Logbook 5

2000 Seemeilen Atlantik - von Süd nach Nord

geschrieben von Cornelia.

 ...diesmal von oben nach unten zu lesen ;-)

 

19. märz - Fortaleza

 

 

HAPPY BIRTHDAY! heute hat Harald geburtstag!

...während ihn die meisten auf 60 schätzen und selbst in dem alter viel älter als er aussehen... ist er - ja, kaum zu glauben... 70! gratuliere dir, lieber Harald, so fit will ich auch mit 70 sein!!

ich bereite ein frühstück, wie er es gerne hat: eierspeis mit zwiebel und gemüse, tomaten, salami, käse, toastbrot, frisch gepressten orangensaft und kaffee. 

 

danach legen wir rasch ab, was ziemlich tricky ist bei dem schwell und dem kaputten eisensteg, der immer hin und her donnert...

 

9.00

schon sind wir auf offener see und Fortaleza entschwindet wieder in der ferne. 

wieder hält uns der autopilot mit seinen ausfällen in atem und der neue mastrutscher geht beim großsegelsetzen nicht durch das mastschloss... das können wir ad hock bei wind und welle nicht lösen und da der wind ohnehin stärker wird, binden wir das zweite Reff ein, sodass der rutscher unterhalb des schlosses bleiben kann.

 

10.45

wir segeln 8,5 kn, Butterfly, 20-23 kn wind aus SO.

noch 120 sm bis Jericoacoara...

 

die letzte nacht in der marina konnten wir nicht besonders gut schlafen, ein clubbing nebenan hielt uns bis 5 uhr früh im wachschlaf... also wechseln wir uns jetzt ab im segeleinsatz, damit einer immer ruhen kann.

 

15.30

mehrere bohrtürme tauchen auf. eine gaspipeline verläuft am meeresboden laut seekarte... wir segeln noch immer Butterfly, ausgebaumt steht die Genua sogar bis 120 °,

ca. 8,5 sm von der küste entfernt.

 

19.00

wind dreht nach Ost und wir schiften die Genua um auf Raumen Wind an Backbord. 9 kn fahrt! 

viele fischer um uns herum! auch mit dem radar sind die kleinen boote bei dem starken wellengang kaum zu erkennen. Harald macht das sorgen, weil sie oft nicht beleuchtet sind und wir sie erst in letzter sekunde sehen... und das auch nur, wenn wir ständig nach vorne schauen... bleibt nur zu hoffen, dass sie uns sehen...

 

20.30

17 - 22 kn wind aus O, 6,5 bis 8,5 kn fahrt

 

 

20. märz

 

00.30

ich übernehme die wache. hab ein bisschen schlafen können... der zunehmende mond hilft mir bei der ausschau nach fischerbooten. 

 

1.30

es sind einige unterwegs , aber gottseidank nicht auf unserem kurs... an der küste sehe ich unzählige rotblinkende windgeneratoren... brasilien ist stromautark, mit wasser und wind.

 

3.00

wir segeln noch immer gut mit Butterfly-Segel entlang der küste. der wind bringt ab und zu verbrannten geruch mit... vermutlich noch von den bohrtürmen...

 

3.30

der mond ist im untergehen hinter einer fetten wolke verschwunden und ich sehe jetzt absolut nichts mehr... nur schwarzes nichts... immer wieder aufs neue gewöhnungsbedürftig.

 

4.00

Jupiter kommt hinter wolke hervor und schenkt mir einen schwachen schein am wasser... die wolken weichen noch mehr und ein herrlicher sternenhimmel tut sich auf...

 

5.00

noch finster. die Sonne geht erst in einer halben stunde auf. das Kreuz des Südens ist backbord querab zu sehen - wir segeln genau gegen Westen. bei sonnenaufgang werde ich Harald zur wachablöse wecken... dann heisst es, sich der küste und den sanddünen nähern...

 

12.00

anker ab! vor den dünen von Jericoacoara...angeblich einer der 10 schönsten strände der welt! der name ist indianisch und bedeutet „Da wo die Krokodile schlafen“. vermutlich gab es früher krokodile in den süßwasserseen zwischen den dünen...

wir haben hier auflandige see mit seichtem wasser - der graus für einen skipper der hier ankern soll. der anker grabt sich sofort in den matschigen sandgrund und hält wie die hölle... die starken surfwellen reissen extrem an der ankerkette und können, wenn es sehr dumm hergeht, den anker sogar aushebeln. also will Harald einen zweiten anker ausbringen, für den fall, dass wir einen tripp ins land machen sollten...

 

seit sich der CQR bzw. Pflugscharanker in Alicudi (Liparische Inseln) zwischen zwei steinen verbogen hat, verwenden wir den Bruce. als zweitanker kommt immer ein Danforth zum einsatz. jeder anker hat ca. 30 kilo. 

 

mit dem dinghy will Harald am bug den Danforth übernehmen... keine chance! die wellen sind so steil und hoch, dass es das kleine boot unkoordiniert auf und ab schleudert und Harald alle hände voll zu tun hat, nicht unter das boot zu kommen, um dort von den wellen gegen die brücke geschlagen zu werden.

also müssen wir mit dem großen boot nochmal ankern... 

wir holen vorsichtig die bereits ausgebrachte kette ein und fahren nach vor... lassen den Danforth ins wasser und fahren wieder retour während wir kette und zweitanker-tau rauslassen... rasch auf zug festgemacht. passt. das wäre geschafft. 

 

jetzt heisst es, das zweite problem zu meistern: die brandung!

mit einem beiboot bei steilen surfwellen (hier gibt es sogar einige wellensurfer!) anzulanden ist ein schwieriges und gefährliches unterfangen. aber wir haben keine wahl, wenn wir an land wollen... also los.

alles in einem wasserdichten seesack eingepackt und am dinghy mit karabiner befestigt. selber im bikini und badehose, düsen wir dem strand entgegen. schon sitzen wir auf einer welle auf und sie nimmt uns auf ihrem kamm mit... WOOOOOUUUUUIII! ein affentempo! Harald hält nur den motor bereit... und als die welle unter uns bricht, gibt er gas bevor die nächste über uns drüber kommen kann... rauf auf den sand...rausgesprungen und so schnell es geht auf den strand raufziehen... hau ruck! hau ruck! hau ruck! ... unser dinghy hat mit motor ca 120 kg! ... also kein leichtes unterfangen zu zweit.... aber wir kennen das schon und haben unsere technik, wie es doch geht. uff! geschafft. wir sind an land. 

 

es ist mittag und brütende hitze schlägt uns entgegen... die wüste geht bis zur küste und wir stehen am fuße der größten sanddüne am strand, der Duna do Pôr-do-Sol, 30 m hoch ist sie annähernd 500 jahre alt, wobei der wind jedes jahr 10 bis 20 meter verweht...

 

wir sehen uns den ort an... ein fancy village für surfer und touristen, viele bars und restaurants, shops und pousadas... von dem ursprünglichen fischerdorf ist nichts mehr zu sehen... der strand ist sehr flach und man kann kilometerweit entlang gehen, reiten, laufen oder mit dem buggy fahren... wir kennen das schon von Morro Branco.

 

14.30

die flut droht unser dinghy zu umspülen... also heisst es zurück zum boot. ich steige noch auf die große alte düne, schaue ins wüstenland, das sich dahinter erstreckt und rutsche am steilstück wieder hinunter... der sand ist brennheiss... oi oi oi oiiiii! schnell ins wasser.

 

die brandung ist bei flut noch um einiges stärker... oje, wie sollen wir da durchkommen?

hilft nix... augen zu und durch... Harald kennt das schon und gibt exakte anweisungen... nase vom dinghy immer in die welle halten. durchtauchen, wenn‘s sein muss... wir warten auf den rechten augenblick... aber er scheint nicht zu kommen... jede welle ist steil und groß... die surfer haben ihre freude daran! 

wir fassen uns ein herz und laufen mit dem dinghy ins tiefere wasser, wo wir uns gerade noch ins boot hineinziehen können... eine welle durch... ok... aber jetzt kommt eine größere... shit! nase in die welle halten... wir sind pitschnass... schnell hinein... Harald versucht, in windeseile den motor zu starten bevor die nächste kommt... es gelingt aber sie bricht über uns drüber... das boot ist voll mit wasser!! der motor schafft es aber gottseidank das gewicht trotzdem zu schieben und da wir leider keine kelle im boot haben, öffnet Harald den stöpsel und „fährt“ das wasser mit dem motor hinaus... es klappt und der großteil ist draußen. rasch wieder zu machen, bevor wir bei der Florimell ankommen... rauf aufs schiff, und das beiboot sammt restlichen wasser im kiel hochgezogen... die davits ächzen... jetzt schräg hängen lassen und stoppel auf - das wasser ergießt sich aus dem doppelten kiel ins meer, wo es hingehört.

