Logbook 3

Transatlantik 

geschrieben von Cornelia.

 

 

14. jänner - die vorbereitung

 

 

im nordatlantik wütet ein neues teifdruckgebiet, das sich im laufe der tage sogar zum Hurricane hochstuft und so für flautenlöcher für die transatlantik-segler sorgt. normaler weise kennt man keine wirbelstürme um die zeit in den breiten. aber das klima ändert sich eben doch spürbar.

die tage, die nun mit zuwarten auf den rechten wind in Mindelo verbleiben nützen wir mit ausflügen nach Santo Antao, besorgungen und reparaturen lustigen segleraustausch im hafen, wo man auch wieder bekannte trifft und den vorboten des Carnevals, der uns auf großen straßenumzügen mittanzen lässt.

 

wir bunkern nach und nach das schiff voll... für 6 personen und 3 wochen ohne auffüllmöglichkeit wird schon einiges gebraucht! wir bunkern trotz wassermacher sicherheitshalber auch 50 flaschen wasser,  bier, wein, säfte, mehl zum brotbacken, reis, nudeln, linsen, bohnen, müsli, milch, butter, gewürze etc. und jede menge frisches gemüse und obst.

alles im boot logistisch zu verstauen ist immer eine herausforderung :) 

 

wir lernen die wissenschaftliche crew der James Cook kennen, die den Atlantischen Rücken vermisst auf der suche nach tektonischen verschiebungen... und die truppe aus England und Irland erweist sich als äußerst trinkfest :) ebenso eine kroatische herrencrew, die als männergesangsverein durchgehen würde ;-)

wir treffen auch wieder auf Simon und Fränzi, die einen platz auf einem schweizer catamaran in die Karibik gefunden haben. 

 

ein 19jähriger däne mit freundin auf einem kleinen segelbötchen unterwegs, muss wegen geldknappheit überlegen, ob er diesel oder lebensmittel kaufen soll... für ein leichtwettersegel reicht es auch nicht... aber es findet sich ein segler, der ihm ein altes segel überlässt, Harald hilft beim installieren und Gerhard von unserer crew spendet 100 Euro, was die jungen menschen vor glück beinahe weinen lässt...

 

 

 

 

 

15. jänner - der tag bevor

 

wir schauen in die wetterprognose. der Hurricane bringt noch immer alles durcheinander, aber in der kommenden nacht löst er sich endlich auf und die großwetterlage wird wieder normal. somit beschließen wir, morgen früh bei sonnenaufgang zu starten. wir besprechen die letzten schritte, erklären der crew nochmal alle sicherheits- und segelbelange an bord und gehen vor anker, um besser starten zu können. ein sprung ins wasser kühlt fein ab und wir machen den rest an bord hochseefest.

 

 

harald kocht...wir haben einen lauen abend im cockpit und die letzte nacht vor start bricht an...

 

rund 2000 seemeilen liegen vor uns... wir queren nicht nur den Atlantik sondern auch den Äquator, und haben damit keinen so leichten kurs wie die karibiksegler... wir werden versuchen, Recife anzulaufen und danach weiter nach Salvador da Bahia mit seinen wunderschönen tropischen stränden der Costa Verde zu segeln.

wir laden uns noch die gripfiles runter - unser kurs wird eher vorwind bis zum 30. längen- und 10. breitengrad gehen und dann müssen wir nahe am 30. längengrad entlang über den Äquator, um das brasilianische Cap umschiffen zu können... dort drehen die winde... und direkt am Äquator wird es die berüchtigte "Äquatortaufe" geben...

 

Poseidon sei uns hold!

 

Cathrine, Erik, Gerhard und Wolfgang, Conny und Harald.

16. 1. 16 - ABFAHRT

 

7.00

es ist soweit! der tag der abfahrt über den großen teich ist angebrochen. ich stehe auf um die morgenstimmung zu erleben...allein sitze ich an deck und beobachte die großen und kleinen schiffe im dämmerlicht. der morgen hat immer etwas friedliches... wie die überfahrt wohl werden wird?

 

nach und nach kommen alle aus der koje...

