Cays umgeben und somit geschützt gegen den ONO-Wind. Wieder beginnt der Wind bei Mondaufgang stärker zu werden – doch unser Anker steckt tief im sandigen Grund und der Wind schafft es trotz seiner Vehemenz nicht, ihn auszugraben... 

 

Sterne über uns – Musik von Marc Knopfler – Gespräche im Cokpit. Das Heulen des Windes in den Wanten... 

Fischer schlafen nicht weit von uns ihren wohlverdienten Schlaf. Sie waren den ganzen Tag mit ihren Kanus auf Tauchgang. Drei Boote ankern in einiger Entfernung... 

 

Noch drei Tage bis zu meinem gebuchten Rückflug – und die Moderation am 6. März, wegen der ich so früh zurück fliegen musste, wurde nun in letzter Minute abgesagt. Zu blöd. Harald lädt mich ein, doch zu bleiben und mir einen neuen Rückflug zu bezahlen. Ich könnte auch tatsächlich noch ein Monat bleiben... wäre da nicht mein Zahnarzttermin wegen eines Implantats, den ich extra in den März gelegt hatte und einige andere Termine, die ich um die Moderation gruppiert hatte... 

Vielleicht sollte man eine Reise nicht nach eventuellen Terminen richten, sondern die Termine nach der Reise...;-)  Es kommt eben immer anders, als man denkt. Aber - es ist wie es ist. Und irgendwie freu ich mich auch wieder auf meine Villa Mitzi J. Obwohl jetzt ganz liebe Freunde an Bord kommen... und ich meinen Geburtstag im März an Bord feiern könnte... 

 

Freitag

 

Aus den Blue Range Cays geht es bei 25 kn Ostwind zwischen vereinzelten Riffen Richtung Norden in die Nähe von Belize City zu den Drawned Cays. Nur mit der halb geöffneten Genua segeln wir 7 kn durch flaches, ca. 3m tiefes Wasser und nähern uns dem großen Channel – die tiefe Einfahrt zum Seehafen der Hauptstadt.

Dieser 40 m tiefe Kanal durch die flache Rifflandschaft von 3-4 m Tiefe ist ungewöhnlich – denn er ist weder gerade noch künstlich angelegt – es ist ein uraltes Flussbett, das vor Millionen von Jahren durch diese (jetzt Unterwasser-)Landschaft gegraben wurde. Nicht von Menschenhand, sondern vom Wasser selbst. So windet sich in alten Meandern dieser Kanal durch das Riff in die Lagune. Und ideal für alle Fracht- und Kreuzfahrtschiffe, die auf diese Weise in die Nähe von Belize City gelangen. 

 

Immer noch bläst es mit 25 kn und wir segeln knapp an der flachen Riffkante entlang auf der Suche nach einem geschützten Ankerplatz. 

Laut einer alten Karte soll es in den diversen Einschnitten der Mangroven-Cays tief genug für uns sein – 6 m sind angegeben – man muss nur die Einfahrt finden! Die zwischen zwei flach auslaufenden Sandbänken begrenzt, Einlass gewährt. 

Obwohl in der neuen Karte keine Tiefenangaben aufscheinen, in einer anderen nur 1-2 m Tiefe angegeben sind – aber im 30 Jahre alten Cruising Guide von Captain Rauscher genauere und tiefere Angaben enthalten sind – wagen wir es und tasten uns vorsichtig durch die Sandbänke in die Lagune hinein. Es glückt!

Wir ankern in 6 m Tiefe mit gutem Ankergrund – geschützt vor jeder Welle – und der Wind pfeift mit 25 kn über uns drüber.

 

Im Westen sieht man ein großes Handelsschiff vor Anker, im Hintergrund die Skyline der Stadt.

Wenn wir auf unser Oberdeck steigen – haben wir sogar Internetempfang an Bord.

 

Wir trinken gerade Kaffee im Cockpit, als ein großer Chartercat mit vollem Tempo ebenfalls in die Fahrrinne einbiegt, in unsere Richtung fährt und schließlich knapp am Ufer an uns vorbei in – gottseidank – größerer Entfernung vor uns ankert. Eine Lagoon – mit einheimischem Skipper und typischer Urlaubscrew an Bord. Die einen winken uns begeistert zu – im Cockpit sitzt ein gelangweilter Teenager. 

 

Mit dem Dinghy wollen wir einige Mangrovenkanäle erkunden, die zur Ostseite und zum nahegelegenen Barrierriff führen. Wir fahren also gemütlich los, als uns extremer Sonnenmilchgeruch in die Nase steigt. Als unsere Augen unserer Nase folgen – entdecken wir im Cockpit des noch 30 m entfernten Cats eine regelrechte Einschmier-Orgie. 