 

wir wollen schleunigst weiterfahren, denn hier ist es nicht gut zu liegen... schon gar nicht über nacht. 27 knoten wind. die beiden anker - vorallem der Danforth haben sich felsenfest eingegraben. keine chance ihn so rauf zu bekommen. 

ich muss ans steuer und mit den motoren gegen den wind steuern... Harald holt die anker rauf... der Danforth kostet ihn die letzten kräfte... wir müssen mehrmals kurzstag vor und zurück fahren... die ankerwinsch und die klampen wie auch der stahlbeam knacken unter der tonnenschweren last, die an ihnen zieht... aber endlich bricht er aus und Harald holt ihn hoch... er stöhnt... das war schwerstarbeit.

 

nichts wie weg ins tiefe wasser... ich steuere in den wind, Harald hisst das Großsegel mit 1. Reff.  dreimal uff! - nach einer solchen erfahrung versteht man, warum es hier keine segler gibt... wenn man das alles nicht so schafft, kann es schäden geben... ja, sogar für das schiff gefährlich werden. man kann sich diese kräfte nicht vorstellen, wenn man es nicht einmal erlebt hat. 

 

...ich mache kaffee und kuchen. 

 

15.00

es geht weiter die küste hinauf... mal sehen, wo wir als nächstes stoppen können. die küste hier wird von seglern im normalfall gemieden... keine guten seekarten, ständig wechselnde untiefen, kriminalität in städten etc. aber hier ist nunmal eines der schönsten naturgebiete Brasiliens! 

 

kurs Raumer wind bis Halbwind... hinaus in tiefe gewässer...

 

16.00

25 kn wind, große welle, wir segeln entlang der 20 meter linie ca. 17 seemeilen von der küste entfernt. der autopilot fällt erneut aus... er ist mit dem ruderdruck der starken wellen überfordert und knackt auch jedesmal, wenn eine große welle kommt...

wir fahren 9,5 kn... und geben das 2. Reff ins Groß, um das ruder zu entlasten. wieder hängt der neue mastrutscher...bei nächster gelegenheit muss Harald ihn abschleifen... spritzwasser geht über deck...

jetzt segelt Flori ausgewogener mit einem knoten weniger und der autopilot tut sich auch leichter. 

 

18.00

die Sonne ist untergegangen und wir halten ausschau nach booten... 3 unbeleuchtete fischer mit segel kreuzen unseren kurs!! wir schalten das Salinglicht zu, damit sie uns besser sehen...

 

19.00

sind in 30 m wassertiefe angelangt... und haben 30 sm in 4 stunden zurück gelegt! immer noch große wellen von der seite - unguter kurs! 

 

19.30

wetterleuchten an der küste... vor uns füllt sich der himmel mit wolken... ich richte das regenzeug her... 20 - 25 kn wind...

 

20.00

versuche zu schlafen, was bei der welle schlecht gelingt... erst gegen mitternacht wird der kurs besser...

 

 

 

21. märz

 

frühlingsbeginn in Europa, herbstbeginn hier auf der südlichen hemisphäre!

 

1.30

Harald holt mich aus der koje, wachablöse. es ist alles wieder auf Vorwindkurs umgebaut und wir segeln ruhig dahin mit 4,5 - 6 kn.

 

5.00

der himmel beginnt sich im Osten kaum wahrnehmbar heller zu färben. die nachtwache war problemlos ohne zwischenfälle. 

 

6.00

sonnenaufgang. der wind dreht zur küste und bringt uns mit derselben segelstellung genau dorthin wo wir hin wollten... in das drittgrößte flussdelta Brasiliens, manche sagen sogar der welt, in den Rio Barro Duro...

 

7.00 

die müdigkeit kommt und Harald zerknittert aus der koje und löst mich ab...

 

9.00

H:

gewitter querab über der küste, wir haben 7 sm seewärts noch freien himmel. noch 10 sm bis Tutoia, das bei den ganz großen sanddünen liegt...

 

13.00

das flussdelta vor uns... wir wollen in den fluß einfahren... auf dem kartenplotter sind tiefenangaben vermessen...wir folgen diesen... aber die brandungswellen werden immer brauner und steiler... nur noch 1,9 m unterm kiel ! nur noch 0,9!!! SHIT! die karte stimmt nicht! wir holen das segel runter um wendiger zu sein und fahren mit den motoren weiter...

„Pass auf!“ ruft Harald und ich schaue nach vorn uns sehe eine wellenwand auf uns zukommen... ich ducke mich - sie rollt über das boot drüber... und hinterlässt weisse gischt im aufgewirbelten wasser... wow! ich bin beeindruckt.

sofort umkehren! so schön können dünen gar nicht sein... Flori surft auf den wellen wieder ins tiefere wasser... wir sehen einen fischer, der die ganze zeit hin und herfährt mit seinem schleppnetz... Harald nimmt kurs auf ihn um ihn zu fragen, wo es hier ins delta geht... es gibt keine seezeichen... der fischer jedoch holt die netze ein und fährt uns davon... wir begreifen - er fährt uns voraus! er zeigt uns den weg! welch ein glück! 

 

folgsam fahren wir ihm nach... endlos durch das mächtige delta... die vermessungen auf der karte sind komplett falsch. nicht mal das land ist korrekt! geschweige denn, die tiefenangaben! wir umschiffen mit unserem fischerguide alle untiefen und wundern uns über die tiefe fahrschneise bis ins hinterland, wo es keinen auflandigen gefährlichen wind mehr gibt... ein perfektes „hurricane-hole“ - ein windgeschützter fischerhafen auf der rückseite des ortes Tutoia! wo laut karte schon nichts mehr befahrbar sei...stehen große fischerboote... soviel zu den karten von Navionics. 

 

als wir zum hafen kommen, laufen die menschen zusammen und schauen...rufen, winken! wir sind eine kleine sensation...es wird kaum einen segler gegeben haben, der sich hierher gewagt hat! dem fischer, der uns hergeführt hat, werfen wir zwei bierdosen als dankeschön zu... dazu fährt Harald gefährlich nah an die boote ran und musste vollgas geben, um nicht von der strömung an die heck-eisenschere eines fischerboots gedrückt zu werden... die fischer lachen, staunen, halten den daumen in die luft und heissen uns willkommen.

obwohl sie gerne hätten, dass wir bei ihnen festmachen, ankern wir ein stück entfernt mitten im fluss. es ist für uns sicherer. 2 stunden hat die einfahrt gedauert!

wir versorgen das boot und machen uns bereit für den landgang.

 

 

13.30

mit dem dinghy geht es zum steg und Harald nimmt gleich kontakt mit einem einheimischen auf, der uns beobachtet.. er fragt dies und das und wir erfahren wo man was einkaufen und besorgen kann. er trägt ein plastiksackerl (!) mit fischstücken bei sich... es ist Hai, erklärt er. 

 

wir gehen in das dorf...mittagspause. daher ist es ruhig und viele geschäfte sind geschlossen. bei einer neuen, sehr schönen pousada fragen wir nach, ob man von hier aus ausflüge nach Lencois Maharenses machen könne... leider nein. Tutoia ist kaum touristisch... nur am meeresstrand gibt es buggytouren etc. in die nächste dünenlandschaft... wir müssten mit dem bus 70 km nach Barreirinhas und dort gibt es alle angebote zu dem naturwunder der riesigen weissen dünenlandschaft. hm. zu dumm.

wir fragen, ob man bei Atins ankern könne... das ist der ort direkt am nationalpark... sogleich zückt der hilfsbereite besitzer sein handy und ruft da und dort an um das zu erfahren.... ein freund übersetzt uns ins englische. JA! man kann! (juchu!) aber man braucht auch dort - wie hier - einen fischer als guide zum ankerplatz in den fluss hinein. 

super! das lässt sich machen!

 

die beiden Tutojaner erzählen uns alles mögliche und freuen sich offenbar, helfen zu können. als sie erfahren, dass wir mit dem boot hier sind, sind sie vollkommen begeistert! sie warnen uns aber auch, dass wir es in der nacht nicht alleine lassen sollen und bieten uns an, falls wir das brauchen, einen wächter zu organisieren. der englischsprechende bursche strahlt, als wir ihm anbieten, auf ein bier mit aufs boot zu kommen... und ist früher am steg als wir ;-)

 

es ist ähnlich wie in Banjul damals mit Isi, der ebenso vollkommen außer sich war, auf so ein boot zu dürfen! 