 

8.00

wir lichten den anker. 

mit 6,5 kn fahrt segeln wir mit der strömung aus dem hafen von Mindelo... das "Abenteuer Transatlantik" beginnt. natürlich melden sich sofort die dinge, die noch nicht gelöst sind: autopilot fällt aus und backbord-motor fällt kurz aus. aber Harald repariert alles geschwind, dann setzen wir Butterfly-Segel... der wind ist uns gut gesinnt und wir pflügen mit 8 knoten gegen süden...

 

log: 7504

wind: 14 kn aus Ost

kurs: 225°

 

14.00

nach einer weile stabilisiert sich der autopilot und funktioniert wieder. warum hier die elektronik spinnt, bleibt uns weiterhin schleierhaft.

wir haben guten vorwind und fahren zwischen 4 und 7 kn.

 

15.00

wir setzen den Spinnaker - schwieriger kurs mit welle und wenig wind...

 

17.30

wind geht auf 20 kn - wir wechseln wieder zu Butterfly-Besegelung und holen die Genua etwas ein...

7 kn fahrt mit 1. Reff im Groß und 70% Genua. der wind weht stetig aus NO mit 20 kn...

 

 

...die inseln der Cap Verden  verschwinden am horizont... wir hören noch eine stimme im funk... dann ist es ruhig. wir sind allein. 

17. jänner bis 30. jänner

 

Transatlantik - 14 Tage auf See

 

Der letzte Hafen liegt hinter uns. Vor uns der Ozean.

Wir wissen nicht, wie lange wir brauchen werden - man weiss es nie!

Wir rechnen mit 14 bis 20 Tagen und hoffen, keine großen Flautezonen am Äquator queren zu müssen und keine allzu schlimmen Winde auf der Südhalbkugel gegen uns zu haben. Wir müssen sowieso nehmen, was kommt. jetzt kann nicht mehr abgewartet oder ausgewichen werden. jetzt sind wir auf Kurs und was immer kommen mag, wir müssen damit umgehen.

 

Alle richten sich an Bord ein. Die Crew wird zur Wache eingeteilt. Da wir 5 Leute an Bord sind plus dem Captain, gibt es bequeme Nachschichten: 2 Stunden Dienst - 8 Stunden frei. Harald ist immer in Bereitschaft und übernimmt in haarigen Situationen.

We immer bei Langfahrten gibt es mehrere Phasen, die durchlebt werden: Euphorie des Starts - Eingewöhnung - Langeweile - Ungeduld - Akzeptanz - Genuss – und schließlich Bedauern, dass es doch vorüber ist. 

Ich konnte nicht umhin, als "Bordpsychologin" zu fungieren und das eine oder andere auszugleichen. Mit Crew ist es zwar einerseits immer lustiger, aber auch immer anstrengender als alleine. Doch die Gruppendynamik bleibt immer positiv. 

 

Falls jemand glaubt, dass man bei einer solchen Reise schreiben oder arbeiten kann, irrt sich! Nach drei Tagen ist man in einem Zustand des Wach-Schlaf-Ess-Rhythmus’, der sich jeden Tag verändert, da die Schichten rotieren. Der Körper ist gefordert, sich ununterbrochen anzupassen. Auch im gemeinsam-einsam sein muss jeder seinen Umgang finden.

Es ist nicht möglich, etwas ganz anderes geistig zu arbeiten. Man verarbeitet das Erlebte in der Jetztzeit. Mehr und mehr wird man zeitlos und entfernt sich von Zwängen und Erwartungen jenseits des Schiffes. Es zählt, was an Bord passiert.

Zur Entspannung lese ich... "Der Schwarm" von Frank Schätzing. Ein bemerkenswertes Buch, das mir eine zusätzliche Dimension der Reise eröffnet. 

 

Natürlich kommt es am Schiff da und dort zu Brüchen und Reparaturen. Und wieder gönnt uns Poseidon einige wunderbare Fische, die ich oft zu schön finde, um sie zu essen. 

Der Sternenhimmel während der Nachtwachen ist einfach umwerfend und wir alle reisen zu den einzelnen Sternen und lernen sie kennen. 

