Logbook 10

Belize & The Blue Hole

geschrieben von Cornelia.

 

wieder von unten nach oben zu lesen ;-)

 

12. april

 

7.00

mehrere regengüsse in der nacht! erstmals seit der Dominikanischen Republik wird unser boot wieder vom regen gewaschen. der captain lichtet den anker und fährt bei flaute richtung Rio.

auch jetzt ziehen mehrere regenwolken über uns drüber... ohne wind. die einfahrt zum Rio Dulce, zum süßen fluss, wird uns durch ein himmlisches zeichen gezeigt...ein regenbogen direkt über der mündung.

 

11. april

 

tauchgänge am riff... wir sehen rochen, haie und einige essbare fische, wovon vier in unserer kühltruhe landen...

mittags lichten wir den anker...

flaute... rainsqall mit 25 knoten – schnell das Groß runter...

 

dann mit konstantem Nordost zwischen 15 – 20 knoten segeln wir Butterfly bis nach Guatemala Capo Tres Puntas... 10 sm nordöstlich zur einfahrt nach Livingstone, Rio Dulce... unser morgiges ziel.

10. April 17

 

Belize. ...wir müssen dich wieder verlassen und weiterziehen. hier erlebte ich die bisher schönsten schnorchelgründe seitdem ich unterwegs bin... hier begegnet man erstmals mehr amerikanischen seglern und kaum europäischen... hier spüre ich den scheideweg der östlichen und westlichen hemisphäre... die barriere zwischen Atlantik und Pazifik in form der mittelamerikanischen landmassen.

Unzählige riffinseln... trotz leergefischter gewässer noch einige neue begegnungen mit unterwasserwesen, wie haien, rochen und seekühen... trotz angeschwemmter müllhalden glasklares wasser... trotz

 

die segelgründe entlang des Barriere Reefs sind wunderschöne tauchgründe, aber keine guten ankergründe für die nacht. viele cayos, hinter denen man sich gegen den vorherrschenden Ost-Nordost gut verstecken kann, jedoch bei Nord- und Nordwestwinden keinen sicheren ankerplatz findet... da kann man schon mal schnell in schwierigkeiten geraten. deswegen sieht man hier auch nicht viele boote... die meisten halten sich in den sicheren buchten in landnähe auf und machen nur tagesausflüge.

 

heute ist vollmond... und wir ankern gerade in Nord-Sapadilla Cay und haben wieder einmal zwei anker draußen. der wind bläst mit 20-22 knoten aus Nordost, was nicht so günstig ist, denn so baut sich eine ungünstige welle auf, die wir aus der offenen lagune abbekommen... möglicherweise ändert sich zu vollmond wieder das wetter... und der bisherige gemächliche Ostwind wird zu einem starken Nordost.

 

im osten der kleinen insel erstreckt sich 30 bis 50 meter ein flaches riff ins meer bevor es hunderte meter tief abfällt. auf diesem riff ist ein segelboot gestrandet... nahezu unversehrt liegt es weit oben am riff und wir rätseln, wie das wohl vonstatten gegangen sein mag.

bei ersten erkundigungen sehen wir, dass zwar das ruder gebrochen ist, aber der rumpf nahezu unversehrt ist... auch das rigg steht noch. es kann also noch nicht allzu lange her sein, dass der bedauernswerte segler sein schiff verloren hat.

an ein bergen ist soweit am riff nicht mehr zu denken... es ist für andere schiffe unerreichbar und eine bergung würde um ein vielfaches den bootswert übersteigen. So wird es hier langsam abgebaut... jeder, der vorbei kommt, nimmt sich, was er brauchen kann, denn es ist zu fuß gut erreichbar. einiges fehlt bereits, wie steuerstand, taue und einrichtungsgegenstände. flagge können wir keine mehr erkennen. „Green Flash ist sein name... möge der ehemalige besitzer ihn auch wirklich gesehen haben...

 

viele der cayos sind in privatbesitz und einige haben kleine ressorts mit restaurant und bar, die auch für segler zugänglich sind. wie zum beispiel Ranguana Cay. dort kostet der „eintritt auf die insel 5,- US$ pro person und eine der vier moorings 20,- US. Oder man trinkt und ißt für mindestens 50,- BL$ (25,- US) etwas, dann zahlt man nichts – wir entschieden uns für das letztere ;-)

die insel ist ein kleines paradies... nistplatz der Fregatt- und Boobie-vögel... und ich schließe freundschaft mit einem papagei, der den leuten gehört, die dort die bar und das restaurant betreiben...