Rodrigo, so ist der name unseres neuen freundes, klettert an bord und macht mit seinem handy in jeder ecke ein selfie, um es seinen studienkollegen zeigen zu können. er studiert englisch, sagt er... aber es ist schlimm... die professoren sprechen alles falsch aus. so sagen sie zum beispiel statt „girl“ - „ga“... usw. 

wir plaudern ein wenig und er erzählt uns von land und leute... 60.000 einwohner hat Tutoja... der fluss geht noch weiter hinauf zu kleinen ansiedelungen, aber es wird zu eng für unser boot. in ca 2 km kommt man mit dem fluss auch zu größeren sanddünen... und wir überlegen mit dem dinghy morgen einen ausflug dorthin zu machen. 

 

wir vereinbaren noch, uns um 18 uhr in der stadt zu treffen, um gemeinsam essen zu gehen... als Harald ihn zurück zum steg bringt, fährt er danach noch zu den fischern hin, die gerade fisch ausladen. --- und kommt natürlich mit einem geschenkten fisch zurück. „sie wollten mir 4 geben! aber ich hab ihnen gesagt, too much und nur einen dankend angenommen.“  es ist ein „Seca“... zwei mal essen.

 

 

22. märz

 

regen, regen, regen.... nein, es schüttet wieder wie aus kübeln!

der ideale tag, um das logbuch nachzuschreiben. doch leider ist das netz hier eine katastrophe... ein update ist nicht möglich.

 

Harald repariert notdürftig das mastschloss und begibt sich selbst auch mal vor seinen computer, um einen text über die gefahren auf segelreisen zu beginnen.

 

16.00

als der regen aufhört, fahren wir mit dem dinghy tiefer in den fluss hinein, zu den großen sanddünen (die übrigens viel mächtiger sind als die bei Jericoacoara)... wunderschön ziehen sie sich entlang der küste bis ins meer hinein, wo sie in gefährlichen untiefen auslaufen und unterwasserdünen bilden...

wir können nicht lange bleiben, da wir noch bei hochwasser zurück müssen... am ufer treffen wir einen fischer, der seine räusen kontrolliert... wir plaudern wir ein wenig... er sieht sehr indianisch aus...

zwischen mangroven entdecken wir ein grab...

 

18.00

es geht nochmal an land zum letzten einkauf, um unsere restlichen Rials loszuwerden... wir werden nur noch einmal in Atins versuchen zu stoppen...falls es leicht geht.

 

Rodrigo, unser englisch sprechender freund, wartet schon am steg...er will essen gehen, plaudern und fotos austauschen... Harald will nicht. nach einer einkaufstour verabschieden wir uns und ich verspreche ihm, ihn auf facebook zu posten...

 

ich gehe zurück zum boot - Harald ist verschwunden. ich setze mich ins dinghy und warte... nach einer weile taucht er auf... er wollte mir eine freude machen und hat schrimps besorgt ;-)

 

doch als wir sie in der pfanne braten und kosten... sind sie ungenießbar. sie sind steinhart und komplett salzig. offenbar waren sie in salzlake eingelegt... also landen sie anstatt in unseren mägen doch wieder im fluss, wo sie hergekommen sind. 

 

20.30

es geht früh in die koje, denn morgen geht es bei sonnenaufgang weiter...bei auslaufendem hochwasser.

 

wir wollen ev. bei Atins oder Lencois stoppen und dann geht es an die Überfahrt nach Tobago... die von den Seemeilen her einer Atlantikquerung gleicht, jedoch an der auflandigen Küste und mit der neuerlichen Äquatorquerung weit schwieriger zu segeln sein wird... wir werden sehen, was uns erwartet...

 

 

22. märz

 

6.00

tagwache!

motor starten - anker hoch und ab die post. gefrühstückt wird unterwegs. fischer begleiten uns mit ihren blicken...

wir kommen gut bis zur mündung - dann verlässt Harald die orientierung - er findet den durchgang durch die flussbare nicht mehr... gottseidank hatte ich ein foto vom kartenplotter gemacht, wo genau wir „über land“ fuhren - und so kommen wir ohne fremde fischerhilfe aufs meer hinaus... wieder einmal: uff! geschafft! 

 

8.00

wir setzen die segel... wind aus NO, 10 knoten - Groß + Genua Backbord Raumer Wind, 6 knoten fahrt. 

 

9.00

Raumer Wind aus NO, 10 kn, Groß und Genua, 6 kn fahrt.

 

wir nähern uns Atins und vergleichen Google Earth mit Plotterkarte... völlig anders. Google zeigt mehr als der Plotter, der ja letztes mal komplett daneben lag. 

Von Ost ist ein nähern unmöglich, schon in 12 meter tiefe haben wir mit brechern zu kämpfen... wir müssten das gesamte delta großräumig umschiffen, die sandbank, die der fluss erzeugt ist 5 sm breit und 7 sm lang! die dimensionen hier an der nordbrasilianischen küste sind enorm! 

 

jetzt kommt auch noch gewitter auf... kein fischer weit und breit, der uns den weg zeigen könnte... ohne sicht ist es zu gefährlich, es auf eigene faust zu versuchen. der wind geht auf 22 kn rauf... die wellen werden hochgepeitscht und knallen schon unangenehm gegen Flori‘s rumpf. es hat keinen sinn, sich in gefahr zu begeben... Harald dreht ab... wir nehmen kurs auf die insel Lencois, 150 sm entfernt. 

 

15.30

wir sind an der 20 m linie und haben noch immer rollende see mit kurzen steilen wellen, die uns durchbeuteln. wir fahren so hart am wind, wie wir können, um von der küste wegzukommen und in ruhigere, tiefere gewässer vorzudringen...

der wind nimmt zu, wolkenfront vor uns... wir binden das 2. Reff ins Groß.

 

17.30

wir kommen auf 35 meter tiefe... immer noch hohe wellen, die teilweise über deck gehen... nasses segeln.

 

17.50

heute ist vollmond! da ist das wetter immer unberechenbar. die sonne geht unter und der mond kommt groß, voll und orange über den horizont... 

 

18.00

8 - 9 kn fahrt, 2. Reff im Groß und gereffte Genua.

ich beginne zu kochen... fisch mit curry und frischer ananas. mmmmh! das schmeckt ;-) wir essen im cockpit und haben das glück, dass keine welle in unser essen schwappt...

 

beim abwasch in der kombüse höre ich Harald‘s schnelle schritte richtung bug - kein gutes zeichen. und ich hör schon sein „Nein! ...Conny!“ - und stecke den kopf aus der luke - „ein Stag ist gebrochen! der Mast!!!“ du liebe güte - alptraum eines seglers... das Rüsteisen ist gebrochen, an dem die Oberwant befestigt ist, die den mast seitlich hält... wie aus einer ahnung heraus hatte Harald zuvor einen zusatzstag an Steuerbord ausgebracht, um die anderen Stage etwas zu entlasten!

in windeseile lassen wir den Großbaum raus und verkleinern die genua auf „taschentuchgröße“ um möglichst viel druck rauszunehmen und trotzdem manövrierfähig zu bleiben. Harald befestigt mit tauwerk den losen Stag provisorisch an deck und bringt zwei weitere Fallen (taue für zusatzsegel, die durch den Mast laufen) als zusatzstage aus. welch ein glück, dass wir soviele haben! wir segeln sanft mit offenem Groß und kleiner Genua weiter. 5 - 6 kn fahrt.

Uff! ok. das schlimmste ist abgewendet. aber was jetzt tun? 

 

die „ersatzstage“ sind natürlich nicht effizient und der mast so nicht gut ausbalanciert. 

(es erübrigt sich, anzumerken, dass der autopilot bei diesen manövern wieder ständig ausfällt.)

 

wir überlegen, ob wir doch Sao Louis anlaufen sollen, wir sind direkt vor dem flussdelta der großstadt und es sind „nur“ 70 sm dorthin. das würde bedeuten: 6 meter tide, schwierige ansteuerung, gefährliche strömungen für kleine boote und äußerst kriminell...

oder ob wir weitersegeln bis Französisch Guyana - was Harald am liebsten wäre. Cayenne ist allerdings noch über 700 sm entfernt. (ca. 6 tage fahrt)

 

oder die insel Lencois, in der ruhigen ankerbucht (die allerdings auch nicht einfach zu erreichen ist und durch seichte gewässer führt) könnten wir es auch versuchen, es ohne ersatzteile zu reparieren.