 

Nur wenige Frachter kommen vorbei... kein einziges Segelschiff... kein Fischer. Wir haben den Ozean bis zum Horizont weitgehend für uns alleine. Und endlich kann ich nach den doch anstrengenden Monaten unserer Reise mich selbst wiederfinden. Jede Seemeile durch das schwarzblaue, 5000 Meter tiefe Wasser bringt mich näher zu mir und ich begreife den Satz des Philosophen Keyserling, der meinte "eine Reise um die Welt bringt uns näher zu uns selbst". Nach und nach entdecke ich mich wieder. Zu keiner Zeit fühle ich mich dem Meer ausgeliefert oder darauf alleine, niemand bekommt "Lagerkoller" oder "Platzangst". Nur schwimmen bzw. nachziehen lassen wagt sich nicht jeder. (man hält sich an der ausgeklappten, flach im Wasser liegenden Badeleiter fest und lässt sich vom Boot ziehen... bis zu 3,5 Knoten Geschwindigkeit einfach herrlich!! Darüber kann man sich nicht mehr halten.) 

 

Unter sich eine so gewaltige Wassermasse zu wissen, die in sich ein eigenes Universum ist, beeindruckt. Wie wenig wir doch von ihr wissen! Schätzing schreibt so treffend: Wenn fremde Wesen auf unseren Planeten kämen und Kameras über unsere Städte oder Länder ausfahren würden, die nur ein paar Meter weit sehen könnten – und das bisschen, was sie da sehen als Maßstab für alles andere nehmen würden – das wäre dann das, was wir über den Ozean wissen!

 

So tut es mir immer mehr leid, die wenigen Bewohner, die uns begegnen - und sei es nur am Angelhaken - in die Pfanne zu hauen. Wir treffen immer wieder auf Delfine... sehen auf der Downvision ab und zu Fischbewegungen... aber im Großen und Ganzen bleibt uns der Ozean verborgen. Nur seine Oberfläche ist für uns sichtbar. Tausende Meilen weit. 

 

Umso tiefer ist unser Einblick in die andere Richtung: Das Weltall. Die Milchstraße. Sternbilder und unsere Planeten. Milliarden von Sternen leuchten jede Nacht über uns und zeigen uns die Tiefe des Universums.

 

 

 

für die segelinteressierten folgen hier die täglichen segeldetails. 

 

 

17. jänner

 

Etmal: 122 (seemeilen über grund)

Logge: 7654 (meilen durch wasser)

Wind: 15-17 kn

Fahrt: 5 kn

Segel: Groß, Genua und Fock

Kurs: 195°

 

wir machen mit der crew kleine übungen in seemannsknoten und takling. 

 

18. jänner

 

Etmal: 123

Logge: 7777

Wind: 9-15 

Fahrt: 3-4,5

Segel: Gennaker und Groß, nachts mit Genua, Fock und Groß

Position: 13.29 N, 27.07 W

 

wir treffen auf einen frachter namens Irvana aus Singapur, der nach Frankreich unterwegs ist und funken ihn an. „Can you tell me something about the weather for the next days?“

wir bekommen die info, dass der wind unsteht und drehend ist. kein konstanter Passat...

 

wir lernen der crew das funkalphabeth und machen buchstabierübungen:

 

hier ist foxtrott lima oscar romeo india mike echo lima lima ! 

charly oscar romeo november echo lima india alpha    sierra charly alpha lima alpha   speaking...

 

Harald und Gerhard zerlegen die neue angelrolle, die plötzlich blockiert und brüten stunden darüber, warum... setzen eine neue klampe am mast - weil beim einreffen immer eine zuwenig ist - und basteln einiges an bord. 

 

19. jänner

 

Etmal: 173!!

Logge 7928

Wind 20 

Fahrt: 5-7,5

Segel: Butterfly 

 

wir üben wieder das funkalphabeth...

die zweite angelrolle geht wieder in funktion, die alte schafft es nicht mehr und geht über bord.

wir nehmen stattdessen wieder die handrolle.... 

 

...und prompt beissen bei beiden angeln fische an! zwei goldmakrelen - eine kleine und ein wunderschönes großes männchen! Harald und Gerhard übernehmen die bergung und tötung der beiden herrlichen geschöpfe... das 1,25 meter große männchen wehrt sich mit enormer kraft und die beiden männer haben es nicht leicht... aber endlich ist es soweit und ein großer gelber fischkopf geht über bord *). wir verarbeiten die filets und machen Poisson Cru. Posseidon sei Dank!