 

wir sind allein mit unserem nachbarboot Windspiel II, mit drei ehemaligen deutschen an bord, die in Brasilien und Guatemala leben und dort auch ihre unernehmen haben.

Hans und Richard, die beiden deutschen brüder aus hamburg und deren freund. Hans ist 79 und noch ziemlich fit. er beschäftigt 2000 mitarbeiter in der automobilindrustrie... Richard ist jünger, war bankdirektor.

 

ein anderes beispiel ist Pelikan Cay... eine insel ohne land, denn sie besteht nur aus mangroven. ein junges ehepaar aus Key West hat es vor 13 jahren erworben und sich aufwändigst zwei große stelzenhäuser und viele holzstege durch die mangroven gebaut haben. als wir dort ankamen, wurde gerade viel seegras angeschwemmt, das man zur landgewinnen einsetzen könnte... umso überraschter waren wir,  dass Dustin mühsam kanäle ausschaufelte, um das seegras wieder los zu werden... denn er will kein land!

„no, I dont want land! with the land there will come sandflies and moskitos – I dont want them.

der einzige landfleck auf dieser insel ist ein kieshaufen, ca 30 m2 für hühner, die von küchenabfällen leben.  die 4-jährige tochter Ama sucht sich jeden abend einen neuen spielgefährten unter den gästen aus und schließt so freundschaften mit aller welt.

 

Sylvia musste uns nach einer woche wieder wehmütigst verlassen... und will sobald als möglich wiederkommen. wir verbringen einige nette tage mit anderen seglern aus USA, Kanada und Guatemala... doch jetzt ist es zeit wieder weiterzuziehen.

 

 

 

31.märz

 

hier in Placencia ist das „Yoli ein beliebter, freakiger seglertreff mit einem sicheren Dinghy-anlegeplatz. every friday gibt es live-musik von immer denselben beiden oldies, die ihre Country- und Dilan-songs zum besten geben... sie sind immer gut besucht und es wird sogar getanzt ;-)

der ort ist lieblich und überschaubar. viele Nordamerikaner haben hier ihre winterzelte aufgeschlagen. der eissalon ist exzellent, die chinesischen supermärkte teuer und die pizzerias fast so gut wie in Italien ;-)

Sylvia kommt an bord und freut sich so sehr, wieder dasein zu können. sie war zuvor auf einem monosegler in Panama und St. Blas und in Cancun. sie will mit uns unseren fahrtensegleralltag leben und hat keine erwartungen... „einfach mit euch sein meint sie... denn sie will auch einmal mit einem boot reisen und möglichst viel lernen... ;-)

30. märz

 

putztag. 

der staubsauger läuft ohne motor bei soviel sonne über die solarpanele ;-) die sonne heizt auch das waschwasser der wäsche perfekt auf und trocknet rasch...

nur ich schwitze wie verrückt. und die moskitos lassen auch grüßen. jetzt - vor der regenzeit - sind die heissesten wochen in Belize (angeblich) und gottseidank geht ein lüftchen beim wasser, damit es aushaltbar ist. 

unsere freundin Sylvia ist uns nachgereist und möchte so gerne nochmal aufs boot kommen... sie musste vor 4 monaten wegen eines familiären todesfalls überraschend wieder abreisen...sie war bereits in Panama und Cancun und kommt  nun mit dem Bus nach Belize... dann wollen wir einige riffe absegeln...

 

29. märz

 

07.00

es geht mir schon recht gut. nur noch etwas abgeschlagenheit und schwäche, sonst sind alle symptome verschwunden. trotz segeln, schnorcheln und nicht liegenbleiben... aber mit homöopathischen hochpotenzen und zwiebelsirup ;-)

nach einer grippe fühle ich mich immer wie durchgereinigt, das fieber hat alle schlacken verbrannt.

es geht mit dem speed-water-taxi Hoki-Poki zur immigration, custom und harbor master... alles sehr entspannt. es wurde zwar der kopf geschüttelt, was wir hier vorlegen als Ausklarierung von Cuba, aber eher in der weise, was die dort für kaszettel weitergeben. die fees sind allerdings geschmalzen. 90 BL$ immigration, 140 BL$ harbor master! die ersten drei tage kosten 120 BL$ und dann zahlt man pro tag 5 BL$ (Belize Dollars) solange das boot im lande ist. bei ausklarierung zahlt man nochmal 90 BL$. ... nicht wenig, aber das land bzw. das reef ist es wert, das land ist ein einziges natur- und archäologiewunder... 

wir lernen auch gleich einige Amis kennen, die hier ihren winter verbringen, so einen ex-cost-guard-mann, der hier chartert, oder einen book-designer, der hier immobilien vermittelt... u.a.m. es herrscht einen lockere, easy-going-athmosphäre...