 

20.15

Harald überlegt, wie er den mast bis dahin besser ausbalancieren könnte und hat die idee, 

ihn mit rollblock, schekel und tau an der seitenklampe an deck zu spannen und mit einer schot zur heckklampe umzuleiten und dort mit der winsch festzuzurren. weiters, mit einem dünnen tau am mastfuss befestigt, mehr nach innen zu holen, sodass er annähernd am alten platz verläuft. 

gesagt getan. das sieht schon besser aus! kreativität ist das A und O zum überleben. 

 

21.15

immer noch große wellen, die seitlich unter uns durchrollen und hart gegen die rümpfe schlagen... der kurs ist nun besser, denn der starke gezeitenstrom, der durch das riesige Flussdelta des Rio Mearim bei Sao Louis verstärkt wird... die Ebbe zieht uns mit 2 kn aufs meer hinaus, was uns sehr recht ist. 

 

22.00

ich gehe in die koje... aber schlafen ist kaum möglich... 

 

 

23. märz

 

6.00

tagwache!

motor starten - anker hoch und ab die post. gefrühstückt wird unterwegs. fischer begleiten uns mit ihren blicken...

wir kommen gut bis zur mündung - dann verlässt Harald die orientierung - er findet den durchgang durch die flussbare nicht mehr... gottseidank hatte ich ein foto vom kartenplotter gemacht, wo genau wir „über land“ fuhren - und so kommen wir ohne fremde fischerhilfe aufs meer hinaus... wieder einmal: uff! geschafft! 

 

8.00

wir setzen die segel... wind aus NO, 10 knoten - Groß + Genua Backbord Raumer Wind, 6 knoten fahrt. 

 

9.00

Raumer Wind aus NO, 10 kn, Groß und Genua, 6 kn fahrt.

 

wir nähern uns Atins und vergleichen Google Earth mit Plotterkarte... völlig anders. Google zeigt mehr als der Plotter, der ja letztes mal komplett daneben lag. 

Von Ost ist ein nähern unmöglich, schon in 12 meter tiefe haben wir mit brechern zu kämpfen... wir müssten das gesamte delta großräumig umschiffen, die sandbank, die der fluss erzeugt ist 5 sm breit und 7 sm lang! die dimensionen hier an der nordbrasilianischen küste sind enorm! 

 

jetzt kommt auch noch gewitter auf... kein fischer weit und breit, der uns den weg zeigen könnte... ohne sicht ist es zu gefährlich, es auf eigene faust zu versuchen. der wind geht auf 22 kn rauf... die wellen werden hochgepeitscht und knallen schon unangenehm gegen Flori‘s rumpf. es hat keinen sinn, sich in gefahr zu begeben... Harald dreht ab... wir nehmen kurs auf die insel Lencois, 150 sm entfernt. 

 

15.30

wir sind an der 20 m linie und haben noch immer rollende see mit kurzen steilen wellen, die uns durchbeuteln. wir fahren so hart am wind, wie wir können, um von der küste wegzukommen und in ruhigere, tiefere gewässer vorzudringen...

der wind nimmt zu, wolkenfront vor uns... wir binden das 2. Reff ins Groß.

 

17.30

wir kommen auf 35 meter tiefe... immer noch hohe wellen, die teilweise über deck gehen... nasses segeln.

 

17.50

heute ist vollmond! da ist das wetter immer unberechenbar. die sonne geht unter und der mond kommt groß, voll und orange über den horizont... 

 

18.00

8 - 9 kn fahrt, 2. Reff im Groß und gereffte Genua.

ich beginne zu kochen... fisch mit curry und frischer ananas. mmmmh! das schmeckt ;-) wir essen im cockpit und haben das glück, dass keine welle in unser essen schwappt...

 

beim abwasch in der kombüse höre ich Harald‘s schnelle schritte richtung bug - kein gutes zeichen. und ich hör schon sein „Nein! ...Conny!“ - und stecke den kopf aus der luke - „ein Stag ist gebrochen! der Mast!!!“ du liebe güte - alptraum eines seglers... das Rüsteisen ist gebrochen, an dem die Oberwant befestigt ist, die den mast seitlich hält... wie aus einer ahnung heraus hatte Harald zuvor einen zusatzstag an Steuerbord ausgebracht, um die anderen Stage etwas zu entlasten!

in windeseile lassen wir den Großbaum raus und verkleinern die genua auf „taschentuchgröße“ um möglichst viel druck rauszunehmen und trotzdem manövrierfähig zu bleiben. Harald befestigt mit tauwerk den losen Stag provisorisch an deck und bringt zwei weitere Fallen (taue für zusatzsegel, die durch den Mast laufen) als zusatzstage aus. welch ein glück, dass wir soviele haben! wir segeln sanft mit offenem Groß und kleiner Genua weiter. 5 - 6 kn fahrt.

Uff! ok. das schlimmste ist abgewendet. aber was jetzt tun? 

 

die „ersatzstage“ sind natürlich nicht effizient und der mast so nicht gut ausbalanciert. 

(es erübrigt sich, anzumerken, dass der autopilot bei diesen manövern wieder ständig ausfällt.)

 

wir überlegen, ob wir doch Sao Louis anlaufen sollen, wir sind direkt vor dem flussdelta der großstadt und es sind „nur“ 70 sm dorthin. das würde bedeuten: 6 meter tide, schwierige ansteuerung, gefährliche strömungen für kleine boote und äußerst kriminell...

oder ob wir weitersegeln bis Französisch Guyana - was Harald am liebsten wäre. Cayenne ist allerdings noch über 700 sm entfernt. (ca. 6 tage fahrt)

 

oder die insel Lencois, in der ruhigen ankerbucht (die allerdings auch nicht einfach zu erreichen ist und durch seichte gewässer führt) könnten wir es auch versuchen, es ohne ersatzteile zu reparieren.

 

20.15

Harald überlegt, wie er den mast bis dahin besser ausbalancieren könnte und hat die idee, 

ihn mit rollblock, schekel und tau an der seitenklampe an deck zu spannen und mit einer schot zur heckklampe umzuleiten und dort mit der winsch festzuzurren. weiters, mit einem dünnen tau am mastfuss befestigt, mehr nach innen zu holen, sodass er annähernd am alten platz verläuft. 

gesagt getan. das sieht schon besser aus! kreativität ist das A und O zum überleben. 

 

21.15

immer noch große wellen, die seitlich unter uns durchrollen und hart gegen die rümpfe schlagen... der kurs ist nun besser, denn der starke gezeitenstrom, der durch das riesige Flussdelta des Rio Mearim bei Sao Louis verstärkt wird... die Ebbe zieht uns mit 2 kn aufs meer hinaus, was uns sehr recht ist. 

 

22.00

ich gehe in die koje... aber schlafen ist kaum möglich... 

 

 

24. märz

 

4.15

seit 1.00 dienst. der vollmond leuchtet hell vom himmel... kein boot weit und breit zu sehen... Sao Louis querab... jetzt ist starke strömung in den fluss hinein... Flut. 

wind permanent um die 20 kn, wir machen mit kleiner schonbesegelung 6 kn fahrt mit Halben Wind. die stage halten. 

 

5.10

... die ansteuerungsbojen für den hafen tauchen mit grünem und rotem blinklicht auf... ein großer frachter steuerbord am horizont nimmt kurs darauf...

 

5.40

ein himmelslicht löst das andere ab... derzeit sind beide zu sehen. die sonne geht auf und der vollmond ist auch am himmel... der frachter kreuzt unseren kurs...

 

6.00

wunderschöner sonnenaufgang! der volle mond steht noch lange gegenüber. .. er wird blasser und blasser... muss weichen... die sonnenkraft beherrscht die szene...

 

10.20

nach 3 stunden halbschlaf kletter ich wieder aus der koje...wir werden es nicht vor einbruch der dunkelheit nach Lencois schaffen...

Harald lässt es keine ruhe und er überlegt, ob und wie er den stag selbst dauerhaft reparieren kann... wir haben Rüsteisen an bord, auch eine Flex... er holt sich alles zusammen... und sofort verwandelt sich der salon in eine werkstatt. 

wind und welle sind schwächer geworden, sodass ein arbeiten an bord möglich geworden ist.

 

11.30

wir schrauben die verkleidungen ab, suchen ein Rüsteisen, das passt und Harald flext das gebrochene eisen an deck ab. es gelingt, einen schlitz in das stahl zu schneiden, durch das die neuen rüsteisen passen... 