Erst vor kurzem haben wir im Spiegel gelesen, dass jedes Jahr 14.000 Tonnen Sonnencreme im Meer landen!!! Das ist bereits eine echte Bedrohung für Korallen und andere Organismen. Auch hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass so manche Sonnenmilch gesundheitsschädigend für Menschen ist. Deshalb empfehlen wir immer – anstatt sich mit Chemiebomben einzuhüllen – lieber ein T-Shirt anzuziehen und im Schatten zu bleiben. 

Wir selber cremen uns nie ein. Schon ein Leben lang. Wir bekommen auch keine Sonnenbrände mehr. Unsere Haut produziert genug schützendes Melanin. In neuesten Studien (Bionische Regeneration) wird auch in Frage gestellt, ob Melanome nicht noch durch Sonnenschutzmitteln verstärkt werden bzw. dass sie vorwiegend auf Stellen auftauchen, wo kaum bis keine Sonne einwirkt. Ja, sogar, dass Sonne ein Gegenmittel gegen Melanome sein könnte! – Wohin auch immer uns die neueste Forschung abseits von Konzerngewinnen führen wird – es gibt immer natürliche Alternativen.

 

Wir suchen das Weite in den Mangroven, wo wir nach Vögeln und Krokodilen Ausschau halten. In einer Sackgasse, wo es nicht mehr weiter geht, entdecken wir seltsame Bewegungen unter uns am Grund... aufgewirbelte Schlammwolken über eine lange Distanz, die jedoch nicht von unserem Probeller stammen können, weil zu tief. Was mag das sein? Ein flüchtendes Kroko? Vielleicht. Fische? Kaum. – Wir können es leider nicht überprüfen – und reinspringen wollte keiner von uns. Nicht einmal Harald war bereit, in die Schlammwolken einzutauchen ;-)

 

Samstag

 

Wir bleiben wieder allein auf unserem Ankerplatz – und Harald arbeitet an der Backsluke, die er neu laminiert hat.

Ich hadere zwischen bleiben und abreisen... und wäge immer wieder ab, was ich in Österreich alles verschieben müsste. 

Ein Dinghy düst vorbei ... und plötzlich höre ich jemanden „Haraldrufen... „Hey You! Conny look, who it is!ruft mich Harald nach draußen – und tatsächlich sind es die israelischen Burschen, die letzte Saison im Rio Dulce ohne Segelerfahrung eine alte Amel gekauft hatten, dessen Besitzer überraschend verstorben war. „I said, I know this boat!sagte der 25jährige vollbärtige Israeli lachend und wir laden sie ein, nach Sonnenuntergang auf einen Drink und Plausch vorbei zu kommen. (Davor ist Ramadan)

Es wird ein lustiger Abend mit vielen Geschichten aus ihrer noch kurzen Segelerfahrung vom Rio Dulce bis Belice City und natürlich wollen sie auch von uns so einiges wissen. Sie wollen weiter im flachen Wasser innerhlab des Riffs bis Cay Corker (Caulker) und dann nach Mexiko – Cuba – und wieder zurück in den Rio. Bewundernswert für eine erste Ausfahrt!

Bei RumPunch und Tacos wird es wieder „Sailor`s Midnight;)

 

Sonntag 

 

Herrlich geschlafen. Wir verbringen den letzten gemeinsamen Tag an Bord, bereiten alles für die nächste Crew vor und faulenzen und relaxen hinter North Drowned Cay mit einem Delfin, der uns immer wieder besucht...

Nein, sogar 4 große Bottlenose-Delfine, die lange rund um unser Boot bleiben und Zwiesprache mit uns halten... ein wunderschönes Abschiedsgeschenk.

 

Montag, 25. Februar

 

7.00

nach einer unruhigen Nacht klingelt sanft mein Handywecker... Harald hat auch nicht gut geschlafen – wir hatten leider Böen bis 25 kn und unruhige See. Auch jetzt ist es nicht besser – steile kurze Wellen bauen sich auf und reißen an der Ankerkette. Aus unserem entspannten Abschied wird wohl nichts. Wir wollten noch auf einen Kaffee gehen und eine Stunde an Land verbringen. Aber bei diesem Wetter kann Harald das Boot nicht alleine lassen.

 

Es ist schon schwierig genug, den Anker zu heben. Wir fahren unter Motor vor den Pier der Stadt. Aber wir können nicht näher als 1 m unter dem Kiel bei diesen Wellen. Also ist der Weg mit dem Dinghy etwas länger... und nasser.

Ich packe alles zusammen und steige nur mit Unterhose und T-Shirt ins Dinghy, das von den Wellen hin und her geschleudert wird. Meine Kleidung und mein Computer sind in einem Sack. Rucksack und Koffer schon im Beiboot. 