 

auf der rückfahrt mit unserem dinghy ist ein paar auf einem segelboot ganz aufgeregt... wir fahren hin.. und sehen eine Sehkuh, die um das boot schwimmt! very funny animals! :)))))

 

28. märz

 

08.00

wir brechen auf nach Big Creek, um einklarieren zu können. das sind 30 sm weiter südlich innerhalb des Barrier Reefs... und das bedeutet ruhiges segeln, denn keine welle kommt vom offenen meer über das riff...

 

10.00

ich bin noch nicht übern berg... bronchien und husten... aber es wird dank zwiebelsirup besser, tagsüber huste ich nicht mehr – ich gehe allerdings nur mit geschlossener segeljacke ins freie. ich bin müde und schlapp, brauche noch ruhe und mache nur die nötigste segelarbeit...

 

17.30

nach einem gemütlichen segeltag kommen wir in der bucht von Placencia, ankern in 7 meter tiefe und gottseidank hält der anker, denn das wasser ist zu trüb, um irgendetwas zu erkennen und 7 m sind schon tief für etwaige ankertauchaktionen des captains...

 

Harald fährt zu einigen booten, um nach einen fieberthermometer für mich zu bitten, denn ich will wissen, ob ich noch fieber habe, oder nicht... er kommt mit einem klitzekleinen fahrenheitthermometer zurück...den ich leider nicht dazu bekomme, mir irgendwas zu zeigen...

die segler hier sind meistens amerikanische paare, die hier den winter verbringen... und wie bei uns im mittelmeer ist jede seglerpersönlichkeit anders... die ersten – sehr ängstlich – was will der wohl von uns... weisen gleich ab. der zweite verneint ebenso. der dritte, ein rauschebart in schlohweis mit etwas abgesandelten schiff scheint wirklich keinen zu haben. ein vierter – der nachbar – gibt schließlich den besagten thermometer her...

 

von unserem nachbarn, einem Amerikaner, der mit seiner frau seit 15 jahren den winter hier verbringt, erfahren wir die wichtigsten eckdaten – wo man wie was bekommt ;-)

morgen werden wir sehen, ob unsere fehlende ausklarierung von Cuba probleme macht!

27. märz

 

03.00

die bronchien lassen grüßen. wie befürchtet, wandert die krankheit weiter. der schnupfen ist weg – aber die bronchien schmerzen und ich wache mit einem hustenanfall auf. schontag ist wieder angesagt...

 

08.00

schwer trennen wir uns von diesem paradies... wir müssen einklarieren und dazu ist es leider nötig, zum festland zu segeln...druch das Barrier Reef hindurch... daher müssen wir los, um das noch vor einbruch der dunkelheit zu schaffen...

 

09.00

die sonne ist gerade mal hoch genug um in unserer richtung etwas erkennen zu können... also starten wir...

 

09.40

wir sind aus dem riffatoll draußen – wieder auf offener see und nehmen kurs auf die nächste riffpassage zum Belize-Land...

 

Wind: 17 kn OSO

Segel: groß und genua vollzeug, 60° am wind

Fahrt: 6,5 kn

 

wir müssen noch härter am wind gehen, um dem langen riff ausweichen zu können, das auf unserem kurs liegt... viele seefahrer wussten das nicht und ihre schiffe liegen als wracks an den riffen...

 

10.40

Dolphins! Eine keine familie mit 3 Bottlenose-Delphinen begleiten uns...

 

11.05

Wind: SO 15 kn

Segel: 120 ° raumer wind, Groß und Genua

Fahrt: 6-7 kn

Kurs: 238° auf Tobaco Cays

 

wir sind bereits auf 17° nördlicher Breite... nahe unserem endziel dieser reise – davor liegen noch ein bis zwei monate Guatemala und Mexiko, das wir auf dem landweg erkunden wollen... die kultstätten der Mayas besuchen...

doch jetzt erkunden wir noch einige zeit dieses nicht ungefährliche, aber wunderschöne riffgebiet, das die östliche Karibik übertrifft.

 

14.00

an steuerbord sieht man die küstenberge von Belize, 15 seemeilen hinter dem Barrier Reef, also 25 sm von uns entfernt. wir müssen zur einfahrt hinter das riff, das der gesamten küste von Belize schützend vorgelagert ist... 150 sm herrliche unterwasserwelten...