 

12.00

Etmal: 110

Logge 9476

 

14.00

wieder geschafft! mit einigen anpassungen ist der stag wie neu! besser als zuvor, ist er jetzt nicht mehr einer schweißnaht ausgeliefert sondern mittels 3 bolzenschrauben mit den inneren rüsteisen verbunden.

Harald ist glücklich und zufrieden... Lencois brauchen wir jetzt nicht mehr anzusteuern... und so heisst es:

Neuer Kurs: Französisch Guyana - die Teufelsinsel! wo Papillon eine flucht aus dem legendären gefängnis gelang. noch 600 seemeilen entfernt. 

 

17.30

wir tauschen Genua gegen Fock ... und wieder retour.... es geht doch mit Genua besser, da der wind wieder nach hinten dreht. die fock ist nur Hart am Wind besser. Harald verbringt die segeltage mit ständigem optimieren und segel einstellen, um das boot bestmöglich durch wind und wellen zu navigieren... bei Am-Wind-kursen bleibt das schiff bei festgestelltem ruder dadurch auch lange ohne autopiloten auf kurs.

 

mir fällt auf, dass kaum ein vogel zu sehen ist, im gegensatz zu anderen küsten...fische haben bisher auch nie angebissen... offenbar sind die nahen küstengewässer Brasiliens auch schon ziemlich leergefischt.

 

19.00

der mond erscheint riesig und dunkelorange am östlichen horizont,..

 

 

25. märz

 

01.00

ich übernehme die nachtwache nach 4,5 stunden schlaf... wir fahren 328° NNW, zwischen 60° und 90° Am Wind, 5 - 6 knoten fahrt.

 

2.30

regenwolken kommen auf uns zu... wir sind 40‘ S vom Äquator entfernt... das gigantische Amazonasdelta vor uns mit seinen enormen ausmaßen und wetterscheiden... wenig wind derzeit, 4-5 kn fahrt.

 

3.00

kurzes intermezzo mit einer regenwalze... 23 knoten.

 

4.00

wind dreht vor und rück, wird schwächer und stärker... der gegenstrom der gezeiten lässt uns schwer voran kommen. 4 - 5 kn durchs wasser, 3 - 4 knoten über grund.

 

5.00

immer wieder regenwolken... wind dreht abwechselnd nach Ost und wieder zurück auf NO, 8 -11 kn.  ich stelle die segel immer wieder von Raumen Wind - bis Halbwind um auf Am Wind... 

 

5.45

...ein flammenmeer lässt die sonne aufgehen...regen voraus.

 

7.00

ich wecke Harald auf... er hat endlich mal gut geschlafen...und wir lösen uns ab. wir sind bei der 50 meter tiefenlinie angekommen und behalten kurs bei bis zur 200 m linie, in der hoffnung dass dort wind und strömung günstiger sind...

 

10.00

H:

die Genuarolle ist aus dem gehäuse gerutscht... zu viel zug am Fall... ich drücke sie wieder zurück hinein 

 

11.00

noch 15 sm bis zum Äquator... 

 

12.00

Etmal: 160

 

12.15

...erneute Äquatorüberquerung! von S nach N - aber 1000 seemeilen weiter westlich. Prost Neptun! Harald gibt ihm wieder einen schluck ins meer... der Nordatlantik hat uns wieder! 

...die Äquatortaufe sollte jedoch ganz anders verlaufen als das letzte mal...

 

14.30

regenwolken voraus und seewärts verschaffen uns einige böen mit 24 bis 26 knoten... im bereich des Amazonas-Deltas spielt sich wohl einiges wettermäßig ab...

inmitten der regenböen und segelarbeiten beisst ein fisch an! ...und ist auch gleich wieder weg... bei 8 kn speed... es war ein großer - und es geschah genau das, was wir wollten - bei allzu großen fischen bog sich der haken auf und brach... der fisch ist frei ohne handicap ;-)

wir reffen die segel noch mehr, denn es zeichnen sich einige gewaltige regenwalzen am horizont ab...

 

die strecke Fortaleza bis Französisch Guyana ist von der distanz her die halbe Atlantiküberquerung. und bis Trinidad, mit ca. 2000 seemeilen, die ganze! nur, dass diese küstenstrecken nach Norden über den Äquator mit drehenden winden schwieriger zu segeln sind, vorallem, wenn man so nahe an der küste ist und sich erst mühsam von strömungen und küstenwinden befreien muss... zu zweit an bord gibt es wenig schlaf. 

 

15.15

Delfine! und Fliegende Fische! ...endlich kommen wir wieder in fischreichere gewässer! 

große wellendünen kommen vom Nordatlantik runter und Flori hebt sich jedesmal den berg hinauf, um dann hinabzusurfen und mit dem Steuerbord-Bug kurz einzutauchen... es spritzt jedesmal über das fordere deck... trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, nach vorne zu turnen und die Delfine zu begrüßen...

 

16.00

immer noch ziehen uns 2 knoten gezeitenstrom zum land hin (Flut). tapfer arbeitet sich Flori mit 6 - 7 knoten durch die wellen... 80 sm von küste entfernt, in 65 m tiefe...

die Delfine ziehen immer wieder runden um unser boot und jagen fische... ein regenbogen ist zu sehen :)

 

17.20

plötzlich eine 33 kn böe aus dem nichts... eine helle regenwolke... das wetter hält uns auf trapp. zwischen den böen ist wenig wind... also segel reffen - ausreffen - reffen - ausreffen...

 

18.30

offenbar sind wir in einem äquatorialen tiefdruckgebiet gelandet. permanent regen und 25 - 30 kn wind aus NO. wir werden tatsächlich reichlich von oben „getauft“.

 

während Harald am steuer steht und 35 kn böen trotzt, koche ich currywurst für ihn und Brokkoli für mich... allzuviel genuß ist bei dem wetter nicht möglich...aber es schmeckt.

 

täglich sortiere ich unsere lebensmittel, denn bei der hohen luftfeuchtigkeit (90%) und den heissen temperaturen fängt so ziemlich alles bald zu schimmeln an... trockenbrot innerhalb von zwei tagen in der verpackung, paradeiser, sogar erdäpfel... 

 

19.30

der himmel klärt auf! juchu sterne! wir warten auf den mond um die wolken am horizont besser sehen zu können... es wird ruhiger...

das einzige gewitter, das ich jetzt sehe, sind die Planktonblitze im wasser rund um unser schiff... wunderschön...

 

 

26. märz

 

2.30

... mein schlaf war kurz und nicht tief als ich ins cockpit komme... vor uns eine dunkle walze! ...sie zieht vor uns vorbei und wir schlüpfen durch ein loch zwischen ihr und der nächsten ziemlich massiven, die hinter uns zumacht... nur wenig abgekriegt. 

 

5 minuten später! - zu früh gefreut! der wind dreht und die megawalze kommt jetzt von achterlich zurück und holt uns ein... 33 kn! binnen kürzester zeit bin ich komplett durchnässt... ich hab leider kein ölzeug in meiner größe bekommen bisher... nur trainingshose und segeljacke... Harald ist auch schon da... zieht sich wieder ölzeug an und schickt mich ins innere trockenlegen...

 

3,00

das Amazonasbecken wird uns mit seinen stürmen in erinnerung bleiben - von wegen: flaute am Äquator!

gottseidank ist der stag wieder voll belastbar!

 

4.40

immer wieder ziehen regenwalzen über uns hinweg... wir sitzen dazwischen bei 28 kn wind im cockpit - Harald draußen, ich drinnen - und unterhalten uns einsilbig durch die türe...bangen und hoffen, dass es bald vorüber sein möge und ein schlafen möglich wird...

 

7.00

unverändert. großes tiefdruckgebiet...

 

8.45

müde. der regen hat aufgehört. Harald bleibt im cockpit mit handtüchern zugedeckt, das nasse ölzeug zum trocknen aufgehängt... ich gehe in den salon... es ist alles getan, wir machen gute fahrt... alle können uns sehen... wir schlafen ein stündlein.

 

12.00

Etmal: 150

 

12.30

weniger regen tagsüber... aber hohe wellen von der seite... wir passen unseren kurs an, um nicht noch mehr schläge zu kassieren...aber es gehen immer wieder brecher über deck... alles ist salznass. 