 

wenig später beisst noch ein fisch an, den wir nicht kennen und auch in keinem buch finden... vielleicht eine Dorschart? jedenfalls mache ich köstliche fischsuppe - sein fleisch schmeckt wie das eines süßwasserfisches... Bouillabaisse... hmmmm lecker!

 

 

*) mit jedem fang tun mir diese wunderschönen wesen mehr leid und mir schmeckt der fisch immer weniger, obwohl er einzigartig gut ist... besonders die großen sollte man meiner meinung nach leben lassen... sie sind kraftvolle geschöpfe, die sich fortplanzen sollen... es werden ohnehin immer weniger...)

 

 

 

20. jänner

 

Etmal: 120

Logge: 8063

Wind: 8 - 15 aus NO

Fahrt: 4-5 kn

Segel: Blister (der leider beim einholen zerreisst - er ist aber schon alt und brüchig...)

Kurs: 170°

 

5.00

herrlicher sternenhimmel...halbwindkurs nach Süd. ich sehe das Kreuz des Südens direkt vor dem mast wie noch nie... völlig klar und frei am himmel stehen. wunderschön!

 

jeden tag ist ein crewmitglied zum küchendienst eingeteilt... kochen gelingt nur Harald, Gerhard und mir. Gerhard backt jeden tag frisches brot, manchmal kuchen - Harald bereitet meistens das abendessen und ich das mittagessen. noch haben wir frisches obst und gemüse in überfluss... aber bald wird sich das ändern....

 

wie groß die kräfte sind, die da am segel wirken, wird uns bewusst, als wieder mal ein schäkel bricht und ein block berstet..

 

die crew lernt ein wenig die kartenarbeit... das eintragen von standorten, das messen von distanzen, das kursdreieck zu verwenden und einiges mehr...

 

 

21. jänner

 

Etmal 120

Logge 8190

Wind 15 

Fahrt 5 

Segel Gennaker

 

die nächte sind ruhig, die crew ist guter dinge und hat sich eingewöhnt. Cathrine muss die  meiste zeit liegend und schlafend verbringen, weil ihr ständig mulmig ist. 

es wird von tag zu tag heisser und schwüler... Harald macht beim schlafen die seitenluke auf und bekommt prompt einen schwall meerwasser ins gesicht und ins bett! ...also frisch überziehen! denn salzwasser trocknet nicht auf see!

 

 

22. jänner  (7.tag)

 

Etmal: 127

Logge 8317

Wind: 10-15 NO

Fahrt 5

Segel Groß und Genua

 

das kochgas ist aus ... die zweite von drei flaschn wird angeschlossen.

 

 

der erste regen!!! :) wäscht salz und sand von bord... :))

 

 

23. jänner - halbzeit!

 

wir haben die halbe strecke zurückgelegt

 

Etmal: 105

Logge: 8438

 

... feedbackrunde mit der crew - alles soweit ok. 

Cathrine kämpft nach wie vor mit seekrankheit, macht aber brav ihre nachtdienste.

Erik hätte gern mehr „action“ gehabt, was wind und wetter betrifft, aber die anderen sind ganz froh, dass es nicht so ist..

Wolfgang hat sich selbst einen kleinen Cat gekauft und sammelt jetzt einiges an segelerfahrung...

Gerhard war schon mal einige zeit an bord und packt überall mit an, zur großen freude des captains.

 

ich initiiere eine „Halbzeit-Vollmond-Party“ - und gestalte den abend mit musik, essen und trinken... es wird ein lustiges beisammensein im cockpit bis mitternacht....

 

eine kleine möwe kommt in den windgenerator und landet mit gebrochenen flügeln im beiboot... :(((( wir übergeben sie dem meer... es ist das erste mal, dass das in 20 jahren passiert!

 

 

24. jänner

 

Etmal: 80

Logge 8560 

 

wir haben starke abdrifft und machen viel mehr distanz durchs wasser als über grund... der steuerbord stauraum ist voll wasser... kommt immer bei hohem wellengang durch den ruderschaft, der etwas spiel hat, herein... meine idee, eine permanente pilgepumpe zu installieren wird von Harald umgesetzt und Gerhard hilft dabei.