 

14.15

es wird zeitlich knapp und Harald schiebt mit dem motor dazu...noch 10 sm... viel sicht haben wir dann nicht mehr... die sonne wird schon sehr flach stehen...aber es ist der einzige weg für uns...

 

17.00

wir liegen sicher hinter der Tobacco Caye.. der captain tauchte wieder, um den anker in den grund zu drücken undich gab wieder mit den motoren gas, um ihn einzugraben... es ist eine ziemliche strömung...

39 sm liegen zwischen uns und dem Lighthouse-Reef.

 

18.00

zur abwechslung geht die sonne heute hinter bergen unter ;-)

 

21.30

der wind wird ziemlich stark, ein 4er NO, aber der anker ist gut eingegraben... ich habe ein altes hausmittel gegen husten entdeckt: zwiebel klein schneiden und mit zucker 2:1 ansetzen... das ergibt einen guten hustensirup! und wirkt! J

26. märz

 

herrliches erwachen! Frühlingsstimmung! Die sonne hell und klar.. kühl...vollkommene ruhe mit wind und wellen...ich genieße es mit jeder zelle meines seins und bin dankbar hiersein zu dürfen. Die nacht war gut und ich bin ausgeschlafen ;-) meine nase ist frei... das fieber scheint weg zu sein... schweißausbrüche und schwäche lassen mich jedoch nicht übermütig werden.

 

06.30

der skipper kriecht mit verschnupfter nase und kopfweh aus der koje, putzt zuerst das schiff mit mobb und morgentau und dann sich, in dem er einen sprung in das helle wasser tut – nicht ohen vorher sicher zu gehen, dass er nicht auf schildkröte oder rochen springt, die seit gestern unser schiff als höhle nutzen...

 

mit freuer nase taucht er wieder auf und freut sich auf zwei weichgekochte eier... ich mache mir grünen smoothie, kamillentee und honigbrot...

 

07.00

ich blicke rund ums schiff – wenn die sonne so flach ist, sieht das meer gleichmäßig dunkelblau aus! nichts von all den riffen ist zu sehen! kein wunder, dass hier früher so viele schiffe gestrandet sind... nuri n der mittagssonne kann man auf sicht durchnavigieren, daher warten wir...

 

08.30

die parkranger kommen wieder mit ihrem motorboot. das Blue Hole kostet 30,- US$ pro person!!! Harald versucht zu handeln, aber kein thema. hier ist alles strickt reglementiert. Einerseits arg, dass ein naturereignis, das einfach da ist – wo keine leistung erbracht wird -  einfach eintritt verlangt wird... was wäre, wenn wir in Österreich für das sehen des großglockners zukünftig eintritt verlangen würden, wie es hier in der karibik gang und gebe ist...?

andererseits scheint es wohl oft nötig, sogar mit soldaten und gewehren ein naturwunder vor vandalismus zu verteidigen... damit es erhalten bleibt...

der besuch der Half Moon-Insel kostet nochmal 10,- US$, wenn wir die nistplätze der hier einzig lebenden „Redfooted Bobbies und der Prachfregattvögel sehen wollen... ok, das ist ja im rahmen... wir überlegen noch.

 

09.30

wir reparieren eine ausgerissene maststufe... schweißausbrüche... Harald ist auch angeschlagen... klagt über mattigkeit, etwas kopfweh und schwindel...

 

10.30

anker hoch... wir fahren näher zur Insel... ganz nah wagen wir uns nicht über die korallenriffe... die restlichen 2 seemeilen wollen wir mit dem dinghy zurück legen.

 

12.10

wir ankern erneut in 2.5 m tiefe... linsensalat ;-)

 

14.00

schnorcheltime!

ich pfeif auf die grippe und schlüpfe in den dicksten und wärmsten tauchanzug.. damit ist mir herrlich warm und wir erkunden zwei stunden lang die umliegenden korallenstöcke...  große fische... Moränen... Rochen (normale Stingrays)... ein Zitterrochen... Feuerfische...Langusten...Kalamare...  wir sind im Paradies! ...plötzlich ruft Harald: „Conny komm schnell! ein Hai!... mit gemischten gefühlen schwimme ich zu ihm rüber... ein großer Nurse-Hai, einer der harmloseren, aber umso schöneren seiner art, schwimmt direkt auf Harald zu! er hat nichts an, keine flossen, nur badehose... und stößt daher reflexartig die handflächen zweimal in seine richtung... das genügt, um ihm abzuschrecken und er ändert seine richtung und schwimmt davon...

wir erkunden die korallen weiter... da ein stock ... dort einer... und plötzlich – hinter einem – wieder der Hai! er liegt schlafend hinter dem stock, wohl um sich vor uns zu verstecken... die fische schwimmen über ihn drüber... WOW!