 

wolken. wolken. wolken... faszinierende gebilde. harmlos wie wattebausche, die unweigerlich ein lächeln entlocken und zum forminterpretieren einladen... können sie zu schwarzgrau-gelben ungetümen werden mit drohenden walzen am unteren rand, die sich zuspitzen und schließlich als platzregen herniederströmen bis hin zu sturmwolken, die ein schiff schon mal in bedrängnis bringen können. 

die geschwindigkeit, mit der sie sich entwickeln, verändern und fortbewegen ist beachtlich. ein rundblick - kein anzeichen einer dunklen wolke zu sehen... 5 minuten später: eine walze voraus! üblicher weise wären nur die wolken in windrichtung gefährlich, doch in gebieten mit drehenden winden ist es schwierig mit sicherheit sagen zu können, welche wolke uns treffen wird... und auch, wenn eine glücklich vor uns durchzieht, trifft uns die böe an ihrer rückseite beinahe ebenso stark, wie die an der vorderseite. gewitter sind örtlich und gehen rasch vorüber... eine tiefdruckfront, wie diese, dauert tage....

 

13.00

wir essen avocados, maracujas und danach kaffee und kuchen...

 

14.30

grrrrr.....! das fischgeräusch!

hoffentlich ein kleiner - ...nein... wieder ein großes Mahi-Mahi-Männchen! ich wollte ihn frei sehen... Harald will ihn reinholen... aber der haken reisst beim hochziehen des schweren fisches aus und die Goldmakrele sucht glücklich das weite! 

Harald: :(    Conny: :)

 

15.15

ein paar leichtere böen kommen wieder... dann wird der wind schwächer...

wir reffen die Genua aus.

 

16.50

wind nimmt zu... bis 21 kn. 

grrrrrrrr...........wieder ein biss! wieder ein großes Mahi-Mahi-Männchen! bei der bewegten see ist es schwierig, ihn an bord zu bekommen... Harald müsste zur badeleiter runtersteigen, was gefährlich ist bei dem wellengang, vor allem mit Haralds immer noch leicht schmerzenden hand. 

...selbes szenario. beim hochziehen reisst der haken und der fisch schwimmt in die freiheit....

Harald ist nun doch etwas enttäuscht, obwohl wir extra solche haken nehmen, die bei allzu großen fischen (diese hier sind alle um 1,20 meter lang) abbrechen oder reissen...

ich bin wieder froh... ich schaff es nicht mehr ohne skrupel... es sind so wunderschöne fische, diese Mahi Mahi...wie aus dem märchen... verwunschene wesen... in ihren herrlichen farben... meeresgrün - türkis - gold - kobaltblau leuchtend... wie ein einhorn der meere mit ihrem höcker auf der stirn. 

dieser fisch hier sprang wieder einige male in die luft, immer den kopf beutelnd, um den haken loszuwerden... und als er sich immer goldiger färbte, als Harald ihn reinzog... im todeskampf... warum müssen bloß immer die großen beissen!?

 

17.30

ich schneide gerade melanzani und zucchini für das abendessen... 

grrrrrrr....schon wieder ein biss! ...bitte lass es ein kleiner sein! und tatsächlich - es ist ein Bonito. Harald kann ihn ohne probleme reinholen... das töten ist mit seiner hand noch immer schwierig... er trennt ihm vom rückgrat her den kopf ab... was bei den Tunas immer sehr blutig ist. beim ausnehmen kommen viele kleine fische zum vorschein, auch tintenfische...und plötzlich liegt das schlagende herz vor mir... allein, ohne fisch. ich nehme es in die hände und fühle sein schlagen... dann ist es still. es hat die größe einer babyfaust... in diesem moment verstehe ich die naturvölker, die das herz des gejagten tieres aßen... es hat etwas von dank und wertschätzung... ich kann es nicht genau erklären, aber ich beschloss, es ebenso zu essen - nur nicht roh, sondern gebraten. und... es schmeckte sehr gut!! ...offenbar spürt man die natürlichen dinge wieder mehr und mehr, wenn man so direkt an ihnen dran ist. 

das dunkelrote fleisch würze ich mit soja und kühle es ein für zukünftige essen. 

danke Neptun! danke Bonito!

 

23.00

H:

...das boot zischt mit 8 knoten quer zur welle dahin... das 2. Reff im Groß und nur wenige m2 der Genua sind gesetzt. die sterne und der mond sind nur kurz zu sehen, ein grauer wolkenschleier bedeckt den himmel und daraus kommen 23 kn wind... das wasser bringt uns 1 - 2 kn günstigen strom, das ergibt ein fettes Etmail!

meine hand schmerzt noch immer... ich kann ihr nicht die ruhe geben, die sie brauchen würde, um auszuheilen... 

unsere segelstrecke von Recife nach Trinidad Tobago ist länger als eine Atalntiküberquerung von Cap Verden in die Karibik... interessant, dass man diese dinge so unterschiedlich bewertet.

 

 

27. märz

 

00.20

ich wache um 23.30 auf, die wellengeräusche im rumpf sind zu laut... 

bei solch rasanten fahrten ist es im inneren des bootes wie in einem hexenkessel... es gurgelt wie in einem riesigen schlund... faucht wie wenn drachen unter uns durchtauchen...zischt wie feuerzungen auf wasser... schlägt gegen die rümpfe, wie tonnenschwere hammer aus stein... rauscht, rumpelt und kracht, das boot windet sich, federt die tonnenschweren wassermassen etwas ab und hält mit seinen steinharten foam-sandwich-skelett jeder welle stand... nichts für schwache nerven.

es ist auch völlig normal, dass alte boote nicht dicht sind bei solchen anforderungen. dennoch hatte ich mir dieses ziel letzten sommer gesetzt und es mit dementsprechenden maßnahmen auch über ein halbes jahr lang erfolgreich geschafft - bei ununterbrochener belastung!  jetzt kommt jedoch wieder da und dort wasser herein...aber solange es nicht in bereiche wie die schlafkoje vordringt - kann ich gut damit leben.

 

ich gehe hoch ins cockpit und löse Harald ab... wir luven auf 320° an, damit es ruhiger wird...7 kn fahrt.

 

2.00

die gischt der wellen leuchtet kalt im mondlicht, das ab und zu durch die wolken kommt... sterne in einem stück himmel... und eine sternschnuppe!

wir gehen auf 315° zurück... es geht wieder mit 7 - 8 kn rasant dahin. brecher gehen immer wieder über deck, ich bleibe in der inneren navigation und mache alle 10 minuten einen rundblick. noch 300 sm bis zur Teufelsinsel...

 

6.00

... fünfeinhalb stunden dienst gehen zu ende... es wird langsam hell... Harald übernimmt wieder...

 

6.30

H:

wind zwischen 19 und 24 knoten, der himmel in hellem grau. 

die batteriespannung war auf 12,2 volt (ohne windgenerator, den wir abgeschalten haben, um etwas ruhe zu haben - die flüsterflügel haben uns nichts gebracht) - ich schalte ihn wieder ein - und der autopilot fällt sofort aus... offenbar gibt es hier ein spannungsproblem. aber er funktioniert gleich wieder. der windgenerator macht 10 ampere. 

 

09.00

die sonne war nur kurz da.... regenwolken verdecken sie rasch wieder. gut, dass wir auch windkraft zur batterieladung haben, wenig sonne die letzten tage... die wellen gehen immer wieder über deck... bei meinem kontrollgang rund ums deck werfe ich immer wieder kleine Fliegende Fische ins meer zurück...

 

10.30

C:

nach etwas nachschlafen komme ich wieder aus der koje... 

bei einem innenrundgang prüfe ich die undichten stellen, um zu wissen, wo was zu tun ist. alles wird auf die liste gesetzt. 

 

11.15

eine neue größere regenfront überrollt uns... wir haben wieder 30 knoten und machen 9 knoten fahrt... was weniger schläge am rumpf bringt, weil das boot so schnell über die wellen gezogen wird... kein ende in sicht. alle wolken laufen in den Regenwald hinein, der es ja auch braucht... 

 

eigentlich liebe ich den regen... den sommerregen. auch am meer... ohne gewitter und gefährliche sturmböen.... ich liebe sein geräusch, sein prasseln an deck... es erinnert mich an schöne kindheitstage des nichtstuns und lesens... ich muss an ein bestimmtes buch denken, das eines meiner lieblingsbücher war: „Martin und die Regengeister“... unzählige male hatte ich schon gelesen ... vielleicht lese ich es wieder einmal... es ist nun bei meiner tochter, die gottseidank ein ebensolcher bücherfreak ist, wie ich...