 

ein fischgeruch ist uns schon seit dem morgen ein rätsel... und endlich entdecken wir am sonnendach kleine tintenfische, die eine möwe ausgespieen hat... 

 

der Bb motor fällt immer wieder aus, er bekommt zuwenig diesel und Harald sucht weiter... wechselt filter... und entdeckt eine kaputte dichtung bei der filteranlage, was bestmöglich behoben wird.

 

der wind dreht... der NO-Passat ist zu ende und wir kommen in die unsteten drehenden winde des Äquatorialbereichs... wolken türmen sich ununterbrochen auf und vergehen wieder... 

 

wir erleben eine kurze flaute ...  der wind dreht weiter...  und kommt schlussendlich von vorne!

 

wir segeln hart am wind auf den Sao Paulo Felsen zu... (der nur in unseren papierkarten verzeichnet ist! - in der raymarine-digital-karte ist er nicht enthalten!!!

 

 

25. jänner - ÄQUATORTAUFE!

 

Etmal: 90

Logge 8672

Wind: 10-14

Fahrt: 5

Segel: Groß und Genua hart am wind 45°

 

der wind bleibt aus SO... offenbar schon ein SO-Passat schon oberhalb des Äquators?

schwell aus NO lässt uns seidenweich gegen SW segeln...

 

langsam neigen sich die frischen lebensmittel dem ende zu... auch die salami und der speck aus österreich... die crew hat anfänglich zuviel verbraucht... ich öffne heute die erste dose mit gemüse für ein Risibisi.

 

15.30

...grrrrrrrrrrrrrriiirrrr... ein Biss! es muss ein großer fisch sein! Gerhard und Harald holen ihn langsam ein... er kommt näher und näher... es ist ein riesiger Wahu! zweimal so groß wie die Goldmakrele! ...und er kämpft um sein leben... Gerhard versucht ihn näher zu bekommen, um ihn mit dem gaff (eisenhaken) zu erwischen... (mir tut das herz weh!) - und ... der haken reisst aus - just bevor er den gaff in die flanke bekommt! ...geschockt sucht er das weite ... und ich kann mir eine insgeheime freude nicht verkneiffen :) 

die beiden männer sind natürlich enttäuscht, hätten ihn noch länger an der schnur lassen müssen bis er müde wird...

 

21.00

...die angeln sind noch draußen! ...wir holen sie en... Erik die handrolle sehr langsam... und ähnlich wie bei Wolfgang letztens: „...ist da was dran? ...was hab ich denn da für ein ding dran?...“ hat doch tatsächlich ein Sandaal angebissen! wir schenken ihm die freiheit wieder...

 

22.00

wir sind knapp vor dem Äquator! die taufe wird vorbereitet....

 

23.00

ÄQUATORTAUFE!

...genau bei 00°00‘000“ erscheint Harald spontan als „Poseidon“ verkleidet (was eher an einen Ölscheich erinnert) und tauft uns mit Äquatorwasser, womit wir in den reigen der „Äquatorianer“ aufgenommen sind... das wird mit wein aus dem füllhorn besiegelt. und danach entzündet „Poseidon“ eine Fackel als zeichen für die Äquatorgötter...

dieses ereignis, unsere position, nationalität, namen und unsere reiseträume werden auf einem brief festgehalten und als flaschenpost aufgegeben...

 

Seid gegrüßt Äquatorianer!“

 

 

 

 

 

26. jänner

 

Etmal: 120

Logge: 8802 (130)

Wind: 16-19

Fahrt: 5-6

Segel: Groß + Genua hart am wind 50°

Kurs 182°

 

keine besonderen vorkommnisse.

 

 

27. jänner

 

Etmal 135

Looge 8934 (132)

Wind 17

Fahrt 5-6 kn

Segel Groß, Genua

 

 

12.30

Genuafall gerissen!! 

wir müssen das Segel aus dem rollstag ausfädeln und runterholen... 

mit der kleinen Fock geht es weiter.

mit einem provisorischen fall holen wir inzwischen die Genua wieder hoch, fixieren es und können nun wieder mit ihr weitersegeln. später müssen wir ein neues fall in den mast einziehen und installieren. 