„ein vorgeschmack auf die Südsee! meinte Harald lachend...

 

16.00

es geht mir trotz tauchgang gut (obwohl ich aus erfahrung weiß, dass ich die rechnung morgen präsentiert bekomme) und wir fahren mit dem beiboot zur insel, um uns die vögel anzusehen. schon in Barbuda wollte ich so gerne die Prachtfregattvögel sehen und es war nicht möglich...  doch oft kommt unverhofft eine zweite chance – und besser als die erste ;-)

 

wir gehen durch den wald... müssen unzähligen roten muschelkrebsen ausweichen, die hier überall herumkrabbeln und erstaunlicher weise immer ein muschelhaus in passender größe finden... hören immer lauter das schnarren und klappern der vögel... und es ist unglaublich – jetzt sind ihre nester direkt über unseren köpfen und alt- wie jungtiere schauen neugierig auf uns herab! große wattige weiße wollknäuel mit großen schwarzen augen und grauen schnäbeln blicken uns an... ihre eltern ebenso.

Wir gehen weiter und kommen zu einem holzturm, auf den man steigen kann... und nun sind wir inmitten der nester in den baumwipfeln! Es ist unglaublich! Um uns herum die jungen Bobby-vögel in den nestern in nächster nähe! die fregattvögel haben paarungszeit und blasen ihre grellroten halssäcke auf, wozu sie 20 minuten brauchen... fliegen dann stolz damit durch die luft, um ihre weibchen zu beeindrucken... die Bobbies füttern ihre jungen, die sich putzend den tag vertreiben... sie haben schon ein paar flugfedern, aber noch viel zu wenig, als dass sie flugversuche machen könnten...

 

die schreie, lockrufe, revierkämpfe, fütterungen... alles können wir ganz nah miterleben und beobachten. Lange stehen wir staunend hier und schießen fotos...

 

welch ein erlebnis!!!!!!

 

am weg zurück kreuzt ein fetter leguan meinen weg und frisst vor mir eine beere... ich treffe noch auf Pelikane in den palmen...  dann geht es zurück zum dinghy...

 

17.50

...mit dem wir noch einen abstecher bei hochwasser zum großen, alten verrosteten wrack machen...

 

auf der Half Moon Insel ist ein kleines ressort mit guesthäuser, für diejenigen, die tauchen, schnorcheln, kajakfahren und vogelbeobachten als urlaubsinhalt lieben...

25. märz

 

02.00

Harald macht die ganze nacht wache... mir ist es nicht möglich. Wir haben glück mit dem wind und wetter, wir dümpeln dahin mit 3,5 kn fahrt bei vorwindkurs... so kann Harald auch ein wenig schlafen...

 

05.00

mir geht es langsam besser... fieber geht runter...schmerzen gehen zurück...ich mache dampf-inhalations-bäder mit kamille und lege mir heisse lappen auf stirn und nase...

 

09.30

H:

Wind stabil aus NO, ca. 15-20 kn

Segel Butterfly, 2. Reff im groß

6 kn gemütliche fahrt

immer noch 1 knoten strom nach norden!

 

11.30

Lighthouse-Reef in sicht!

der wind hat auf SO gedreht und treibt uns direkt hin... mit vermumten kopf geh ich auf ausguck zum mast, als es in die schwierige riffpassage hinein ins Atoll geht... je höher man steht, desto früher sieht man die seichten korallenstöcke... genaue einfahrtskarten gibt es hier keine, man muss selbst schauen und zickzack durchmanövrieren...

 

12.30

die sonne steht hoch, wenig wind... ideale bedingungen für uns! die parkranger kommen mit zwei soldaten und MPs vorbei, um uns zu sagen, dass es für das Blue Hole ein fee gibt... ok, wir kommen später vorbei...

 

wir nehmen kurs auf das BLUE HOLE zu... diesem naturwunder im wasser... eine kreisrunde vertiefung mit über 150 meter tiefe in einem atoll, dass sonst nur einige meter tief ist... man vermutet, dass es vor vielen tausenden jahren von einem meteor n die erdkruste geschmolzen wurde... Cousteau machte in den 70ern erste erkundungstauchgänge und fand in ca. 40 metern tiefe eine einbuchtung mit überhang, in dem es einen stallaktitenwald gibt! d.h. hier war einmal kein meer, sondern tropfendes süßwasser! als sie tiefer gingen entdeckten sie einen zweiten in 150 meter tiefe... auch hier war einst kein meerwasser! zumindest zur letzten eiszeit war das atoll im trockenen...