 

12.00

Etmal: 170

 

13.30

GPS und AIS fallen immer wieder aus... eventuell gestört durch Wetterfront und/oder Äquatornähe... die Wellenberge werden immer höher, wir surfen ins wellental hinunter, sehen die welle über uns und werden wieder auf den berg hinauf gehoben! Irre!

es ist das erste mal, dass ich solche wellen erlebe. Harald meint, das ist wie bei einer Nordatlantiküberquerung. und es wird wohl auch so weiter gehen... die dichte wolkendecke zeigt kaum auflösungstendezen...

 

16.00

wir spannen den keilriemen beim Backbord-Motor nach, den wir bei einer kontrolle entdeckt hatten und hören plötzlich ein poltern am rumpf! Harald stürmt hinauf - aber es ist nichts zu sehen... seltsam. vielleicht treibgut unter wasser...?

 

20.00

wir essen herrlichen Bonito, dem ich mich, seit ich sein schlagendes herz in händen hielt, besonders verbunden fühle, und rüsten uns für die nacht. wie immer, wenn man so lange auf see ist und solche bedingungen hat, verschwimmen die tageszeiten... 

 

21.30

H:

ich sitze im cockpit, den blick nach hinten gerichtet... plötzlich taucht ein blinklicht direkt hinter unserem boot auf!!!! schock! was ist das? eine boje? haben wir sie überfahren? zu hören war nichts! ich sehe das blinklicht noch lange zwischen den wellen aufblitzen... es ist kein seezeichen verzeichnet, also kann es nur eine fischerboje sein, die ich beim blick nach vorne nicht sehen konnte... ?

 

23.00

C:

ich wache auf, weil wir einen ziemlichen speed machen... Harald ist nicht zu sehen. ich steige ins cockpit. alles in ordnung mit kurs und instrumenten... Harald liegt in der Navi in seinem minutenschlaf, den er immer bei langen Fahrten hat. ich bleibe ein wenig...

die nächte sind wie die tage sehr warm, nur regen ist kühl. tropische meere...

 

00.40

ich übernehme die wache,

 

kurs:  302°, 23 kn wind, 6-7 knoten fahrt.

 

28. märz

 

3.00

unverändert. die graue wolkendecke ist fahl vom dahinter hängenden mond erleuchtet... ein frachter fährt in 5 sm entfernung an uns vorüber... 

 

9.30

4 stunden geschlafen. im salon schwimmt alles... Harald vergaß die luke wieder zu schließen und eine welle landete mitten am salontisch! also machte ich mich daran, das salzwasser zu entfernen...

 

im cockpit entdecken wir, dass die MOB (man over bord)-lampe weg ist! erst kombiniere ich das mit dem poltern, das wir im motorraum gehört hatten, aber nichts gesehen hatten... vielleicht hing sie noch an der schnur unter der brücke... aber das muss das licht gewesen sein, das Harald in der nacht plötzlich hinter dem boot auftauchen sah!!!! na wenigstens sieht man es tatsächlich ;-) wir müssen uns eine neue besorgen... die zweite ist schon früher über bord gegangen... einerseits sollen diese lampen so festgemacht sein, dass sie mit einem ruck mit dem rettungsring gemeinsam über bord fallen - andererseits sollen sie harte see aushalten - das passt nicht zusammen. die original-befestigung hat jedenfalls nicht funktioniert...

 

 

10.30

wir sind gerade dabei in die EU zu segeln! 

ja, richtig gelesen! an der seegrenze von Brasilien zu Französisch Guyana! diese küste ist zum großteil nicht vermessen... Serge von der „Free Bird“, den wir in Jacaré kennen und in Fortaleza noch besser kennen lernten, war hier arzt bei der Fremdenlegion. er erzählte uns viele geschichten... 

hier befindet sich die abschussbasis für sateliten... wegen der günstigen position zum Äquator und der erdrotation kommen sie hier leichter in die umlaufbahn...

 

11.00

Lagebesprechung:

wind bläst aus NNO, 23 - 26 kn. auflandig. keine gewitter mehr, aber dichte wolkendecke und ab und an regen. wir sind endlich im Südäquatorialstrom angekommen, der uns 2 kn schub bringt. sodass wir 7,5 kn trotz wellen fahren. 

die Teufelsinsel erreichen wir voraussichtlich gegen mitternacht. in den seekarten stehen mehrere warnungen wegen untiefen, felsen und hohen wellen. in der dunkelheit sollte man ein solches ankergebiet kennen! ein am meer treiben lassen ist bei diesen wellen nicht machbar.

wenn der mond rauskommen sollte und uns hilft, werden wir es riskieren. wenn jedoch keine sicht vorhanden ist, müssen wir weiter...

alles klar.

 

es gäbe auch hier in Franz. Guyana oder Surinam so vieles zu besuchen und zu sehen. doch sehnen wir uns nach einem schönen, entspannten ankerplatz, wo wir schwimmen und schnorcheln, klar schiff machen können, austausch mit anderen seglern haben und auch mal urlaub machen können! ...das ist nur auf den Karibikinseln möglich. Tobago liegt ideal. Trinidad soll der Hurricane-Hafen für Florimell werden... und vielleicht machen wir einen Abstecher nach Granada, vertraute segelreviere besuchen. sollte es uns tatsächlich langweilig werden, können wir auch mit der fähre nach Venzuela, die großen Tafelberge besuchen... doch spüren wir eher den drang nach ruhe, um die letzten monate verarbeiten zu können. 

...und auf eines freue ich mich besonders... auf die riesigen Lederschildkröten, die zu dieser zeit ihre eier ablegen! ;-)

 

 

12.00

Etmal: 170

wind wird schwächer, 15-17 kn - wir nehmen ein Reff aus dem Groß...

 

 

16.00

der Südäquatorialstrom bringt uns gut voran, bis zu 9,5 kn über grund! er schenkt uns pro Etmal an die 30 sm! 

das wetter wird von tag zu tag homöopathisch besser... die sonne blinzelt ganz schwach durch die wolkendecke...die see ist etwas niedriger, aber kabelig...wind gegen strom.

 

22.30

ich bin seit 20.30 in der koje... jetzt aufgewacht, weil sich die geräusche im rumpf verändert haben... wir sind sehr schnell! Harald steht am steuer...vermutlich brauchen wir ein Reff mehr im Groß... und da sagt er es auch schon... ;-) also rauf aufs deck!

26 kn wind, 10 kn fahrt...

 

 

29. märz

 

2.00

ich übernehme die wache...

wenn alles konstant ist, macht der wachhabende alle 15 minuten rundblick und kontrolle...dazwischen achtet er auf geräusche und instrumente... so ist es möglich, sich immer die paar minuten dazwischen hinzulegen ;-)

 

7.00

der nachtdienst war ruhig, bis 20 kn wind, bis 9,5 kn COG (course over ground) - ich hau mich noch zwei stunden aufs ohr...

 

8.00

H:

leider lässt sich die sonne nicht länger sehen, der himmel ist wieder stark bewölkt. 17 - 20 kn wind, wellen lassen sich halbwegs ohne große schläge überqueren. 8 - 9 kn fahrt!

wir befinden uns querab von Surinam... kurze stopps machen keinen sinn... müssten wieder ins flache küstenwasser, verlieren raum am wind. in den fluss einfahren und ankerplatz suchen, einklarieren, ausklarieren, wieder gegen die kurze welle anfahren usw. 

wäre nur mit einem längeren aufenthalt sinnvoll, um das land zu erkunden... wobei die holländer, die wir bisher trafen, meinten, es sei sehr schön, aber nichts besonderes zu sehen. 

mit einem segelboot muss man sich an die großwetterlage, an wind- und wasserströmungen orientieren, wenn man große reisen machen will, ein jahr ist nicht viel und es ist nicht möglich rund ums jahr in allen meeresregionen zu segeln. während im tiefen süden und norden die herbst- und frühjahrsstürme beginnen und ausklingen, beginnt in drei monaten oberhalb des Äquators die Hurricane-saison. wir haben also nicht ewig zeit...

3 tage noch bis Tobago... wo wir dann hoffentlich die verdiente ruhe finden werden...

 

12.00

Etmal: 180 

 

mit dem wassermacher ca. 60 liter wasser gemacht... er saugt bei dem starken wellengang ab und zu luft, was nicht gut ist...wir müssen dabei bleiben und immer wieder entlüften...

ein frachter überholt uns auf selben kurs Trinidad... 

heute früh habe ich wieder mal brot gebacken - ist gut geworden! 

 

15.00

Harald zerlegt gerade einen Bonito, der angebissen hat... ich mache kaffee...

danach legen wir diverse dinge im boot trocken, die bei dem vergangenen schwerwetter nass geworden sind...