Mit den Wellen fahren wir zum Pier, während es die arme Florimell wild hin und her schaukelt. Ich ziehe mich auf den hohen Betonsteg rauf – Harald hebt alle meine Sachen aus dem Boot, ein schneller Abschiedskuss – und schon trennen sich unsere Wege. 

 

Ich ziehe mir Hose und Schuhe an, schnappe mein Gepäck und gehe Richtung Ausgang während sich der Captain mit nur 5 PS gegen die Wellen zurück zum Schiff kämpft. 

Ich frage die Hafensecurity nach einem Taxi. Ich habe genau 20 US$ und 20BelizeDollar. 

Und ich bekomme auch schnell eines um 25 US$. 

Erst jetzt sehe ich Harald beim Schiff ankommen, das Dinghy hochziehen und den Anker heben. Keine leichte Sache allein bei diesen Wellen... 

 

Ein netter schwarzer Taxifahrer grüßt aus dem Taxi und ich steige ein.

Good bye Florimell – wir sehen uns nächste Saison wieder.... good bye Capitan – wir sehen uns in 5-6 Wochen wieder... danke für die 2 Monate an Bord – es war wieder sehr schön mit euch! Und danke für das liebe Angebot, noch bis April zu bleiben und mir den Heimflug zu spendieren... Aber ich kann jetzt im März so vieles erledigen und im Sommer kommen neue Abenteuer auf uns zu...

 

Der Taxifahrer fragt mich nach Flug und Herkunft und wir beginnen zu plaudern. Er erzählt von seinem abenteuerlichen, aber traurigen Leben. Direkt am Belize-River von einer 16jährigen Mutter geboren, hatte er eine schwierige Kindheit. Sein Vater hatte um die 16 Kinder von mehreren Frauen, und er kennt nur 5 Geschwister davon. Die Mutter verließ die Familie als er 7 war und wanderte nach USA aus. Er blieb bei der Großmutter – die 95 Jahre alt wurde. Mit 20 ging er zum Militär und bekam in England eine Ausbildung. Mit 24 wurde er bei einem Einsatz in den Bergen von Mittelamerika angeschossen und verwundet – es infizierte sich und er verlor ein ganzes Bein.  Da sah er seine Mutter das erste mal wieder – sie kam 2 Wochen zu Besuch. Als Abfertigung bekam er 5000,- US$ vom Militär und musste seinen Lebensunterhalt auf andere Art verdienen. Mit einer Beinprothese hatte er nicht so viele Möglichkeiten und wurde Taxifahrer. 

Tja – was für ein Leben. Aber er meint: „Immer wenn es dir schlecht geht, denk daran, dass es andere gibt, denen es noch schlechter geht. Und sei dankbar für das, was du hast.Ich frage ihn nach seinem jetzigen Alter – und wir mussten lachen – er ist genau 7 Tage älter als ich. 

Nach 20 Minuten kommen wir beim International Airport von Belize City an. Er gab mir seine Karte und ich versprach, seinen Kontakt an andere Segler weiter zu leiten. Bei der Bezahlung wollte er mir mehr rausgeben als ausgemacht war, damit ich mir noch einen Kaffee kaufen könnte, aber ich winkte ab und meinte – es passt so, für 4,- BD würde ich schon was finden. Ich verabschiedete mich mit „Keep a good Vision for your Life!worauf er mir herzlichst dankt und gehe in das Flughafengebäude...

 

Ok soweit. Wie geht es nun weiter... ich habe heute Morgen mit Haralds Hotspot im letzten Moment noch das Eta-Visum für Kanada ausgefüllt. Die Kanadier machen jetzt genau wie die Amerikaner ein Transitvisum für alle Passagiere, ohne das man nicht einchecken kann. Puh!

Ich hatte mich durch all die lästigen Fragen gequält. 

Jetzt wasche ich mir die Füße mit Feuchttüchern – ziehe meine Socken an – und schlendere zum Check in der Canada-Air. 

Ich zeigte ihm das Bildschirmfoto der ETA-Freigabe und bekam meine 3 Bordkarten über Toronto und Frankfurt. Mein Gepäck wird durchgecheckt J

 

Jetzt noch das Immigration-Formular ausfüllen, durch die Passkontrolle, durch die Durchleuchtung und endlich sitze ich nun auf einer netten Holzbank des kleinen Flughafens. 

Ein nettes Café mit ansprechenden Mehlspeisen ist hier – aber meine 4,- reichen nicht. Also gehe ich in einen Souvenirladen, nehme für 2,- BD ein Wasser und frage an der Kassa, was es für 2,- an Süßigkeiten gibt. Ich erhalte 2 kleine Schokonougatstückchen. Immerhin.

 

Ich lasse nochmal die letzten Wochen Revue passieren, schreibe das Logbook fertig und stimme mich auf meinen Flug ein... mein Töchterchen freut sich schon, mich wieder zu sehen... hoffentlich ist es nicht zu kalt in Österreich...