 

Das BLUE HOLE hat einige Überraschungen bereit! Es ist das einzige HOLE, das wirklich kreisrund ist... das einzige, das vom All aus zu sehen ist, das einzige, das unterirdisch eine Kreuzform aufweist in dessen Querbalken Höhlensysteme mit Stalaktiten zu finden sind... es ist magisch.

 

Ich stehe erhöht am mastdeck und gebe weiter, wenn ich seichte korallenstöcke sehe...Harald weicht aus.

2 stunden dauert die fahrt seit wir ins riff eingefahren sind – aber jetzt – sind wir da! wir passieren als einziges schiff weit und breit den schmalen eingang zum BLUE HOLE!!!!

Welch ein wunderschöner ort! Unweigerlich emfinde ich etwas erhabenes, besonderes... wir sind allein mit diesem wunder.

ich kann esnach all den touristenüberlaufenen orten in der karibik kaum glauben!

Ehrfürchtig stehe ich da und betrachte die kreisrunde abgrenzung vom türkisen ins dunkelblaue wasser – der senkrechte abhang...

ich kann wegen grippe nicht schnorcheln... aber ich gehe ganz kurz trotzdem ins wasser, nur um einen blick in den abgrund zu tun... WOW! ...was mag da alles unten sein...

 

Harald geht schnorcheln und trifft auf große fische... u.a. einem zackenbarsch, den er schon sehr lange nicht mehr gesehen hat... auch auf ihm bisher unbekannte, die sich vor ihm in den sand bohren...

 

ein flugzeug zieht drei runden um das große blaue loch... touristenrundflug aus Belize. Dann sind wir wieder allein.

...aus der luft... nur da erkennt man das kreisrunde loch vollkommen.

soll ich dich auf den mast raufziehen? „ja! klar!

...wenige minuten später bin ich das erste mal auf der mastspitze oben! sonst ziehe ich immer Harald hinauf, wenn er etwas reparieren muss... das schiff ist soooo klein unter mir...

ein grandioser ausblick auf die riffe... das perfekte kreisrund... ein herrlicher ausblick!

 

Die sonne wandert weiter und wir müssen noch einen ankerplatz in den riffen suchen, bevor sie zu flach wird... denn dann kann man die seichten stellen unter wasser nicht mehr erkennen... also geht es wieder ein stück zurück richtung Half Moon Caye.

 

15.00

wir ankern nahe dem türkisen flachwasser... Harald muss den anker tauchend zurechtlegen, damit er sich eingraben kann...aber dann haltet er. angekommen.

 

ich bin fasziniert von diesem ort... fregattvögelschwärme fliegen über dem Half Moon-Reef...auf dessen insel auch die basis der parkranger steht. Plötzlich sehe ich direkt neben unserem rumpf einen großen rochen... anders, als die, die ich in Antigua hautnah erlebt hatte... ein Adlerrochen! Ca. 2,00 meter breit! er umrundet gemeinsam mit einer riesigen (wirklich riesigen!) schildkröte unser boot und scheint nahrung zu finden! er hat ein herrliches ringelmuster, wie ich es noch nie gesehen habe...

 

Harald geht ins wasser und versucht zu filmen...die tiere sind kaum scheu und schwimmen in seiner nächsten nähe unter ihm durch... ich bleibe wegen meiner grippe leider oberwasserbeobachter...

 

der rochen bleibt lange bei uns und zeigt sich immer wieder knapp unter der wasseroberfläche im glasklaren wasser sehr deutlich... er ist anders als die Stingrays in Antigua, er hat spitze schwingen und einen richtigen kopf, während die Stingrays in Antigua ihren kopf im körper integriert hatten. ein prachtexemplar – und nicht scheu...was für ein geschenk!

 

18.00

spaghetti in der abenddämmerung... das brandende riff wie donnergrollen in der ferne...

ich schau auf die weltuhren auf meinem handy... mit der morgen beginnenden sommerzeit haben wir 8 stunden zeitunterschied zu zuhause! 

24. märz

 

00.00

ich gehe auf wache... habe fieber... nebenhöhlenentzündung, halsweh, gelenksschmerzen... eine kopfgrippe! hat im kopf begonnen und geht langsam abwärts. dauer: 1 woche... im normalfall.

wie zu hause auch, kann ich mich nicht auskurieren...Harald braucht auch schlaf...

draußen stehen ist mir nicht möglich, ich bleibe in der navigation und schaue alle 15 minuten hinaus bzw. wenn der wind dreht o.ä.