 

wind nimmt zu... 19-24 kn

Fahrt 6-7 kn

1.Reff im Groß, 60% Genua

Kurs 200 ° Recife

 

19.00

brecher kommen über bord, Florimell ist ja auch voll beladen mit crew, proviant, wasser, diesel... über 1 tonne schwerer als sonst! bei nur 6 tonnen eigengewicht nicht wenig... daher machen wir weniger fahrt als sonst und müssen das rigg schonen.

 

plötzlich fliegt die handangelrolle durch die luft! ein biss! ich werfe mich auf sie und halte sie. jetzt beisst auch noch einer bei der zweiten angel an! Gerhard und Harald sind gleich zur stelle. uuuuuh! ein großer Mai-Mai hat auf der handrolle angebissen! es braucht beide männer, um ihn reinzubekommen... Erik muss die andere angel einholen... ein kleiner Wahu hängt dran. damit der Mai-Mai (den ich natürlich am liebsten wieder frei gelassen hätte) nicht zu sehr leidet, gießen wir schnaps in die kiemen... er ist sofort betäubt und kann so rasch erlöst werden... (ansonsten ist es ein harter kampf bis er tot ist, denn er hat unglaubliche kraft) diese Goldmakrelenmännchen ebenso wie die Marlins sind für mich die „Wildpferde des Meeres“... ihre Rückenflossen gleichen Mähnen, die sie aufstellen.

 

die crew freut sich jedenfalls über die delikatesse und so werden beide fische verarbeitet. Harald bratet sofort ein paar stücke raus und morgen gibt es fischsuppe mit ein paar „abfällen“ und die nächsten tage wieder herrlichen fisch in der pfanne. (nur ich esse diesmal keinen)

 

 

 

 

 

28. jänner

 

Etmal 150

Logge 9079

Wind 20 kn (Böen bis 32 kn)

Fahrt 5-6 

Segel Groß + Genua gerefft

 

wir haben jetzt guten wind westlich des 30. längengrades. Gerhard bäckt Brot, Buchteln und „Zelten“... das essen an bord ist von bester qualität :)

 

 

29. jänner

 

Etmal 130

Logge 9220

Wind drehend und böig 13 bis 25 kn

Fahrt 5-6

Segel Groß + Genua gerefft oder Fock

 

frische lebensmittel gehen zu ende, aber zu essen haben wir noch genug!

crew ist gut drauf... die letzte nacht auf see kommt auf uns zu.

je näher wir zur küste kommen, desto bewölkter und gewittriger wird es... der wind wechselt ununterbrochen in richtung und stärke. ich spiele irische lieder, um die crew bei laune zu halten.

 

 

die nacht macht uns zu schaffen! wir reffen an die 20 mal ein und aus! wechseln Genua gegen Fock und umgekehrt... immer wieder kommen böen über 30 kn herangefegt, blitze und donner, regen und hackige see... Südamerika heisst uns heftig willkommen!

 

 

 

 

30. jänner

 

letzter tag auf see!

am morgen schläft der wind ganz ein. überall wolken am horizont. wir nehmen kurz den motor zu hilfe und lassen Groß und Genua hart am wind stehen... 5 kn fahrt.

 

Gerhard macht mit den letzten zwei eiern palatschinken! :)

 

17.00

wir sind 4 sm vor Recife!

langsam tauchen wir aus der zeitlosigkeit des ozeans wieder in die zeitrechnung der zivilisation ein. die handies haben wieder empfang aber die crew will den augenblick der ankunft noch genießen. 

 

19.00 (17.00 ortszeit Recife)

wir passieren die hafeneinfahrt und Harald bläst das horn als freundenzeichen!

die lange einfahrt zu der marina zeigt uns bereits viel von der stadt... musik und das lachen vieler menschen begleitet uns... es ist Carneval!

 

in der marina selbst ist alles geschlossen.. wir suchen uns selbst einen platz und machen fest. niemand kommt. so haben wir ein ruhiges ankommen in einem neuen land... und brauchen einige stunden, um es bei einem guten wein und etwas essen im cockpit zu realisieren... wir sind tatsächlich in Südamerika gelandet!!!!!