 

16.00

Delfine! ;-)

 

23.23

ich wache auf...wenig wind...das boot hat das „langsamgeräusch“, das die wellen wenig zielgerichtet brechen lässt... Harald ist nicht zu sehen... ich gehe nach oben und mache rundblick... alles ok. 20 kn wind, 6,5 kn fahrt...

 

 

30. märz

 

00.00

ich wecke Harald, der gerade eine tiefschlafphase hat, bevor ich wieder in die koje zurück gehe...

 

01.30

wachablöse... kurs 313°, halbwind 20 kn, bis 8 kn fahrt.

 

03.00

zwei frachter voraus... einer hinter uns. sie weichen alle brav aus. das radar zeigt regenfelder um uns... eines erwischt uns ein wenig...

 

04.00

kühltruhe taut ab... zuwenig strom. wenig sonne tagsüber (solar), wenig wind (windgenerator) und die batterien haben zuwenig kapazität. (kommt auf die liste)

 

05.00

Harald lässt erstmals einen motor mitlaufen, um wieder etwas aufzuladen. 

 

06.45

H:

ich döse in der navigation... es wird schon hell. plötzlich ein warnsignal von den instrumetnen...ich springe auf und peng! mein schädel trifft auf den beam...au! ich stürze etwas benommen nach draussen ... kollisionsgefahr leuchtet auf! - ein großer frachter ist 156 meter neben uns!! ich schau mit dem fernglas zur brücke.. keiner zu sehen. tja - radar macht‘s möglich. 

wir treffen jetzt immer mehr frachter... alle steuern auf die Galleons-Passage zu, die durchfahrt zwischen Trinidad und Tobago am weg in das Karibische Meer...

 

12.00

 

Etmal: 180

noch 300 sm bis Tobago.

 

der wind hat schon seit stunden mehr auf Ost gedreht... segeln jetzt mit Raumen Wind auf Tobago zu. den Südäquatorialstrom haben wir leider auf unserem kurs verloren und somit kommen wir wieder etwas langsamer vorwärts. möglicher weise bekommen wir auch noch den Contercurrent ab, der sich vor den inseln bildet und dieser gegenstrom könnte uns noch langsamer machen... erst weiter im norden vor den inseln teilt sich der meeresstrom und gibt bis zu 4 kn schub in den golfstrom hinein... 

 

20.00

H:

es war ein angenehmer nachmittag mit östlichen winden um die 15 kn... viel seegras schwimmt vorbei, ein angeln ist daher nicht möglich. wenig sonne, die batterien sind fast leer, zuwenig strom. nur 3 ampere von windgenerator. ich muss wohl wieder den motor eine stunde laufen lassen.

 

 

31. märz

 

1.00

...der mond und ich übernehmen die nachtwache. er ist jedoch nur kurz als oranges schiff zusehen und versteckt sich gleich wieder hinter wolken.

Kurs 314°, 10-18 kn wind, 5-6 kn fahrt.

 

6.00

...keine besonderen vorkommnisse... ich hab nebenbei gelesen.. „Einfach Göttlich“ von Terry Pratchett... sehr amüsant!

Harald übernimmt die wache.

 

10.10

die letzte nacht auf see steht uns bevor. wir kommen gut voran...

 

12.00

Etmal: 180

wieder ein gutes etmal, die strömung hat uns 35 sm mitgenommen...

 

16.00

es ist wieder oder immer noch komplett bewölkt... diese große wolkenmasse... ungewöhnlich.

 

17.30

wind dreht und wird stärker - 25 kn aus OSO... wir geben das 2. Reff ins Groß... die Genua lassen wir zu 40% draussen. zum abendessen gitbt es fisch...

 

 

1. april

 

13. tag auf see seit Fortaleza!

wir waren schon öfter solange allein nonstop auf see... es macht uns nichts aus - im gegenteil wir lieben es als abwechslung zum küstensegeln. 

wir sind immer ca.120 seemeilen von der küste entfernt gesegelt, um den Meeresstrom nützen zu können. den vielen öltürmen vor Venezuela und Trinidad sind wir großräumig ausgewichen. 

die segelzeit ist für mich wieder rasch vergangen... die tage rinnen dahin im rhythmus der planeten und der schlaf- und wachezeiten. 

heute werden wir in Tobago ankommen! wir freuen uns beide darauf, endlich wieder in buchten ankern zu können, in denen man auch schwimmen kann. 

 

04.30

der wind kommt achterlicher. ich fahre ihm nach... 6 - 7 kn fahrt. blöde welle von Steuerbord schräg hinten... kommt unter das schiff und schlägt dort zwischen den rümpfen  mit aller kraft auf die brücke zwischen den rümpfen... ein schlafen ist nicht möglich gewesen... bin die ganze nacht wach. 

Terry Pratchett konnte mir mit „Einfach Göttlich“ die laune verbessern... herrlich, wie er darin die religionen und den glauben der menschen aufs korn nimmt. 

Harald schläft seit 2.00 in der navi... das ist gut. 

 

06.00

ich wecke den Captain... vielleicht kann ich ja doch noch ein wenig schlafen. die welle kommt jetzt mehr von achtern... ist etwas besser. der autopilot ächzt jedoch jedesmal, wenn die wellen dem ruder so enormen druck geben... der treibriemen rutscht dann etwas. durch... vielleicht kann Harald ihn nachspannen...

noch 30 sm bis Tobago...

 

11.00

15 sm vor Tobago und es ist nichts zu sehen. die wellen werden höher und steiler, der autopilot tut sich schwer, den kurs zu halten. Harald flucht manchmal am steuer... „solche biester!“ ... (er meint die wellen.)

 

11.20

der wind kommt aus 130° und es ist somit möglich, die Genua nach Stb zu schiften. mit der unguten welle wurde der kurs mit beiden segeln (groß und Genua auf Bb) immer schwieriger - jetzt im Butterflystil haben wir gegendruck von der Genua und das boot ist stabiler. 

 

11.35

LAND IN SICHT! Tobago 8 seemeilen voraus!

 

12.00

Etmal: 180

Logge: 10.111 seemeilen !!

 

wir steuern auf die nordostspitze Tobagos zu, der strom drückt uns gegen Norden vor dem wind auf die küste zu...

 

12.45

ein schwarm sturmvögel begrüßt uns und es ist schön, „vertrautes“ land zu sehen... die zackigen felsinseln... die Karibik hat uns wieder!

 

14.00

Harald muss per hand durch die aufgewühlten kreuzseen zwischen den kleinen inseln steuern... ich berge die segel... es geht an Little Tobago vorbei zum Nordcap... mit bis zu 11,5 kn fahrt über grund!

...und hinein in die Charlotteville-Bay ... wo wir vor traumhaften stränden ankern...

 

als erstes springen wir ins klare meerwasser!! juchuuuu! herrlich! wenn man so lange wie wir an so vielen küsten unterwegs war, schätzt man die natürlichen, sauberen buchten der Karibischen Inseln besonders. 8 monate bisher... und wir konnten kaum irgendwo schwimmen! immer war es zu schmutzig, zu gefährlich, zu stürmisch oder einfach nicht möglich... fahrtensegeln eben. 

 

jetzt muss das schiff gesäubert werden... zumindest das cockpit von salzwasser befreit werden, damit wir gemütlich sitzen können... also starte ich mit putzfetzen und chlor bewaffnet (gegen schimmel, der besonders gern in salzwassernassen stauräumen entsteht) die erste putzaktion...

cockpit reinigen, pölster reinigen, regenschutz montieren, nasse matten abspritzen und trocknen, wassermacher anwerfen, stauräume lenzen, beiboot-motor tauschen und gängig machen.... wäsche einweichen... usw. usw. wir hoffen auf regen, der das schiff wäscht...

 

16.30

oje! Harald muss einklarieren... und wir erfahren gerade von anderen seglern, der Custom hat nur bis 16.00 offen! wochenende ist geschlossen und montag muss man „überzeit“ zahlen, wenn man vor dem wochenende angekommen ist. Harald fährt trotzdem an land.. und siehe da! hier gehen die uhren eine stunde später als in brasilien... er kommt noch rechtzeitig! :)

 

18.00

mit einer flasche wein vom Fogo auf den Cap Verden, die ich aufgespart hatte, setzen wir uns ins cockpit und genießen die ruhe... 

 

welch ein unterschied zu Brasilien! wir kommen zu dem schluss, dass man Südamerika besser ohne boot bereist... die Karibik jedoch ist mit einem boot am schönsten! wir sind froh, hier zu sein... jetzt beginnt unser Urlaub!