 

ich grüble... es heisst, jede grippeähnliche Symptomatik könnte in diesen länern auch Malaria sein... also mal sehen, ob das fieber schubweise kommt oder nicht... ich tippe jedoch eher auf den kälteeinbruch in Habana, die vielen klimatisierten räume, flughafen, klate dusche im freien mit haarewaschen bei kaltem wind etc. irgendwie muss ich das auskurieren...

 

01.00

der wind schläft ein... wir machen 4 knoten fahrt. das Kreuz des Südens steht vor uns am himmel... der wind dreht wieder nördlich...

 

02.15

der wind dreht wieder und nimmt zu...

 

02.45

...jetzt wird er noch stärker und dreht gegen Osten... ich gehe 15° westlicher mit...

 

das fieber steigt.. die nase rinnt...ich friere... hole mir eine warme decke...und liege auf der navigationspritsche, die sinne im cockpit...immer wenn ein windstoß die seiten im logbuch umblättert, dreht der wind zu weit nach steuerbord und ich muss etwas tun... derzeit haben wir 232° kompasskurs...

 

04.25

wind ist seit einiger zeit konstant, gottseidank. 6,2 kn fahrt.

mit tigerbalsam und einer halben küchenrolle überstehe ich meinen schnupfen... eine halbe stunde noch bis wachablöse... ich mach mir einen kamillentee...

 

als ich ins cockpit gehe, erschrickt mich die riesige, orange mondsichel an der backbordseite... sie ist gerade aufgegangen...

 

05.00

H:

arme Conny, sie muss leiden... habe wohl etwas geschlafen, wild geträumt.

Ich setze die Fock dazu und hole das Groß dichter... eine Böe... 8 – 10 kn fahrt...dann wieder 7 kn.

 

06.00

werde langsam wach... hungergefühl kommt hoch... wolkenbänke überholen uns... der mond wird immer wieder sichtbar.

 

18.00

ein tag mit fieber im salon... Harald muss die segelarbeit weitgehend alleine machen, nur beim reffen helfe ich...

 

22.30

Harald erschlägt in der küche die küchenschabe, die im waschbecken wasser trinken wollte... das ist das gute an nachtfahrten, man begegnet dem nachtgetier, das sich am tage versteckt ;-)

 

23. märz

 

00.00

ich übernehme die wache.

 

Wind: 16 – 20 kn, dreht NO – ONO ca. 10° hin und her

Segel: butterfly 1. Reff

Fahrt: 7 kn

 

01.30

die erste küchenschabe entdeckt!!!  ...verschwindet hinterm herd :-(

mein kopfweh ist trotz zwei Aspirin leider immer noch spürbar...

der wind ist zu nördlich derzeit für unseren geplanten kurs...

 

0140

schiff steuerbord voraus, ein frachter fährt von ost nach west...

 

02.25

ein weiteres schiff kreuzt unseren kurs, wieder ein frachter, diesmal von west nach ost.

 

das rauchen ums boot wird lauter, die weiße gischt mehr... kein mond. finster. nur sterne und zwei begrenzungslichter eines frachters.... oft reiten wir sekundenlang auf einer welle...

 

2.50

kurs 216°

wind hat wieder zurück gedreht, wird östlicher...

 

3.40

...irgendetwas stimmt nicht mit mir...offenbar brüte ich noch etwas anderes aus als „nur kopfschmerzen... die eiskalten tage der letzten woche haben mich wohl erwischt...mückenbisse hab ich auch genügend erhalten.

Wie gern hätt ich jetzt ein paar tage ruhe... aber mitten am ozean kann man sich das nicht aussuchen... der nachtdienst ist zach...

 

3.55

der mond ist aufgegangen... hier steht die sichel wieder wie bei uns senkrecht... er ist im abnehmen.

ein schiff ist am radar! Sehe aber (noch?) keine lichter...

 

4.05

...jetzt entdecke ich ab und zu die lichter des frachters... er kreuzt unseren kurs von backbord kommend, also von west nach ost...

 

4.40

plötzlich blinkt es hell im cockpit!! ...die blöde MOB-lampe hat wieder trotz ruhestellung zu leuchten begonnen und sendet lichtblitze aus... ich klopfe drauf... sie hört wieder auf.

um 5.00 werde ich Harald wecken, bin leider nicht gut beisammen und 5 stunden dienst sind viel um diese nachtzeit...davor war mein schlaf auch nicht sehr tief.

Harald scheint jetzt gut zu schlafen... das ist wichtig, damit er wieder übernehmen kann – wer weiß, wie es mir morgen gehen wird...

mir ist kalt... ich friere... schnupfen... husten... kopfweh... gar nicht gut.

 

05.00

H:
ich übernehme die wache... wir legen noch ein reff ins großsegel... 6 – 8 kn fahrt. Leider hab ich nicht gut geschlafen...

 

07.00

die sonne bricht durch die wolken... wir brauchen sie dringend zum laden der batterien...

 

09.00

erst jetzt bekomme ich 2 ampere über meine solarpanele...

wind dreht weiter auf ONO, halten kurs zu den riffen.

 

10.10

Conny kommt gerade ziemlich verknittert aus der koje... es geht ihr nicht gut... grippe?

...da macht es grrrrrrrrrrr...rrrrrrr....rrrrrr... ein biss! ein großer Mahi-Mahi hat wieder angebissen!

...wir schaffen es, ihn reinzubekommen...

 

C:

Just in dem moment, in dem ich das cockpit betrete, beisst ein wunderschönes Goldmakrelenmännchen an... ok, wir hatten jetzt schon lange keinen fisch mehr und wenn es so sein soll...

mit gaff... fetzen...rum...großem küchenmesser und meinen dankesgebeten beendet Harald das  leben dieses wieder extrem schönen exemplares... viel blut, aber dank eingespieltes prozedere zu zweit geht es schnell.

puh! viiiiiieeeeel fisch für zwei leute!! ...einen teil trocknen wir wieder, den rest beizen wir ein und kühlen ihn. angeln brauchen wir jetzt eine weile nicht mehr ;-)

 

12.15

H:

Log 117 gemessen seit gestern 15.30 !

fisch eingelegt und an die seeluft zum trocknen aufgehängt...ich mache sandwiches zu mittag.

3 schiffe queren hinter uns den kurs und fahren in den Golf von Mexiko ein...

 

17.30

C:

wir haben noch den auftrag von der letzten crew, eine flaschenpost im strom auszubringen...und jetzt ist der richtige zeitpunkt. Die flasche geht inklusive des 5,- euro-scheins und dem geschriebenen-gezeichneten brief von Cuba über bord:

Position: 19°30 N und 084° 45 W

Wind: NO 4 beaufort

Strom NW 1

 

 

18.00

H:

wir essen den frischen Mahi-Mahi abgebraten mit brot... köstlich.

 

19.00

ich übernehme wieder die erste wache. Sternenklar... 3-4 beaufort aus NO... wir machen 6-7 kn fahrt durchs wasser, etwas strom versetzt uns richtung ONO...

22. märz

 

es ist kalt in der nacht – ich brauche eine warme decke, um schlafen zu können. am frühen morgen ist das deck eiskalt.

 

7.20

hochwasser war um 6.30 uhr... wir müssen raus, wenn wir heute weg wollen... also starten wir die motoren, die ebenso verschlafen scheinen und bei der kälte etwas widerwillig anspringen, und steuern wieder auf die flache durchfahrt zu... ich sehe den grund bei stillwasser völlig klar und kann Harald anweisungen geben, wohin er steuern soll...es ist erstaunlich, dass wir wieder ohne grundberührung drüber kommen!

 

wir ankern nochmal kurz in der bucht, aber dann setzen wir die segel und es geht westwärts...

 

wind: 90°

segel: Genua + Groß 100 % backbord

fahrt: 5-6 kn

 

10.00

wir ändern den kurs auf 233°

vorwindkurs butterfly Genua und Groß

windstärke 10 bis 15 knoten aus NO

fahrt ca. 5 knoten

position: 21° 34 N, 083° 17 W

 

...ein Barracuda beisst an und darf wieder ins wasser zurück...

 

12.40

ich habe entsetzliches kopfweh... nehme zwei aspirin (obwohl man die ja in tropengebieten nicht nehmen soll...wegen malariagefahr, der wirkstoff soll dann ungünstig sein) – aber sie helfen nicht viel... es hämmert dumpf weiter. Auch die homöopathie hilft diesmal nicht.

 

der wind ist angenehm, wir bleiben auf vorwindkurs... und versuchen uns für die nachtwache auszurasten...

 

LOG: 13.002 sm gesamt.

54 sm seit Cuba

 

23.32

ich stecke den kopf aus der luke... gleich ist wachablöse... bin mit den zeiten etwas durcheinander... in der Karibik gilt amerikanische zeit, in Mexiko ist eine stunde früher, in Belize noch eine stunde mehr früher... bei uns beginnt bald die sommerzeit... beim nächsten internet muss ich mir das wieder einstellen, je nachdem wo wir jetzt landen... in meinem schädel hämmert es noch immer...